Zurueck ins Glueck
Knopf. »Das hätte mir gerade noch gefehlt«, brummte er, doch dann stutzte er und stellte wieder den Sender mit der Schnulzensängerin ein, die gerade hauchte, dies sei für sie die schönste Art, ihm ihre Liebe zu beweisen – das wurde ja immer schlimmer! Aber die Idee hatte etwas für sich, das ließ sich nicht leugnen.
»Warum eigentlich nicht?«, überlegte er laut. Ein Baby würde Caroline dazu zwingen, die verdammten Drogen aufzugeben, dann würde sie auch ruhiger werden. Und wenn sie plötzlich feststellte, dass sie ein Kind bekam, änderte sich bestimmt auch ihre Meinung zum Thema Ehe. Marcus warf seine Zigarettenkippe aus dem Fenster, drehte das Radio lauter und versuchte, sich Caroline schwanger vorzustellen. So dünn, wie sie war, würde sie aussehen, als hätte sie einen Basketball verschluckt. Natürlich wäre ein Baby ein weiteres Maul, das es zu füttern galt, aber es wäre zugleich auch ein Judge. Marcus prustete vor Lachen, als er an Zoë und Amy dachte. »Oma und Opa richten für den nächsten kleinen Schreihals bestimmt ebenfalls einen Treuhandfonds ein, und da lässt sich sicher irgendwie herankommen. Warum bin ich nicht schon viel früher darauf gekommen?« Er schaltete das Radio aus, schloss das Fenster wieder, weil er zu frösteln begann, und trat das Gaspedal durch. Plötzlich hatte
er es sehr eilig, nach Hause zu kommen. Wenn Caroline eine unstillbare Gier nach Sex hatte, würde er ihr geben, was sie wollte – morgens, abends und nachts, wenn es sein musste. Er brauchte nur ein paar Löcher in ihr Diaphragma zu stechen. Das war ja kein Problem. Caroline würde denken, sie wäre auf der sicheren Seite, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie schwanger wurde. Natürlich würde er, Marcus, dann tun, was man von ihm erwartete, und sie zu einer ehrbaren Frau machen. Zur Belohnung winkte ihm schließlich ein Teil des Vermögens der Judges.
»Marcus«, lobte er sich, »du bist ein Genie.«
Caroline Judge befand sich in einem wahren Freudentaumel. Sie konnte es noch gar nicht fassen, dass sie ihre Gemäldereihe endlich vollendet hatte. Die Bilder hatten sie viel Zeit und Energie gekostet, doch die Mühe hatte sich gelohnt. Sie brannte darauf, dass Marcus nach Hause kam, damit sie ihm ihre Werke zeigen konnte. Er zählte zu den wenigen Menschen, die sie und ihre Kunst verstanden. Die Fertigstellung der drei Bilder bedeutete auch, dass sie die Hälfte des Weges zu ihrer ersten Ausstellung zurückgelegt hatte. Sie hatte mit dem Inhaber der Blue-Leaf-Galerie in Dublin gesprochen und war eingeladen worden, an der für kurz vor Weihnachten geplanten Ausstellung junger Talente teilzunehmen. Voraussetzung dafür war, dass sie der Galerie sechs Bilder zur Verfügung stellte. Die Hälfte war geschafft, jubilierte sie innerlich, während sie eine Flasche Sekt öffnete, um das Ereignis gebührend zu feiern. Dann schnupfte sie gleichfalls zur Feier des Tages eine Prise Kokain. Sie wusste sehr wohl, dass Marcus Recht hatte, sie musste
ihren Drogenkonsum unbedingt reduzieren – aber nicht gerade heute.
Zum Glück hörte sie Marcus wenig später die Haustür aufschließen.
»Komm nach oben, Schatz!«, rief sie ihm zu. »Die Bilder sind fertig, und ich möchte hören, was du dazu sagst.«
Marcus unterdrückte ein Stöhnen. Er war aus ihren Bildern noch nie schlau geworden und machte sich darauf gefasst, sich gleich einen Haufen wirres Zeug anhören zu müssen.
Langsam stieg er die Stufen zu ihrem Atelier hoch. Sie mochte es nicht, wenn er ungebeten hier hochkam, was ihm gerade recht war, er hielt sich nicht gerne in der Nähe ihrer so genannten Kunst auf, die er für nichts anderes als die Ausgeburt ihrer überdrehten Fantasie hielt.
»Dann lass mal sehen«, sagte er betont munter. »Aber denk daran, dass ich nur ein gewöhnlicher Sterblicher bin. Du wirst mir ein bisschen auf die Sprünge helfen müssen, wenn ich die Aussage deiner Werke nicht gleich verstehe.«
»Kein Problem. Es handelt sich um eine Serie von drei Bildern. Wichtig ist, dass du sie in der richtigen Reihenfolge betrachtest, sonst wird dir der Zusammenhang nicht klar.«
»Wenn du das sagst.« Er gab ihr zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss. Es gefiel ihm, sie so freudig erregt zu sehen. Ihre Augen leuchteten vor Begeisterung; sie sah aus wie ein kleines Mädchen vor dem Weihnachtsbaum.
Caroline nahm ihn bei der Hand und drückte ihn auf einen Stuhl – die einzige Sitzgelegenheit im ganzen Atelier. Er bemerkte, dass sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher