Zurück im etwas anderen Tunesien
„normal“ überfüllt werden.
Beim Caddy geht dann aber die große Zaubershow los. Ein Caddy hat vorne zwei normale Sitzplätze und hinten eine geschlossene Ladefläche für Transportgut, was aber in diesem Moment niemanden zu interessieren scheint. Die Klappe vom Caddy geht auf und einer nach dem anderen steigt ein.
Hallo, der muss doch langsam mal voll sein, oder steigen die unbemerkt auf der anderen Seite durch ein unsichtbares Loch wieder aus?
Ausgestiegen ist niemand und es wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben, wie die sich alle in diesen Wagen gequetscht haben. Die Klappe wird geschlossen, aber es stehen immer noch Dutzende Personen auf der Straße. Die werden nun senkrecht und waagerecht auf die Ladefläche des Kleintransportes gestapelt, bis alle verstaut sind. Oh man, das hätte sich in Deutschland bestimmt niemand getraut.
Damit ihnen auf der Fahrt auch bloß nicht langweilig wird, bekommen sie noch ein Trömmelchen mit auf den Weg und ein Tablett mit Keksen. Der gute alte Keks für unterwegs, da ist er wieder! Der Konvoi setzt sich trommelnd und hupend in Bewegung und ist dabei so laut, dass selbst ich das mit meinen Minus 50 Prozent Hörvermögen mitbekomme. Unfassbar! Mag mir gar nicht vorstellen, wie die im Nachbarort ankommen.
Eine Weile sitzen wir noch mit der verbliebenen Familie vor dem Haus und reden über den vergangenen Tag, bis wir um 3 Uhr endlich nach Hause aufbrechen.
Am liebsten würde ich mich sofort hinlegen, aber ich muss mich noch von meiner Schminke befreien. Da Friseuse es so gut mit mir gemeint hat, benötigte ich noch mindestens eine Stunde, ehe ich die fünf Kilo Make-up von meinem Gesicht gemeißelt habe. Mein Gott, die scheint wirklich besonders haltbare Farbe verwendet zu haben.
Geschafft falle ich auf mein Nachtlager im Wohnzimmer und hoffe, dass das abgeschminkte Prinzesschen jetzt, ohne Kichererbsen unter der Matratze, ihren wohlverdienten Schönheitsschlaf bekommt.
Am Kaktus links
Freitagmorgen, der letzte offizielle Urlaubstag bricht an! Müde liege ich auf meiner Matratze und mag gar nicht aufstehen. Besser hören kann ich auch noch nicht. Immer noch hört sich alles so wattig und weit weg an. Hoffentlich habe ich nicht wirklich einen Hörsturz, das wäre ja dann ein katastrophales Ende von meinem Hochzeits-Hopping!
Heute werde ich es ganz ruhig angehen, damit ich später noch Kraft habe, um unsere Sachen zu packen und am Abend kurz die heutige Hochzeitsveranstaltung zu besuchen. Heute ist endlich der Bräutigam an der Reihe, der bei seiner Familie im Nachbarort einen Herrenabend abhält. Da die Damen keinen Tag pausieren möchten, sind sie natürlich auch eingeladen und für mich ist es die letzte Chance, den Bräutigam endlich einmal persönlich kennen zu lernen. Bisher haben wir uns immer irgendwie verpasst.
Den Tag ruhig angehen zu lassen, hat sich in dem Moment erledigt, als mein Mann mir freudig mitteilt, dass er heute noch einen letzten Ausflug mit mir unternehmen möchte, damit ich wenigstens noch einmal das Meer sehe. Ok, das können wir ja „ruhig“ machen. Die Fahrt soll nach Raf Raf gehen, was ich eigentlich schon kenne, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Ein paar Fotos machen und ein wenig am Strand entlanglaufen kann nicht schaden.
Tja, eins, zwei, drei ist unser Auto auch schon wieder voll mit Cousins von meinem Mann, die uns alle begleiten möchten. Sie waren am Vortag schon einmal dort, an einer ganz besonderen Stelle, die sie mir unbedingt als Abschlusshighlight zeigen wollen. Weil diese Stelle nur schwer zu erreichen ist und sie den Weg kennen, hat mein Mann sie dann quasi eingeladen mitzukommen. Genau! Tunesier, die den Weg kennen! Hatten wir das nicht schon mal? Das gibt’s doch nur im Märchen!
An der dritten Straßenkreuzung bestätigt sich meine Vorahnung auch schon, denn dort ist direkt Schluss mit Weg kennen . Ab hier wird an jeder Kaktusblüte und jedem Cafe angehalten, um nach dem Weg zu fragen. Fünf Fragen, zehn Meinungen und so fahren wir in jedem Ort hin und her und her und hin, bis ich alle Straßenkenne. Das ist ja schlimmer, wie in einem Labyrinth! Wir fahren bergauf, bergab, bergauf, bergab, von rechts nach links und von links nach rechts. Durch Straßen, die schon keine Straßen mehr sind und über Wege, die scheinbar ins Nichts führen. Zu dem sollte man mit ALLEM rechnen! So wundert es mich auch nicht, als uns nach einer Kurve plötzlich ein Segelboot auf der Straße entgegen kommt.
Warum auch nicht? Ist auf
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