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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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wählte, hatte sie sich ärgerlicherweise fest in ihr Gedächtnis eingeprägt.
    »Hallo?«, meldete sich eine schwache Stimme.
    »Ich bin’s, Mum, Samantha. Wie geht es dir?«, konnte sie gegen ihren Willen nicht umhin zu fragen.
    »Sami! Wie schön, deine Stimme zu hören. Mir geht es gut. Hast du meinen Brief bekommen? Hoffentlich hast du dich nicht zu sehr aufgeregt. Aber ich musste dir unbedingt beweisen, dass ich nicht gelogen habe.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken, Mum. Hör zu, ich bin in Spanien, ich muss in die Gegend von La Rioja, aus... äh... aus geschäftlichen Gründen«, log sie, da sie keinen Sinn darin sah, ihre Mutter unnötig zu verletzen. »Und da dachte ich, es wäre doch nett, einmal bei Pablo vorbeizuschauen. Hast du seine Adresse?«
    Kathleen schwieg.
    »Mum?«
    »Samantha, dir ist klar, dass er nach wie vor glaubt, er wäre dein leiblicher Vater, nicht wahr? Du willst ihm doch hoffentlich nicht die Wahrheit sagen?«
    Samantha seufzte. Warum waren Gespräche mit ihrer Mutter nur immer so anstrengend? »Nein, Mum, ich werde ihm bestimmt nichts sagen. Hast du nun seine Adresse oder nicht?«
    »Nein, tut mir leid, die habe ich nicht. Es ist zu lange her... damals ging es mir sehr schlecht...« Kathleen versuchte ganz offensichtlich, Zeit zu gewinnen.
    »Mum?«, wiederholte Samantha etwas schärfer.
    »Nun, ja, ich habe in einer Nacht, als ich wieder mal am Boden zerstört war, fast alles weggeworfen.«
    »Was meinst du mit ›fast alles‹?«
    »Papas Briefe, seine Weihnachtskarten an euch Kinder,
all diese Sachen eben. Ich hatte seit ewigen Zeiten nichts mehr von ihm gehört und wollte das Zeug loswerden, es brachte mir nur schmerzliche Erinnerungen zurück.« Samantha fragte sich, warum sie James Judges Brief bei dieser Ausmistungsaktion nicht gleichfalls weggeworfen hatte, wagte es aber nicht, dieses Thema zur Sprache zu bringen.
    »Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern«, fuhr Kathleen fort. »Aber das infrage kommende Gebiet ist nicht so groß, wie du vielleicht meinst. Ich denke, wenn du nach Haro fährst – das ist die Stadt, in der er lebt oder zuletzt gelebt hat – und dich da nach ihm erkundigst, müsstest du ihn eigentlich ausfindig machen können.«
    »Hoffentlich.«
    »Mehr kann ich dir leider nicht sagen. Versuche es in Haro«, wiederholte Kathleen mit etwas mehr Überzeugung.
    Samantha blickte sich auf dem Parkplatz um. Außer langen Reihen kleiner Autos und zwei Schildern mit der Aufschrift ›salida ‹ war niemand zu sehen. »Wo um alles in der Welt liegt Haro?«, fragte sie entnervt.
    »Wo bist du denn gerade?«
    »Auf dem Parkplatz einer Autovermietung ganz in der Nähe des Flughafens.«
    »Das ist doch schon mal eine Hilfe. Der Flughafen von Madrid liegt im Norden der Stadt, und du musst nach Norden, also brauchst du nicht in die Innenstadt hineinzufahren. Nimm die Straße zur Autobahn, die nach Nordspanien führt. Zuerst musst du dich Richtung Burgos halten, glaube ich, dann abfahren und dich rechts Richtung Haro halten.«
    »Ich bin beeindruckt. Vielen Dank, Mum.«

    Kathleen kicherte. »Schon komisch, an was man sich alles erinnert. Ich könnte dir nicht sagen, was ich heute zum Frühstück gegessen habe, aber ich weiß noch, wie man nach Haro kommt.«
    »Wann warst du denn das letzte Mal dort?«
    Kathleen zögerte mit der Antwort, dann seufzte sie traurig. »Das ist schon lange, lange her.«
    »Mum, ist salida das spanische Wort für Ausfahrt?«
    »Ja. Fahr vorsichtig, Liebes, und sag Pablo...« Sie verstummte. »Fahr vorsichtig«, wiederholte sie dann.
     
    Samantha machte sich auf den Weg. Zuerst fühlte sie sich sehr verunsichert. Sie war an Linksverkehr gewöhnt, und erst nachdem sie mehrmals wütend angehupt worden war, konzentrierte sie sich darauf, sich auf der rechten Seite der Straße zu halten. Zum Glück waren die Straßen rund um den Flughafen von Madrid gut beschildert; sie fand die Autobahn nach Burgos auf Anhieb. Nachdem sie den lebhaften Stadtverkehr hinter sich gelassen hatte, begann sie, sich zu entspannen und die Landschaft zu bewundern, die zu beiden Seiten an ihr vorbeizog. Der Herbst war angebrochen, und die Felder erinnerten sie an eine Patchworkdecke – einige standen noch in vollem Korn, andere waren bereits abgeerntet. Auf manchen pflügten Bauern mit großen Traktoren die fruchtbare dunkelbraune Erde um. Ihr einfaches, aber dafür stressfreies Leben erschien Samantha mit einem Mal ungeheuer verlockend. Vielleicht bin ich hier

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