Zurück in Virgin River (German Edition)
hinreißend und fordert mich jeden Tag aufs Neue heraus. Emma ist besonders süß, und David ist ein besonders schrecklicher Zweijähriger, den wir möglicherweise nicht überleben.“
„Oh, das Stadium haben schon schwächere Männer als du heilüberstanden“, erwiderte sie, griff nach ihrem Bier und erhob das Glas. „Ich hoffe, ihr habt ein paar schöne Klatschgeschichten auf Lager. Ich habe euch alle so vermisst.“
„Ich glaube, wir können dich eine Zeit lang unterhalten“, meinte Shelby, bevor sie eine halbe Stunde lang gemeinsam über den aktuellen, teils lustigen, teils ernsten Klatsch und Tratsch lachten. Shelby hatte sich entschieden, Lukes Leben auf den Kopf zu stellen und ihn zu heiraten. Das Datum wollten sie noch bekannt geben. Der örtliche Kinderarzt lebte mit Vannies schwangerer Freundin zusammen, und Jack hatte Probleme, zu Rick durchzudringen. In ein paar Wochen wollte er nach San Diego fliegen, um Rick abzuholen und ihn nach Hause zu bringen. Und der kleine David hatte einen großen, schillernden blauen Fleck auf der Stirn, weil er sich vor Wut auf den Boden geworfen hatte.
Walt sorgte dafür, dass Muriel schnell auf den neusten Stand gebracht wurde. Jack überreichte ihm eine Tüte mit Preachers Essen, und Walt stand auf, um zu gehen. „Du bist sicher hungrig“, sagte er zu Muriel. Er deutete unauffällig mit dem Kinn zur Tür.
Nun, da war sich Muriel absolut sicher, diesen dezenten Hinweis hatte wirklich jeder in der Bar mitbekommen. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welches Gelächter und Gejohle gleich folgen würde. Hier kam niemand ungeschoren davon, und schon gar nicht bei etwas so Offensichtlichem. Andererseits ging es hier um den General, den selbst Shelby, obwohl sie ihn um den Finger wickeln konnte, mit Vorsicht und Respekt behandelte.
„Ich sterbe vor Hunger“, verkündete Muriel mit einem breiten Lächeln im Gesicht, und wandte sich noch mal an Jack. „Ich werde ungefähr zehn Tage hierbleiben. Ich habe also jede Menge Zeit. Richte Mel schöne Grüße aus und dass ich sie anrufe.“
„Mach ich.“
Draußen auf der Veranda der Bar schlang Walt erneut den Arm um sie. Dann rieb er seine raue Wange an ihrer. „Die Pferde habe ich heute schon gefüttert. Komm mit zu mir. Die üblichen Verdächtigen wissen ja nun ganz genau, dass sie sich davor hütensollten, auch nur in unsere Nähe zu kommen.“
Ein paar Minuten später bekam sie einen beinahe hysterischen Lachanfall, weil ihre Labradore an ihr hochsprangen, während Walt versuchte, sie gleich hinter der Haustür an die Wand zu pressen. Lieber Himmel, wie hatte sie das alles vermisst!
„Zehn Tage?“, fragte Walt in einem heiseren Tonfall.
„Zehn.“
„Was willst du in den zehn Tagen unternehmen?“
„Ich will reiten, mit den Hunden spazieren gehen und bei einem Glas Wein mit dir auf der Veranda sitzen und den Sonnenuntergang betrachten. Und dann will ich auch noch mit dir auf der Veranda sitzen und bei einer Tasse Kaffee den Sonnenaufgang betrachten. Und das hier …“, sagte sie. Verführerisch strich sie Walt über Schulter und Arme. „Ich möchte deine Nähe und deine Umarmung so oft wie möglich spüren.“
„Klingt machbar“, antwortete er. „Was hältst du davon, wenn wir mit einem netten, langsamen, entspannenden Orgasmus anfangen? Und später beim Abendessen reden wir über den Rest.“
„Könnten wir machen“, entgegnete sie, bevor sie ihn küsste.
Rick Sudder war über einen Monat in der Militärklinik in San Diego geblieben, bis er vor einigen Wochen in eine separate Wohneinheit umgezogen war. Nun bereitete man ihn auf seine neue Prothese vor, die aus einem harten Plastiksockel für den Stumpf, einem künstlichen Kniegelenk und einem Titanstab bestand, der in einen Plastikfuß mündete. Aber Rick würde sein echtes „falsches“ Bein, das auch tatsächlich wie ein Bein und nicht bloß wie ein Stab aussah, der in einem Sportschuh endete, erst in ein paar Monaten bekommen. Das mit den Schuhen war auch so eine Sache. Rick hatte vorher, außer zum Basketball, nie Sportschuhe getragen, sondern Stiefel . Aber Sportschuhe waren stabiler und robuster. Außerdem war die Prothese, die für sein Gleichgewicht sorgte, auf die Absatzhöhe der Schuhe eingestellt.
Soweit Rick von anderen Amputierten im Rehazentrum gehört hatte, konnte er sich glücklich schätzen, dass er sein Gleichgewichtnoch nicht völlig verloren hatte.
Dennoch stand Rick erst am Anfang. Eine Beinamputation
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