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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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hatte es offenbar böse erwischt.
     
    Granny Victoria schlurfte in die Bibliothek, in der Stephanie jetzt alleine saß. Der zweite Gehstock, den sie seit einiger Zeit benutzte, ließ sie um etliches älter erscheinen als früher, stellte ihre Enkelin bekümmert fest. Andererseits feierte sie bald ihren fünfundneunzigsten Geburtstag, was konnte man da anderes erwarten?
    »Möchtest du etwas trinken, Gran?«, fragte sie.
    »Ja, hol mir doch bitte einen Sherry, Kind.«
    Stephanie tat, wie ihr geheißen, und reichte ihrer Großmutter das Glas.
    Victoria ließ sich mit sichtlicher Mühe in einen Sessel sinken, zog eine Decke über ihre Beine und sah ihre Enkelin an.»So, und jetzt erzähl mir, was passiert ist. Warum habt ihr euch getrennt, David und du?«
    »Ach, Gran, dafür gibt es keinen genauen Grund. Wir lieben uns einfach nicht mehr.«

    »Unsinn! Liebe verfliegt nicht so einfach. Hat er eine Geliebte, Kind?«
    Stephanie lief angesichts Granny Vics Unverblümtheit rot an, obgleich sie wusste, dass ihre Großmutter nie ein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte.
    »Um Gottes willen, nein! Er hat keine andere. Ich wäre nie bei ihm geblieben, wenn ich hätte befürchten müssen, dass er sich mit anderen Frauen herumtreibt.«
    Victoria lachte. »Du bist immer noch reichlich naiv, mein Kind. Glaubst du wirklich, es gibt einen einzigen wohlhabenden Mann in Irland, der seiner Frau treu bleibt?« Sie musterte Stephanie nachdenklich, während sie einen Schluck Sherry trank. »Das ist das Gesetz des Dschungels, Steph. Je reicher ein Mann ist, desto wüster treibt er es – vergleich es mit dem Verhalten der Löwen in Burma«, fuhr sie fort. »Das stärkste Männchen schart die meisten Löwinnen um sich. Du solltest dich glücklich schätzen, immerhin bist du doch bei David die Königin im Bienenstock. Ist das nicht genug für dich?«
    »David hat keine Geliebte, Gran. Wie oft muss ich das denn noch sagen?«
    »Aha – Verdrängung. Das könnte zum Problem werden.«
    »Ich verdränge überhaupt nichts, und außerdem denke ich, dass ich sehr wohl im Stande bin, David alles zu geben, was er braucht.«
    Victoria schlug den Ton einer geduldigen Lehrerin an. »Keine Frau kann einem Mann alles geben, was er braucht, denn Männer lieben die Abwechslung. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Edward war jede zweite Nacht auf Streifzug.«
    »Granny Vic!« Stephanie rang entgeistert nach Atem.

    Von den Eskapaden ihres Großvaters hatte sie noch nie gehört.
    »Doch, doch, so war es.« Victoria ließ sich nicht beirren. »Ich würde mich nicht wundern, wenn ein guter Teil der Bevölkerung von Fiddler’s Point eigentlich Judges sind. Er war ein unverbesserlicher Schürzenjäger, dein Großvater.« Die alte Frau lächelte, als wäre sie auch noch stolz darauf.
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, war alles, was Stephanie hervorbrachte.
    »Wie denn auch? Das war lange vor deiner Zeit.« Victoria lächelte resigniert. »Liegt es bei euch dann am Sex?«
    »Was?«
    »Sag nicht ›was‹, sag ›wie bitte‹. Ich habe gefragt, ob du und dein Mann oft genug miteinander geschlafen habt.«
    »Grandma, ich glaube, das ist kein Gespräch, das ich gerade mit dir führen sollte.«
    »Deine Mutter dürfte dazu noch weniger geeignet sein«, erwiderte Victoria mit einem leisen Kichern. »Wenn ein Mann keinen Sex will, gibt es dafür nur einen einzigen Grund – er hat gerade welchen gehabt. Wie ist es, schläft er noch mit dir oder nicht? Nur daraus kannst du ersehen, ob er eine Affäre hat.«
    Zu Stephanies Erleichterung kam James in die Bibliothek zurück und enthob sie so einer Antwort. Victoria ließ das Thema fallen.
    »So.« Sie hielt ihrer Enkelin ihr leeres Glas hin. »Und jetzt sei so gut und schenk mir noch einmal nach, Kind.«

17. Kapitel
    D u solltest ein bisschen vorsichtig mit diesem Zeug sein«, warnte Marcus, als er hörte, wie Caroline eine weitere Linie des fedrigen weißen Pulvers schnupfte. Er las die Irish Times und versuchte, sich von einem anstrengenden Tag im Büro zu erholen. Seine Geschäfte liefen schlecht. Über den Rand seiner Zeitung hinweg schielte er zu seiner Freundin hinüber. Er hatte seine Schuhe abgestreift und die Füße auf denselben Tisch gelegt, von dem sie ihr Kokain schnupfte.
    »Ich kann damit umgehen.« Ihre Antwort fiel unverändert gleich aus. Sie warf den Kopf zurück, sodass ihr ihre prachtvolle dunkle, lockige Mähne als schimmernde Flut über den Rücken fiel. »Außerdem inspiriert es mich bei

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