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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nichts zu befürchten, solange Sie in diesem Zustand sind.“
    Doktor Bernd deutete auf die Liege neben dem Ultraschallgerät, schob Karo den Pullover nach oben und verteilte das Gel auf ihrem flachen Bauch, während seine flinken Augen von Angel zu Karo und wieder zurück schweiften. Sein blasiertes Grinsen weckte in ihr den Wunsch, ihm die Zähne einzuschlagen.
    „ Na, dann wollen wir mal einen Blick hinter die Kulissen werfen. Interessant, was uns diese Laien geschickt haben, finden Sie nicht?“ Gleichmäßig fuhr er mit dem Ultraschallkopf über Karos nackte Haut, bis er irgendwann mit einem selbstzufriedenen Grunzen innehielt. „Und? Was sagen Sie dazu, Herr Kollege? Und dazu. Und hier hätten wir auch noch etwas.“
    Als wäre es sein Verdienst gewesen, dass sich in just diesem Moment etwas auf dem Monitor regte, zeigte er auf das Ultraschallbild, das Angel die Sprache verschlug.
    „D -das ist doch … unmöglich! Grundgütiger, das sind ja …“
    Seine Augen suchten Karos Blick. Einen kurzen Moment lang war alles in Ordnung. Und dann nicht mehr. Seine Halsmuskeln schwollen an und seine Züge verzerrten sich zu einer Maske aus Wut. Karo hätte schwören können, Eissplitter in seinen Augen zu erkennen.
    „Vier Föten!“
    „Wow! Sie sehen mich begeistert, mein Lieber. Endlich mal ein Kinderarzt, der nicht bloß bis drei zählen kann. Ganz recht, Herr Kollege , vier kleine Braten im Ofen. Da kann man dem armen Zahlmeister nur aufrichtiges Beileid aussprechen! Obwohl Frau Seiler von robuster Natur zu sein scheint, fürchte ich, es kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Wir sollten in diesem Fall ausnahmsweise zusammenarbeiten, um eventuelle Komplikationen von vornherein auszuschließen.“
     
    Erleichtert, den schäbigen Sprüchen des Gynäkologen entkommen zu sein, wandte sie sich zu Angel um, der auf dem Gang wartete – und schien zum Sandkorn zu schrumpfen. Sein finsterer Blick genügte, um sogar die Sonne zum Schwitzen zu bringen. Mit gesenktem Kopf kam er auf sie zu, verringerte seine Geschwindigkeit auch nicht, als er sie erreichte, sondern packte einfach ihre Hand und ging weiter. Was hatte sie für eine Wahl? Sie rannte hinter ihm her.
    „Lass mich los oder geh langsamer!“, keuchte sich. „Angel, was soll das? Lass mich los!“
    Sie schaffte es kaum, mit ihm Schritt zu halten. Ohne sich ein einziges Mal nach ihr umzudrehen, stapfte Angel zu seinem Behandlungszimmer in der pädiatrischen Ambulanz. Karo spürte, dass er lediglich mühsam seinen Zorn beherrschen konnte. Was bildete er sich eigentlich ein, wie sie sich fühlte, jetzt, nachdem sie diese Neuigkeit erfahren hatte? Sie hatte sich weder diesen Arzt noch diese Klinik ausgesucht.
    Und erst recht nicht, dass es mehr als ein Kind werden würde.
    Angel schlug die Tür heftig hinter sich ins Schloss, nachdem er Karo ungehalten in sein Büro geschoben hatte.
    „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Mit grimmiger Miene fuhr er herum und trat drohend einen Schritt auf sie zu. Seine Frage war ein einziger Vorwurf, der Karo zusammenzucken ließ. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um nicht schockiert die Luft anzuhalten. Keine braunen oder grünen Augen konnten einen derart mörderischen Hass ausstrahlen wie dieser eisblaue Blick.
    Unbeherrscht riss er seinen Mantel vom Kleiderhaken. Sein Blick fiel auf die Scherben am Boden, die er mit einem Tritt zur Seite schob.
    „Warum, verdammt noch mal!“ Seine Stimme überschlug sich. „Bin ich es nicht wert , über diese Dinge informiert zu werden?“
    „Ich habe es genau eine halbe Stunde vor dir erfahren. Ich hatte einen Termin im Marienkrankenhaus, wenn du dich erinnerst. Erst gestern hatte ich dich noch einmal gebeten, mich zu begleiten.“
    „Im Gegensatz zu dir war ich beschäftigt“, knurrte er. „ Hast du außer diesem Vorwurf sonst keine Antwort auf meine Fragen?“
    „ Ich habe dir bereits gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Höchstens noch so viel, damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin nicht freiwillig hier. Ich mag diesen arroganten Doktor Bernd nicht und euer Krankenhaus ebenfalls nicht. Aber eigentlich solltest du das längst wissen und das habe ich auch Doktor Schwäblein erklärt, trotzdem wollte er mich unbedingt – aus welchem Grund auch immer – in den Händen von Spezialisten auf diesem Gebiet wissen.“
    Der leise Hohn in ihrer Stimme stach dem jungen Mann ins Herz. Mit einem Ruck schoss sein Kopf in die Höhe. Seine durchdringenden Augen blitzten

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