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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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dass sie sich nun als deine Halbschwester entpuppt hat? Das macht doch keinen großen Unterschied.«
    »Und ob das einen Unterschied macht!«, entrüstete sich Stephanie. »Daddy, du willst doch nicht etwa andeuten, dass die alte Schlampe die Wahrheit gesagt haben könnte?«

    »Bitte bezeichne Kathleen Garcia nicht als Schlampe. Du kennst die Frau doch gar nicht.«
    »Aber du dafür umso besser, was?«
    »Steph, du regst dich wieder einmal wegen nichts und wieder nichts auf. Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass du im Moment selbst viel zu viel um die Ohren hast, um dir zusätzlich über die Probleme anderer Leute den Kopf zu zerbrechen. Ich schlage vor, du überlegst dir jetzt, welche Arbeitsbereiche in der Brennerei dir zusagen würden, und sagst mir dann Bescheid, damit ich alles Notwendige in die Wege leiten kann.«
    Stephanie gab keine Antwort, aber James sah, wie ein Funke von Leben in ihren Augen aufglomm. Sie würde über seinen Vorschlag nachdenken, das war fürs Erste genug. Er hatte ihr nicht verraten, dass die Idee mit dem Job eigentlich von Granny Vic stammte. Sie hatte James beiseitegenommen und gemeint, das, was ihre Enkelin jetzt brauche, sei ein bisschen gute altmodische harte Arbeit, das würde sie davon abhalten, in Selbstmitleid zu versinken.
     
    Tess Delaney war außer sich vor Sorge. Normalerweise ging sie samstags nicht zur Messe, sie zog den Sonntag vor, aber heute machte sie eine Ausnahme, und auch morgen würde sie den Gottesdienst besuchen. Als sie aus der Kirche kam und sich zu einem Spaziergang über die Promenade von Fiddler’s Point aufmachte, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, sah sie David Neilson mit seinen beiden Kindern – Rose Judges Enkelinnen – in seinem Auto vorbeifahren. Sie bemerkte auch, dass die Frau auf dem Beifahrersitz nicht die junge Stephanie Judge war. Tess hatte von Mrs. Bumble erfahren, dass
Stephanie und ihr Mann sich getrennt hatten. »Wie weit ist es mit der Welt gekommen?«, seufzte sie. »Und mit welchem Recht findet ein Mann wie David Neilson in so kurzer Zeit schon wieder eine neue Frau, während mein armer Luke nach einer einzigen Verabredung leidet wie ein Hund?« Tess merkte, dass sie Selbstgespräche führte, während sie zusah, wie die Wellen an den Strand plätscherten.
    Die ganze letzte Woche lang hatte sie aus Luke kein vernünftiges Wort herausgebracht. Er war zwar von Natur aus still und in sich gekehrt, aber Tess verstand ihn und wusste für gewöhnlich genau, was in ihm vorging. Doch jetzt war sie ratlos. Er weigerte sich zu essen, und er las auch nicht mehr, was noch nie vorgekommen war. Stattdessen saß er in dem Zimmer, das er sich mit seinen Brüdern teilte, und starrte Löcher in die Luft. Er machte auf sie den Eindruck eines Mannes, der ein schweres Trauma erlitten hatte. Tess hatte bislang noch keinen Arzt gefragt, zog dies aber ernsthaft in Erwägung. Wenn sich sein Zustand nicht besserte, würde sie zu drastischeren Maßnahmen als liebevollem Zuspruch greifen müssen, um ihm zu helfen.
    Den Ausschlag für diesen Entschluss hatte der vorige Donnerstag gegeben, an dem Luke am Morgen nicht aufgestanden war. Für gewöhnlich war er als Erster auf den Beinen. Sie bereitete dann das Frühstück für die Männer vor, und danach fuhren diese gemeinsam mit der Ashling hinaus. An jenem Donnerstagmorgen ließ sich Luke jedoch unten nicht blicken, und als sie an seine Zimmertür klopfte und sie einen Spalt breit öffnete, sah sie ihn hellwach, aber regungslos im Bett liegen.

    »Ich will nicht zum Fischen fahren«, sagte er ohne weitere Begründung.
    Diese sechs kleinen Worte ließen Tess’ ganze Welt aus den Fugen geraten. Ein Luke, der nicht fischen wollte, kam einem besessenen Maler gleich, der keine Lust zum Malen hatte; einem Liebenden, der seine Liebste nicht sehen wollte. Und genau hier lag natürlich die Ursache des Problems. Das Herz des Jungen war gebrochen; er litt unter unerwiderter Liebe. Doch statt zu versuchen, sich abzulenken, um darüber hinwegzukommen, wie es die meisten Männer getan hätten, schottete Luke sich von der Welt ab. Von Tag zu Tag versank er tiefer in seiner Depression, und Tess sah keinen Weg, ihn da herauszureißen. Sie hatte schon immer gewusst, dass ihr Jüngster anders war als andere Menschen, er fraß seinen Kummer in sich hinein. Gedankenversunken schlenderte Tess weiter, bis sie merkte, dass sie das Ende der Promenade erreicht hatte. Seufzend machte sie kehrt und trat den Rückweg an.
    Obwohl

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