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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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noch günstiger, als in Deutschland Waschen, Schneiden, selber Föhnen. Und lustiger ist es auf alle Fälle auch!

Prinzesschen auf der Kichererbse
    Da steht es nun, mein neues Ich, und möchte einfach nur hinaus in die große weite Welt. Was wird mein Mann sagen und wird mich die Familie überhaupt erkennen?
    Ich bin so was von gespannt und kann es kaum abwarten, dass wir endlich den Salon verlassen. Einen Moment muss ich mich noch gedulden, denn Noura und Leila sind noch nicht ganz fertig. Es fehlt noch die Prise Glitter, die Friseuse und Frisöschen nun bei beiden über die Haare streuen. Wow, die sehen jetzt aber auch wunderschön aus. Dieser Beautysalon scheint ein wahrer Zaubersalon zu sein! Zum Abschied fragen sie uns, ob wir uns hier nicht auch noch umziehen möchten, aber das muss nun wirklich nicht sein. Erstens ist es noch viel zu früh und zweitens ist das Brauthaus doch direkt auf der anderen Straßenseite. Wir bedanken uns bei den zwei Zauberfeen und gehen raus auf die Straße.
    Mein Herz klopft ganz laut, denn vor dem Brauthaus ist die Straße vollbesetzt mit männlichen Zuschauern, die bei den ganzen Festlichkeiten bisher ausgeschlossen waren. Mein Mann sitzt auch dabei und kann jetzt nicht glauben, was er da sieht. Er schaut einmal, er schaut zweimal, er schaut dreimal und fragt dann mit einem Lachen, wer das denn ist und ob seine Frau noch drinnen beim Frisör sitzt! Witzbold!
    Dann sagt er aber, dass ich aussehe wie eine Prinzessin, und nimmt mich fest in den Arm. Alle lachen und aus dem Haus kommen nun sämtliche Tanten und Cousine heraus geeilt.
    Oh je, Vorsicht! Bitte jetzt nicht alle abknutschen, sonst ist mein Make-up direkt wieder weg!
    Glück gehabt, sie denken ausnahmsweise einmal mit und drücken mich nur ganz sanft und rufen mehrmals: „Sahha, sahha, sahha! “
    Da es draußen etwas zu warm ist, gehen wir lieber hinein ins Haus, damit unser schönes Make-up nicht sofort zerfließt. In den großen Räumen ist alles zur Seite geräumt und überall stehen Tische und Stühle für das Essen heute Abend bereit. Es ist geplant, dass dieGäste erst hierher zum Brauthaus kommen, etwas essen und dann von hier zur Feier gehen. Diese findet in einer Art Scheune oder Garage statt, die ein Nachbar auf der anderen Straßenseite zur Verfügung stellt. Im Moment kann ich mir noch nichts darunter vorstellen und habe sie auch noch nicht gesehen, aber es wird schon irgendwie werden.
    Ja, ja Essen, darauf darf natürlich nicht verzichtet werden, ist schließlich die Lieblingsbeschäftigung der gesamten Familie. Zügig bekomme ich wieder einen Stuhl unter den Po geschoben und ein paar Teller mit den Leckerein vorgesetzt, die sie heute Morgen zubereitet haben.
    In meinem Kopf tauchen Friseuse und Frisöschen auf, die ihre Warnung von eben wiederholen: „ Nichts essen und nicht aus Gläsern trinken, sonst ist das Make-up schnell verschmiert!“
    Nein, nein, das möchte ich ja selber nicht und ich stopfe mir nur ein paar Weintrauben in den Mund. Damit wird hoffentlich nichts schief gehen.
    Die Zeit schreitet voran und immer mehr Gäste kommen am Brauthaus an, um die kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Wir machen ihnen Platz und wollen uns in Leilas Zimmer zurückziehen, als von draußen ein lautes Yallern ertönt. Safia ist vom Frisör zurück und fährt mit einem lauten Hupkonzert vor dem Haus vor. Es ist fast 19:30 Uhr und sie war schon gegen 14 Uhr zu ihrem Termin aufgebrochen. Ich bin so gespannt, wie sie aussehen wird, denn jetzt ist ihr großer Moment gekommen.
    Verhüllt in einem weißen, wunderschön bestickten Umhang betritt sie das Haus und Fausia lüftet nun die Kapuze. Ich bin sprachlos! Sie sieht aus wie eine richtige Prinzessin in einem Kleidertraum aus Pink. Wie die Prinzessin auf der Erbse. Die Haare kunstvoll hochgesteckt und ein Make-up, bei dem sich meins ehrlich verstecken muss. Ich habe Tränen in den Augen, die jetzt bloß nicht rollen dürfen, denn sonst hab ich Streifen in der Farbschicht. Durchatmen und ganz tapfer sein.
    Schnell hole ich meine Fotokamera, damit ich mich damit etwas ablenken kann. Safia wird ins Wohnzimmer geführt, wo sie auf dem Sofa drapiert wird und ihren glitzernden Fächer gereicht bekommt. Meine Güte, wie viel Stoff hat dieses Kleid, es sieht aus, als ob sie in den Stoffbahnen gleich verschwindet. Sie richtet sich ein wenig auf und fängt majestätisch mit ihrem Fächer an zu fächeln. Welch ein Anblick, es sieht aus wie gemalt.
    Apropos gemalt, mir fällt auf,

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