Zurück in Virgin River (German Edition)
Wir kamen gut miteinander aus, und obwohl wir uns erst ein paarmal verabredet hatten, fühlten wir uns zueinander hingezogen, und … na ja … so etwas passiert eben. Die Einzelheiten sind überhaupt nicht wichtig, und sie gehen, außer uns, auch niemanden etwas an.“
„So etwas passiert eben“, wiederholte sie und schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht weiter verwunderlich. Und es ist erst recht kein Verbrechen. Die paar Leute, die Bescheid wissen, werden Kid Crawford sicher keinen Tipp geben, falls du davor Angst hast.“
„Welche Leute?“, fragte sie.
„Es sind nicht viele. Nur Mel, Vanni und Dr. Stone. Und auch noch Paul, und dank unseres Treffens gestern in der Bar weiß es nun auch Jack. Jack ist der einzig unsichere Faktor, wobei ich eigentlich überzeugt bin, dass er dichthalten wird, er hat bestimmt keine Lust, sich deswegen mit Mel zu streiten. Paul will nicht, dass Vanni ihn umbringt, also ist er auch kein Problem.“
„Toll“, sagte sie.
„Selbst wenn es eines Tages herauskommen sollte … es ist doch auch irgendwie witzig.“
„Witzig?“
„Überleg doch mal, zwei Fremde sitzen alleine in einer Bar und tun sich selber leid, und dann lernen sie sich nicht einfach nur kennen und trösten sich gegenseitig, sondern sie gründen in der Nacht auch gleich noch eine Familie. Und nicht nur mit einem Kind, sondern mit Zwillingen. Und später begegnen sie sich in einer kleinen Stadt wieder. Das glaubt doch kein Mensch. Ich weiß, dass es so nicht geplant war, dennoch bedauere ich das Resultat überhaupt nicht.“
Abby wirkte verstimmt. Und ungehalten. „Tja, mir tut es sehr leid.“
„Nein. Tut es nicht. Du hasst Komplikationen, aber du erwartestZwillinge, und ich werde dich nicht alleine lassen und dir helfen. Einer ist ein Junge, und ich hoffe, das andere wird ein Mädchen. Das sind vielleicht die einzigen Kinder, die ich je bekomme, und ich wünsche mir eins von jeder Sorte.“ Er grinste dämlich und wusste es auch.
„Wenn du meine juristischen und finanziellen Probleme hättest, wärst du nicht so rücksichtslos.“
„Du solltest einen Anwalt aufsuchen“, schlug er vor.
„Ich habe einen Anwalt!“
„Ich bin mir nicht sicher, dass du einen guten Anwalt hast. Du bist über den Tisch gezogen worden.“
„Hör zu, Cameron, ich kann mir keinen anderen Anwalt leisten. Der letzte hat mich schon beinahe ruiniert. Ich habe meine gesamten Ersparnisse dafür benutzt und sogar meine Wohnung verkauft …“
„Ich kümmere mich darum.“
Sie erstarrte. „Warum?“
„Weil, meine liebe Abby, es in meinem eigenen Interesse liegt, dir diesen Affen vom Hals zu schaffen. Wenn wir deine Probleme aus dem Weg geräumt haben, können wir vielleicht endlich als Team funktionieren.“ Er lehnte sich zurück. „Hoffe ich jedenfalls.“
„Ich will nicht, dass du das für mich tust“, wehrte sie ab. „Ich will dir nicht so viel schuldig sein.“
Cameron zuckte bloß die Achseln. „Du bist so oder so an mich gebunden. Das sind meine Kinder genauso wie deine.“
„Was für ein verdammter Mist“, schimpfte sie, verzog den Mund und griff nach ihrer Teetasse.
Cameron blieb stumm und sah sie finster an. Als sie die Tasse abstellte, musterte sie ihn und fragte: „Was machen wir nun?“
Er schüttelte den Kopf. „Du willst die traurigen Dinge, die ich manchmal hier in der Praxis erlebe, gar nicht wissen, Abby. Du sorgst dich um die falschen Sachen – zum Beispiel die Frage, wer deinen Anwalt bezahlt, oder dass wir uns nicht schon lange kannten, bevor das mit den Babys passierte. Sei dankbar. DieKinder sind gesund, kräftig und soweit wir es beurteilen können, gedeihen sie prächtig.“
Sie legte die Hand auf ihren Bauch. „Bist du so ruhig und vernünftig, weil du nicht schwanger bist?“, fragte sie ihn.
„Nein, Schatz. Weil ich verzweifelt bin. Denn du hältst den Hauptgewinn fest in der Hand.“
Als Jack am Ende eines langen Tages endlich nach Hause kam, schliefen die Kinder bereits und Mel saß am Computer. Er küsste sie, ging in die Küche und sah die Post durch. Dort fand er einen Brief von Rick.
Seit Ricks dreizehntem Lebensjahr hatte Jack sich um ihn gekümmert und ihn mit Kraft, Mut und Güte auf seinem Weg vom Jungen zum Mann begleitet und unterstützt. Und diesen Mann hatte Jack in einer Mischung aus Stolz und Sorge zu den Marines gehen lassen. Das war hundertprozentig Ricks eigener Entschluss gewesen. Jack hatte sich mit ihm nie deswegen gestritten, obwohl er Rick lieber
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