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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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gewarnt. Erinnert ihr euch? Bevor wir ans Ende der Welt gesegelt sind, hat er uns gesagt, dass sie nur an sich denken wird. Und genau das ist passiert. Oder halt, wartet!«
    Er holte tief Luft.
    »Es ist noch viel schlimmer. Denn ab heute besitzen die da den Ring.«
    Er zeigte in Richtung von Eulenfels’ Schloss.
    »Ab heute sind die da unbesiegbar geworden und ab heute wird die Welt so, wie sie es sich wünschen. Wie Eulenfels sie sich wünscht oder Talleyrand und der König von Frankreich, und es gibt niemanden mehr, der sie aufhalten kann.«
    Will atmete heftig. Er stand auf der Wiese und gestikulierte wild mit den Armen.
    »Es gibt nämlich keine Piraten mehr. Die Piraten sind tot. Ja, ich bin in New Nassau gewesen. Ich habe das Werk von Talleyrands Männern gesehen. Ich habe die umgestürzten Türme gesehen. Ich habe gesehen, wie die Witwe Chen vor mir in der Lagune versank, und ich habe gehört, was sie Blind Black Soul Whistle angetan haben. Ja, Blind Black Soul Whistle ist jetzt verrückt. Er ist ein Schwachkopf geworden, hört ihr, ein Depp.«
    Will senkte die Stimme.
    »Und er war unser Freund. Erinnert ihr euch, wie wir mit ihm zusammen vor der Insel des vergessenen Volks die französische Flotte im Meer versenkt haben? Oder seht ihr ihn noch im Turm des Valashelm stehen und hört ihr, wie er uns zuruft: Wir sehen uns wieder! Hörst du das, Jo? Und seht ihr ihn winken? Tule, Tabea, Moses und Teh?«
    Da stutzte der Junge und warf einen Blick auf das glitzernde Wasser: Die Spree wurde breiter. Ja, sie wurde so breit wie der Ozean, und da spürte der Junge seinen kostbaren Traum. Er hatte ihn wiedergefunden und in seiner Wut war er mehr als bereit, ihn wieder zu träumen. Nein, er wollte ihn leben und für ihn sterben.
    »Gut?«, fragte er mit bebender Stimme. »Dann wisst ihr jetzt, dass wir die Einzigen sind. Wir sind die letzten Piraten, die es noch gibt. Wir sind die Letzten, die sie noch aufhalten können und wenn ihr bereit seid, für die Freiheit zu sterben, dann erzähl ich euch jetzt meinen Plan.«

Ein Meer aus Seide in einer Hölle aus Gold

    ls Hannah erwachte, wusste sie für einen kurzen und glücklichen Augenblick nicht, wo sie war. Die angeblich beste Piratin der Welt, die in der letzten Nacht ihr Stroh noch mit Ratten und Kakerlaken geteilt hatte, lag jetzt in einem Meer aus roter und golddurchwirkter Seide.
    Ja, dachte sie und glaubte zu träumen: So sieht das Meer aus, wenn die Sonne untergeht.
    Doch dann sah sie durch die Schleier ihres riesigen Himmelbetts in das prächtige Schlafzimmer, in dem ihr eine lautlose Heerschar von Dienerinnen gerade ein Bad bereitete.
    »Die Prinzessin ist wach. Und Ihre Durchlaucht hat gerade gelächelt.« Ihre Stimmen klangen wie leises Vogelgezwitscher. »Oh, ist sie nicht schön wie der Sonnenschein?«
    Hannah verdrehte widerwillig die Augen.
    »Ja, aber nur, wenn sie diese hässlichen Kleider auszieht. Das ziemt sich doch nicht für eine solch edle Dame. Für eine künftige Königin.«
    Hannah stutzte. Sie hob ein Bein und einen Arm aus den dicken Kissen und erkannte gerade erleichtert, dass sie noch immer ihr Piraten-Outfit samt den Stulpenstiefeln trug, als eine der Dienerinnen ihre Hand nahm und ihr den roten Handschuh auszog.
    »Gütiger Himmel!«, rief das Mädchen entsetzt. »Schaut euch das an!«
    Sie starrte zusammen mit Hannah auf die fünf haarigen Warzen, die sich mitten auf deren Handrücken zu einem fußknöchelgroßen Auswuchs türmten.«
    »Schaut euch das an! Ist das die Pest?«
    »Ja«, zischte Hannah, als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte. »Das ist sie und du wirst sie kriegen! Ihr kriegt sie alle, hört ihr, wenn ihr mich noch einmal berührt.«
    Sie spürte sofort, wie aufgrund dieser Lüge die sechste Warze aus ihrem Po herausplatzte. Doch das war ihr egal.
    »Und das, was ihr hier seht, ist erst der Anfang. Ich hab noch mehr von den Dingern. Wollt ihr sie sehen?« Sie sprang aus dem Bett und verfolgte die fliehenden Dienerinnen in die endlosen Flure des Schlosses. »Ja, lauft nur! Los, lauft! Lauft um euer kleines, erbärmliches Leben!«
    Dann rief sie nach Eulenfels.
    »Hey, Freiherr, wo steckst du? Behandelt man so die Prinzessin von Frankreich?«
    Sie zog ihren Handschuh wieder über die Warzen.
    »Wedelt hier der Schwanz mit dem Hund? Sagt hier der Diener dem Herrn, was er tun soll?«
    Sie lief durch die Gänge, musterte die zwei Dutzend Türen, die alle gleich aussahen, und stieß jede auf.
    »Hey, Fettsack, ich

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