Zurück in Virgin River (German Edition)
Krankenhaus“, beschwichtigte Preacher. „Aber ich weiß, was in deiner Situation am besten hilft. Kriegsheimkehrer erhalten hier immer eine Gratismahlzeit. Gut, du hast auch vorher hier schon immer kostenlos gegessen, aber weil du im Krieg gewesen bist, kannst du hier essen und trinken, so viel du willst. Es geht alles aufs Haus. Genauso wie bei den Polizisten, Ärzten und Feuerwehrmännern. Du weißt … So wie wir es immer schon gehalten haben. Du dienst deinem Land, und Jack dient dir. Du musst so langsam einen echten Lagerkoller bekommen, wenn du immer nur bei deiner Großmutter herumsitzt. Schau doch einfach mal zwischendurch vorbei. Das wird dich auch wieder ins Leben zurückbringen. Eins nach dem anderen. Ganz wie du willst.“
„Vielleicht“, entgegnete Rick. „Aber ich muss euch vorwarnen. Ich bin momentan keine gute Gesellschaft. Fragt mal Jack.“
Alle wandten sich zu Jack um. „Ich hoffe, das bessert sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch wieder. Vielleicht sollten wir auch mal runter zum Fluss …“ Er grinste, obwohl er Rick mit einem finsteren Blick bedachte, der eher darauf schließen ließ, dass er Rick lieber ertränkt hätte, statt gemeinsam mit ihm zum Angeln zu gehen.
Rick lächelte schwach. Jack war ein wirklich toller Kerl, aber er konnte nur schlecht mit Übellaunigkeit umgehen, und Rick hatte ihm eine Menge davon zugemutet. „Seht ihr?“, sagte Rick und sah Preacher und Paige an.
„Na, dann versuch es mal hiermit“, schlug Paige vor und drückte ihm das Baby in den Arm. „Sie versetzt alle in gute Laune.“
„Tatsächlich?“, fragte Rick und drückte das Baby an sich. „Wo ist der kleine Kerl?“
„Chris ist in der Schule. Er geht jetzt in die erste Klasse.“
„Oh Gott, war er etwa in dem Bus, der einen Unfall hatte?“, fragte Rick voller Mitgefühl. „Jack hat mir davon erzählt.“
Paige schüttelte den Kopf. „Er war an dem Tag zu Hause. Ich hatte ihn wegen des grässlichen Wetters zu Hause behalten. Wenn er kein Erstklässler mehr gewesen wäre, hätte ich das vermutlich nicht getan. Aber jetzt fahre ich ihn lieber selbst, bis ich mein Vertrauen in die Busgesellschaft wiedergefunden habe.“
„Ich bin jahrelang mit diesem Bus gefahren. Der Unfall hat sie bestimmt ganz schön erschreckt“, sagte Rick und schnupperte am Hals des Babys, während es ihm auf die Wange patschte.
Preacher grinste und tauschte einen amüsierten Blick mit seiner Frau aus. „Der Unfall hat die ganze Stadt schockiert“, erklärte er Rick, darum bemüht, Ricks zärtlichen Umgang mit dem Baby nicht zu auffällig zu beobachten. „Wie wäre es mit einem Sandwich? Ich bereite gerade welche fürs Mittagessen vor. Und ich muss dir unbedingt das neue Haus zeigen, das Paul für mich und Paige baut – es ist fantastisch. Er hat ein richtiges Haus aus der kleinen Wohnung gemacht.“
„Ja, gerne“, erwiderte Rick und lachte, weil Dana ihre Stirngegen seine presste und mit den Lippen ein blubberndes Geräusch machte.
Lächelnd kehrte Jack hinter den Tresen zurück. Es stimmte. Ihm fehlte die Geduld. Aber der winzige Fortschritt, den Ricks Genesung machte, genügte, um ihn wieder mit Hoffnung zu erfüllen.
11. KAPITEL
E s war Freitagnachmittag. Jerry Powell saß an seinem Schreibtisch. Während der Therapiestunden verzichtete er zwar darauf, sich Notizen zu machen, schrieb aber anschließend eine Zusammenfassung für die Akte des Patienten. Als er die Tür hörte, schloss er die Akte und verstaute sie rasch im Aktenschrank. Lächelnd begrüßte er Liz, die seine Praxis betrat.
„Hallo“, erwiderte sie und nahm auf einem der Stühle Platz.
Solche Zufälle kamen in Jerrys Praxis nicht annähernd so häufig vor, wie man annehmen sollte, vor allem, wenn man die Größe der Stadt in Betracht zog. Er hatte Liz nach dem Tod ihres Babys schon einmal therapiert. Sowohl in Eureka als auch in Fortuna gab es Schultherapeuten, die Jerrys Arbeit sehr schätzten und ihn weiterempfohlen hatten. Nachdem Rick im Irak verwundet worden war, hatte Liz ihn wieder aufgesucht. Immerhin hatte er ihr schon mal helfen können.
Falls Rick und Liz miteinander gesprochen hätten, hätten sie vielleicht festgestellt, dass sie beide bei ihm in Therapie waren, doch von ihm würden sie es nicht erfahren. Und die Informationen, die er von ihnen über den jeweils anderen bekam, beeinflussten seine therapeutische Arbeit nicht, obwohl es wahrscheinlicher erschien, dass er sich dessen bloß nicht bewusst
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