Zurück in Virgin River (German Edition)
Haditha, Al-Anbar, feindliche Granate, kritischer Zustand. Militärkrankenhaus Landstuhl, Deutschland.
„Scheiße“, stieß Dan aus. „Hey, spuck es schon aus! Was ist passiert?“ Er tätschelte vorsichtig Jacks Wangen. Er wollte ihm nicht wehtun. Jack war vermutlich noch reaktionsschnell genug, um ihn zusammenzuschlagen. „Mensch, Kumpel.“ Dan schnappte sich eine Flasche aus dem Regal hinter der Bar und goss Jack ein Glas davon ein. „Hey“, sagte er und hob das Glas an Jacks Lippen. „Komm, trink das, Alter. Reiß dich zusammen!“
Zitternd griff Jack nach dem Glas. Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und stürzte alles auf ex runter. Als er die Augen wieder öffnete, wirkten sie glasig.
„Was ist mit deinem Sohn passiert, Jack?“, fragte Dan.
Jack schüttelte den Kopf. „Rick ist wie ein Sohn für mich. Er ist im Irak.“
„Ja, das habe ich begriffen“, entgegnete Dan und betrachtete den Zettel. „Haditha, Irak. Militärkrankenhaus Landstuhl. Ich war dort.“
„Er ist verwundet und überlebt vielleicht nicht.“ Jack schüttelte erneut den Kopf. „Ich muss positiv denken“, ermahnte er sich.
„Jesus“, entfuhr es Dan, bevor er in die Küche stürmte. „Ist da jemand? Hey, ist noch jemand hier?“
Eine Sekunde später tauchte eine Frau auf. Dan erkannte sie gleich wieder. Es war die Frau, die entführt worden war – Paige. Bei ihrer letzten Begegnung war sie schwanger gewesen. „Was ist los?“, fragte sie verwirrt.
„Ich brauche Unterstützung da draußen.“
Die Frau folgte ihm in die Bar. Jack lehnte am Regal hinter dem Tresen, und sein Blick wirkte schon wieder etwas klarer.
„Jemand, der Rick heißt, wurde im Irak verwundet“, erklärte Dan. „Können Sie Jacks Frau holen? Oder anrufen oder so?“
„Es geht mir gut“, sagte Jack. Doch Paige rannte sofort zurück in die Küche. „Ich muss einfach nur nachdenken. Ich war in seinen Unterlagen als nächster Angehöriger vermerkt, vielleicht, weil seine Großmutter schon alt und krank ist. Lance Corporal Sudder, sagten sie, sei in Haditha von einer Granate getroffen worden. Sie haben ihn aus dem Irak ausgeflogen und nach Deutschland gebracht, aber er ist in keinem guten Zustand. Sie mussten ihn schon zweimal wiederbeleben, und er muss noch ein paarmal operiert werden“, berichtete Jack. „Ich muss nachdenken.“
„Hier, trink noch etwas. Das beruhigt das Gehirn ein wenig“, sagte Dan und schenkte ihm noch einmal etwas von diesem Zeug ein, von dem er nicht einmal wusste, was es war.
Er reichte Jack das Glas, und Jack trank es mit geschlossenen Augen aus. Dabei lief ihm eine einzelne Träne über die Wange. Als er die Augen schließlich wieder aufmachte, musterte er Dan durch die halb geschlossenen Lider. „Black Label“, sagte er heiser. „Du benimmst dich, als gehöre die Bar dir.“
Dan lachte laut auf. „Na also. Jetzt bist du wieder auf meinem Planeten. Was ist passiert?“
„Gib mir ein bisschen Wasser. Ich bin gleich wieder vollständig da.“
Dan schenkte ihm ein, und Jack nahm einen kräftigen Schluck. Bis er das Glas wieder abstellte, war auch Paige schon wieder imTürrahmen zwischen Küche und Bar aufgetaucht. Dan sah sie fragend an.
„Mein Mann ist unterwegs zum Einkaufen“, erklärte sie beinahe entschuldigend. „Die Kinder schlafen. Ich habe Mel zu Hause angerufen und ihr gesagt, dass sie sofort herkommen soll. Es ist Samstag, und die Klinik ist geschlossen.“
„Es geht mir schon wieder gut“, behauptete Jack. „Rick ist in Haditha verwundet worden. Schwer verwundet. Beine, Kopf, Rumpf, alle möglichen Verletzungen. Sie haben ihn nach Deutschland ausgeflogen. Ich muss Lydie Sudder und Liz Bescheid sagen.“ Er sah Dan an. „Liz ist seine Freundin. Und dann muss ich los.“
„Los?“, fragte Dan.
„Ich muss nach Deutschland. Es ist alles meine Schuld. Der Junge wäre nie zum Militär gegangen, wenn ich und die Jungs, die immer hier sind, nicht so getan hätten, als ob alles bloß eine verdammt große Party ist. Scheiße.“ Er betrachtete Dan verzweifelt. „Sie meinten, es sieht übel aus. Er schafft es vielleicht nicht. Und dass ich mich schon mal auf das Schlimmste gefasst machen soll.“
„Auf deinem Zettel stehen eine Menge Telefonnummern, mein Freund. Sobald dein Hirn wieder arbeitet, ruf erst mal in Landstuhl an, um herauszufinden, wie es ihm wirklich geht. Du hast einen Schock. Du musst dich erst mal wieder fangen.“
„Ich brauche einen Kaffee“, sagte
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