Zurück im etwas anderen Tunesien
und von diesem hat er auch ein paar Samen da, die er mir zeigen kann. Aber die Gewürzmischung Tabil , die wir eigentlich meinen, hat er im Moment nicht vorrätig, und er kann mir gerade auch nicht genau sagen, wie sie sich denn nun zusammensetzt. In Windeseile haben wir eine Ladendiskussion entfacht, zu der immer mehr Passanten von draußen dazu stoßen. Erstmal wird diskutiert, ob es Tabil oder Tebel heißt, und dann streiten sie sich über die Zusammensetzung. Koriander, Knoblauch, Kreuzkümmel, Chili, das sind die Namen, die immer wieder fallen. Aber ansonsten hat jeder noch andere Zutaten, die er seiner eigenen Geheimmischung zufügt.
Man, man, man ihr Experten, ihr verwirrt mich ganz schön! Wenn ihr es nicht genau wisst, wer dann?
Meine Dolmetscherin mit ihren drei Jahren Schulenglisch ist auch schon leicht überfordert und kommt bei den ganzen Fachbegriffen nicht mehr mit. Ist nicht weiter schlimm, denn dieser Händler hat ja sowieso keine Tabilgewürzmischung da, also können wir auch ruhig wieder die 5 Meter zurück nach Hause gehen. Spontan fällt meiner Begleitung ein, dass wir doch eigentlich ein wenig bummeln gehen können, wenn wir schon einmal hier sind. Na fein ausgedacht, ich habe zwar Bummelklamotten an, aber wirklich bummeltauglich sind diese und mein Badeschlappen nicht. Egal, hier kennt mich eh niemand, bis auf jeden Zweiten, der mich nun beim Bummeln begrüßt, weil er entweder mit mir verwandt ist, oder mich auf den Hochzeiten kennen gelernt hat. Wenigstens gibt es hier nicht all zu viele Läden zum Shoppen, sodass wir bestimmt bald durch sind mit der Tour. Komischerweise finden wir jetzt in jedem Haus irgendwelche Läden, die mir früher nie aufgefallen sind. Hier gibt es ja wirklich alles und wir wandern 5 x 5 x 5 x 5 Meter im Quadrat, von einem Lädchen zum anderen. Selbst ganze Fabrikhallen mit Schneiderwerkstätten verbergen sich hinter der einen oder anderen Häuserfassade. Im Hinterstübchen speichereich mir schnell, wo ich was Interessantes sehe, damit ich später mit meinem Mann noch einmal herkommen kann. Irgendwann erreichen wir auch einen zweiten Gewürzladen und versuchen hier nun unser Tabilglück. Heiliger Strohsack, hier sieht es ja noch schlimmer aus als im ersten Laden. Das hier ist keine Rumpelkammer, das ist eine Rumpelpumpelkammer! Mich juckt es schon allein beim Hinschauen. Alles dermaßen verstaubt und dreckig, dass man gar nicht unterscheiden kann, ob es ein Gewürz- oder ein Dreckhaufen ist. Spinnweben und Kriechviecher, wo man nur hinschaut. Na Volltreffer! Und wie hygienisch, jeder wühlt mit seinen Händen überall drin herum. Augen zu und durch, es gibt ja schließlich noch das Sprichwort „Dreck reinigt den Magen"!
Auf jeden Fall hat sie die Gewürzmischung Tabil, auch wenn ich das jetzt hier, bei ihr, nicht kaufen möchte. Wobei auch sie uns übrigens nicht wirklich beantworten kann, was denn nun genau in dieser Mischung ist. Wir beenden unsere kleine Shoppingtour und machen uns lieber wieder die 5 x 5 x 5 x 5 Meter zurück nach Hause, die in der Mittagshitze noch einmal doppelt so lang sind.
Jetzt könnte ich ja schnell ins Internet, aber die Tochter des Hauses ist zurückt und surft schon wieder fleißig selber in den unendlichen Weiten des WWW. Lange verschnaufen kann ich sowieso nicht, denn um kurz vor eins erscheint Leila, die mich abholen will. Zusammen mit Wafa und klein Eya wollen wir zu Noura gehen. Ich freue mich schon sehr, denn Noura ist Englischlehrerin und mit ihr habe ich in den vergangenen Wochen am meisten gechattet. Bei ihr zu Hause bin ich bisher noch nie gewesen und verlasse mich auf meine Begleiter, die mal wieder meinen, dass es nicht weit ist! Irgendwie beschleicht mich direkt ein ungutes Gefühl.
„ Es ist nicht weit!“ , hört sich schon wieder an wie „Es sind nur 5 Meter!“
Wie weit 5 tunesische Meter sind, weiß ich ja inzwischen. Die ersten 5 Meter führen uns den Berg zum Gewürzhändler hinauf und nun lüftet sich für mich auch das Geheimnis, woher die ganzen Shoppingläden kommen, und warum ich sie vorher noch nie bemerkt habe. Jetzt in der Mittagszeit höre ich überall ein Ratternund die Rollläden werden an den Läden heruntergelassen. Wenn diese verschlossen sind, sieht man nämlich nicht mehr, was sich dahinter verbirgt und es scheint als wären es teilweise ganz normale Häuser. Wir überqueren die Hauptstraße und stehen vor dem nächsten Berg.
Meine lieben Begleiter, ihr wollt doch nicht etwas diesen Berg rauf
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