Zurück in Virgin River (German Edition)
fragen.
„Diese Zeiten sind vorbei. Oh, klar, ich brauche immer noch Geld, aber das ist jetzt etwas anderes. Das Gefängnis hat eine Menge verändert, das können Sie mir glauben.“
„Hier steht, dass Sie fast alles machen – Trockenputz, Spachteln, Malen, Klempnern, Verkabelungen, Dachdeckerarbeiten …“
„Dachdeckerarbeiten gehen nicht mehr – zu weit oben. Tut mir leid, doch ich will ehrlich sein. Mein Bein birgt so manche Überraschung. Ich mache fast alles, aber das nicht, wie Sie wissen müssten. Erstens will ich mir nicht das Kreuz brechen, und zweitens wollen Sie Ihrer Versicherung bestimmt keinen verletzten Arbeiter melden.“
„Wann sind Sie das letzte Mal wegen des Beins gestürzt?“
„Tja“, überlegte Dan und kratzte sich am Kinn. „Vor ein paar Jahren bin ich im oberen Badezimmer meiner Mutter hingefallen, und das war nicht mal ein hoher Dachbalken. Ich habe mich auch nicht schlimm verletzt, war nur total perplex. In dem einen Augenblickstand ich noch fest auf beiden Beinen, und im nächsten saß ich schon auf meinem Hintern. Wie gesagt, ich könnte rauf aufs Dach, falls es unbedingt nötig wäre, um diesen Job zu bekommen, allerdings habe ich es mir zur Regel gemacht, so weit wie möglich auf dem Boden zu bleiben. Nur für den Fall.“
Paul lachte. „Wie hat es Ihnen im Korps gefallen?“
„Ehrlich? Ich glaube, ich war ein recht ordentlicher Marine, trotzdem gefiel es mir nicht. Ich hatte überwiegend Drecksaufgaben zu erledigen. Gleich am Anfang, als es im Irak immer schlimmer und unerträglicher wurde, musste ich dorthin. Der Tag meiner Entlassung war einer der glücklichsten meines Lebens.“
„Ich war auch mal vier Jahre dabei und später dann bei der Reserve. Deshalb musste ich gleich zweimal in den Irak. Einer von uns beiden war da schlauer. Ich tippe mal auf Sie. Aber diese Haftstrafe …“
„Verstehe …“
„Werde ich es eines Tages bereuen, wenn ich Ihnen jetzt eine Chance gebe?“„Nein. Ich leiste gute Arbeit. Bevor ich mein Geld damit verdiente, habe ich schon meinem Vater beim Hausbau geholfen. Und für Sie pinkele ich auch in einen Becher. Ich stehle nicht, und ich halte mich von Schlägereien fern. Aber wenn ich Sie wäre, würde ich dafür sorgen, dass ich immer schön am Boden bleibe. Da kann ich eine Menge Arbeit erledigen.“
Paul lächelte und streckte die Hand aus. „Zum Teufel, Dan. Sie haben Ihre Schulden bezahlt. Aber ich unterhalte mich mit Ihrem Bewährungshelfer, um noch ein bisschen mehr über Sie zu erfahren.“
Lachend schlug Dan ein. „Das wird ein Eigentor, Sir. Der Mann glaubt an mein großes Potenzial.“
„Dann stehen wir am Anfang einer wunderbaren Zukunft. Wenn Sie wirklich so fähig sind, kommen Sie nämlich genau zum richtigen Zeitpunkt. Das Unternehmen ist noch jung und wächst.“
„Ja, Sir. Danke, Sir. Ich gebe mein Bestes.“Dan Brady arbeitete gleich die restliche Woche für Haggerty Construction. Er ließ sich an verschiedenen Stellen einsetzen, damit Paul seine Arbeit beurteilen konnte. Dan spachtelte und verputzte, hängte eine Reihe großer, geschnitzter Haustüren mit Glasfenstern ein, mauerte und half sogar bei der Verlegung von Elektroleitungen mit.
„Es gibt wohl keine Arbeiten auf dem Bau, die Sie nicht beherrschen?“, fragte Paul ihn schließlich.
„So gut wie keine“, erklärte Dan schulterzuckend. „Ich habe mit fünfzehn angefangen, und mein Chef war einer der anspruchsvollsten Männer im Baugewerbe. Er war ein Tyrann.“ Dan grinste provokativ.
„Ihr Vater“, erriet Paul.
„Haben Sie auch für ihn gearbeitet?“, fragte Dan ihn scherzhaft.
„Ich sag Ihnen mal was: Wenn Sie uns keine Scherereien machen, dann sind Sie im Geschäft.“ Paul klopfte Dan freundschaftlich auf den Rücken.
Dan arbeitete auch an Samstagen. Das Unternehmen stand bei dem neuen großen Haus ziemlich unter Zeitdruck. Dennoch hatte der Bauaufseher allen gesagt, sie sollten am Freitag um zwei ins Wochenende gehen und am Montagmorgen frisch und munter wieder da sein.
Dan blieben weniger als achtundvierzig Stunden, um einige Dinge zu erledigen. Er musste waschen, sich einen Vorrat an lang haltbaren Lebensmitteln zulegen, den er in seinem Campingwagen verstauen konnte, und er musste sich nach einem Zimmer, einem Apartment oder einem kleinen Haus umsehen. Doch zunächst war ein Bier fällig. Vielleicht schaffte er es, mehr als nur eine seiner Pflichten zu erledigen, wenn er einen kurzen Stopp in dieser Bar in Virgin River
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