Zurück in Virgin River (German Edition)
offensichtlichen Mängel. Die Veranda machte den Eindruck, als würde sie jeden Augenblick einstürzen. Es fehlten mehrere Holzdielen. Ein Fenster war mit Plastikplane und Klebestreifen geflickt, und das Dach bestand größtenteils aus kaputten Schindeln. Er würde dort ganz bestimmt nicht hinaufsteigen. Aber wozu arbeitete er auf dem Bau und kannte ein paar Dachdecker? Vielleicht bekam er einen Kredit, um die Bude regendicht zu machen.
Drinnen sah es eigentlich besser aus, als er erwartet hatte. Es roch zwar nicht gerade gut, doch das würde sich mit Wasser und Reinigungsmitteln leicht ändern lassen. Die Wände im Wohn- und Esszimmer brauchten neue Farbe und Tapeten, das Fenster benötigte eine neue Scheibe. Die Elektroleitungen wirkten sehr alt und marode. Vermutlich hingen deshalb auch überall so viele Kabel herum. Immerhin gab es einen großen Kamin und große Fenster. Eine Tür vom Wohnzimmer führte wahrscheinlich in ein Schlafzimmer.
Die Küche war eher klein und bot kaum Platz für den kleinen Tisch mit den vier Stühlen im Fünfzigerjahrestil. Der Linoleumfußboden sah verkratzt und abgenutzt aus und war voller Flecken. Am Einbauküchenschrank fehlten ein paar Türen, und Herd und Kühlschrank waren mindestens so alt wie Dan. Hinter der Küche schien es noch ein weiteres Zimmer zu geben, allerdings war der Anbau schief. Dan betrat vorsichtig den unebenen Boden und stieß die Tür auf.
„Neben dem Esszimmer gibt es noch ein größeres Schlafzimmer“, erklärte Cheryl. „Das Bad ist gleich hier.“ Sie deutete auf eine Stelle rechts neben der Küche.
Dan schaute zuerst ins Badezimmer, das eine gute Größe hatte und offenbar renoviert worden war – wahrscheinlich vor ungefähr fünfzehn Jahren – und er entdeckte eine Dusche. Eigentlich glich sie eher einer großen Pfanne mit Abfluss. Sie war von einem ekligen Duschvorhang verdeckt. Dan neigte den Kopf und betrachtete die Vorrichtung missbilligend.
Cheryl schien Gedanken lesen zu können, denn sie sagte zu ihm: „Meine Mutter war sehr dick. Mit einer Badewanne konnte sie nichts anfangen. Deshalb hat mein Vater, der handwerklich offenbar nicht besonders begabt ist, ihr diese Dusche installiert. Es sieht schrecklich aus, das weiß ich. Und man müsste den Duschvorhang dringend erneuern. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass sich je jemand für das Haus interessieren könnte. Außerdem hätte ich gar nicht das Geld, um hier irgendwas zu verschönern. Es ist eben, wie es ist.“
„Gibt es hier zufällig Waschmaschine und Trockner?“, fragte er.
„Oje, ja. Sie funktionieren sogar noch. Der Warmwasserboiler ist auch erst ein paar Jahre alt. Der sollte noch eine Weile seinen Dienst tun.“
Dan warf einen raschen Blick auf das sogenannte Schlafzimmer. Dieses Haus wirkte wirklich grauenhaft, aber man könnte etwas daraus machen. Obwohl es fast zu klein war, um zu zweit mit einem Kind darin zu wohnen. Er wollte die Bausubstanz des Hauses später genauer unter die Lupe nehmen, doch im Augenblick erschienen ihm die Mängel nur äußerlich und konnten mit einigen kosmetischen Verschönerungsarbeiten behoben werden. Es würde etwas Arbeit erfordern, es einigermaßen auf Vordermann zu bringen, aber mit einem bisschen Geschick war es nicht unmöglich.
„Wie viel?“, fragte er Cheryl.
Sie sah ihn überrascht an. „Sie wollen mich auf den Arm nehmen.“
„Ich glaube, dass ich das Haus mit ein paar Arbeiten in einen etwas … präsentableren Zustand bringen kann, falls Sie mir im Gegenzug etwas mit der Miete entgegenkommen. Ich arbeite übrigens auf dem Bau. Wollen Sie das Haus eines Tages verkaufen?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr hier wohnen will. Ich arbeite jetzt in Eureka. Aber ich bin für das Haus verantwortlich und muss mich kümmern, also … werde ich es vermutlich entweder vermieten oder verkaufen. Vielleicht überlasseich es auch einfach dem Staat, wenn ich die Steuern nicht bezahlen kann.“
„Quatsch“, sagte er. „Klar müssen Sie über einiges nachdenken. Doch ich hätte da einen Vorschlag. Ich bezahle Ihnen eine Miete und kümmere mich ums Haus. Wenn Sie mir mit der Miete etwas entgegenkommen, renoviere ich es. Falls Sie sich irgendwann entscheiden, das Haus zu verkaufen, mache ich Ihnen ein Angebot, und Sie ziehen die Materialkosten und meine Arbeitsstunden vom Verkaufspreis ab. Überlegen Sie es sich.“
Sie machte große Augen. „Sie können es für zweihundertfünfzig im Monat haben.
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