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Zurück in Virgin River (German Edition)

Zurück in Virgin River (German Edition)

Titel: Zurück in Virgin River (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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leid, aber ich musste das einfach loswerden. Bitte beunruhige niemanden damit. Verbrenn den Brief am besten gleich.
    Jack, ich habe keine Angst. Manchmal werde ich nervös, und mein Adrenalinpegel steigt. Außerdem arbeitet es in meinem Kopf, aber es geht mir gut. Ich möchte nicht, dass du dir Gedanken darüber machst, ob ich Angst habe oder Dummheiten mache – ich nutze die Angst, um hellwach zu bleiben. Einige der Jungs haben panische Angst, aber wie man leicht sehen kann, hilft es ihnen nicht, und es nützt auch nichts, wenn man sich von der Angst überwältigen lässt.
    Es geht mir immer noch gut. Dennoch musste ich das alles jemandem schreiben, der damit umgehen kann, jemandem, der versteht, was hier los ist. Es ist alles so schrecklich und entsetzlich. Es macht mich fertig.
    Rick
    Jacks Hände zitterten, während er den Brief las. Und noch einmal las. Er hatte sich auf einen Küchenstuhl fallen lassen. Dann spürte er die schmale Hand seiner Frau auf seiner Schulter und schaute sie an.
    „Er ist von Rick. Er klingt nicht gut. Und ich soll mit niemandem darüber reden“, stieß er gepresst hervor.
    Mel wollte nach dem Brief greifen. „Das schließt mich hoffentlich nicht mit ein.“
    „Mel, es klingt wirklich sehr schlimm und hässlich.“
    „Ich muss aber wissen, was dich so zittern lässt, Jack. Wir bewältigen schlimme Dinge zusammen.“
    „Ja“, sagte er schwach und reichte ihr den Brief, damit sie ihn lesen konnte. Noch bevor sie beim Schluss angekommen war, rannen ihr Tränen über die Wangen. „Lieber Gott im Himmel“, flüsterte sie. „Unser armer Junge, Gott, diese ganzen armen Jungen.“
    Jack blieb bis drei Uhr morgens wach und schrieb an Rick. Er erklärte ihm, dass er jederzeit und jede Art von Brief an ihn schicken konnte. Jack würde alle seine Briefe lesen. Er schrieb alles, was ihm einfiel, um den Jungen aufzubauen, schrieb ihm, wie stolz er auf ihn war, und dass er sicher wusste, dass Rick immer die richtigen Entscheidungen treffen würde. Er lobte ihn für sein Mitgefühl mit den anderen Jungen – diejenigen, die überlebt hatten und die alle eine schwierige Zeit durchlebten. Und er schrieb: „Ja, Kumpel, wir haben alle wirklich schlimme, schlimme Sachen gesehen. Wenn du nach Hause kommst, wirstdu die schönen Dinge besser zu schätzen wissen. Das schwöre ich dir bei Gott.“
    Und dann kehrte Jack zu seiner früheren Gewohnheit, Rick jeden Tag einen Brief zu schreiben, zurück. Er wollte alles tun, um ihn aufzumuntern und bei Laune zu halten.
    Ein paar Tage später, ungefähr um vier Uhr nachmittags, bevor die Leute zum Abendessen kamen und es in der Bar noch ruhig war, tauchte Liz auf. Ricks Freundin. Sie stand im Türrahmen und lächelte Jack an. Jack erwiderte ihr Lächeln. Welch Ironie des Schicksals, dass sie nur wenige Tage nach dem Brief, der Jack den Schlaf rauben würde, bis der Junge wieder heil zu Hause war, hier aufkreuzte.
    Als Jack Liz zum ersten Mal gesehen hatte, war sie eine aufreizend gekleidete Vierzehnjährige gewesen. Sie hatte ein enges Oberteil, einen Rock in der Größe einer Serviette zu hochhackigen Stiefeln getragen und war ziemlich auffällig geschminkt. Sein Junge Rick war sofort Feuer und Flamme gewesen. Jacks Warnungen zum Trotz geriet Rick später prompt ihretwegen in Schwierigkeiten, weil er einfach das Kondom nicht mehr rechtzeitig aus der Hosentasche fischen konnte.
    Bei der nächsten Begegnung mit Liz war sie völlig verändert. Sie wirkte viel jünger als beim ersten Mal. Und sie war schwanger; ein kleines fünfzehnjähriges Mädchen ohne Make-up, in Jeans und einem Sweatshirt, das über dem schwangeren Bauch spannte. Ihre Haare hatte sie zu einem kindlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Das war die echte Liz, das Mädchen, das Rick liebte und zu dem er hielt. Das Mädchen, das ihn in der Schule in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil er ihretwegen immer zu spät zum Unterricht kam, denn er fühlte sich verantwortlich, dafür zu sorgen, dass sie unbehelligt an den kichernden Mädchen auf dem Schulhof vorbeigehen konnte. Rick hatte sich nie darüber beklagt. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als bei ihr alles richtig zu machen.
    Jack war so stolz darauf gewesen, wie sich der Junge dem Mädchen gegenüber verhielt, wie er es beschützte und immer für Lizda war. Egal, um was es ging. Dann wurde ihr Kind tot geboren – eine schreckliche Tragödie und eine furchtbare Art, erwachsen zu werden. Doch sie waren so tapfer. So stark.
    Und aus

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