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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Stunde, zwei? Waren sie ohne Halt auf der Autobahn gefahren, konnten sie in dieser Zeit mit dem Jaguar eine Strecke hinter sich gelassen haben, die es ihm unmöglich machte zu sagen, wohin sie unterwegs waren. Obwohl er sich nach wie vor in Sinas Wagen befand, schloss er aus dem völlig anderen Fahrstil, dass seine Kollegin auf den Beifahrersitz umgestiegen war. Ihr Parfüm hing schwer in der Luft.
    Aber die Ärztin antwortete ihm nicht. Stattdessen vernahm er eine kratzende Reibeisenstimme: „Oh, unser Süßer ist endlich aufgewacht. Auf die Minute genau, wie berechnet. Hast du was Schönes geträumt? Von deinem kleinen Frauchen vielleicht?“
    Angel horchte auf. Der stark amerikanisch gefärbte Akzent des Fremden irritierte ihn. Sofort durchforstete er sein Gedächtnis nach Amerikaner, denen er möglicherweise auf die Füße getreten war.
    „Wo ist Doktor Bertram? Wer sind Sie? Und machen Sie mir, verdammt noch mal, die Fesseln ab!“
    „Du hast hier weder Fragen noch Forderungen zu stellen!“, bellte der Fahrer. „Also halt die Schnauze und freu dich auf die Willkommensparty, die wir für dich vorbereitet haben. Du weißt doch, wie man Gefangene behandelt. Sorge als erstes dafür, dass sie in ihrer Bewegungsfreiheit vollständig eingeschränkt und hilflos sind. Und dann lass sie warten, verschaffe ihnen Zeit, sich den Kopf über das Warum zu zerbrechen.“
    Gefangene r? Was zur Hölle hatte das zu bedeuten? Fieberhaft überlegte Angel, wie er sich befreien könnte, obwohl ihm klar war, dass es unter diesen Umständen selbstmörderisch wäre, irgendetwas zu unternehmen. Was auch? Solange das Gefühl nicht in seine Glieder zurückgekehrt war, wusste er nicht einmal, ob auch seine Füße in Fesseln steckten. Was er dagegen mit Sicherheit wusste: Er steckte in größeren Schwierigkeiten, als er zunächst angenommen hatte. Es war nicht allein Sinas krankhaftes Verlangen nach ihm, welchem er diese Situation verdankte. Das Warten zerrte an seinen zum Reißen gespannten Nerven. Er war noch nie ein sehr geduldiger Mensch gewesen.
    Nach einer scharfen Biegung fuhr der Jaguar vom glatten Asphalt der Straße über knirschenden Kies und stoppte schließlich mit quietschenden Reifen. Die Türen des Wagens wurden aufgerissen, Stimmengewirr drang an Angels Ohren, bloß von Sina konnte er nach wie vor nichts hören.
    Die Luft riecht nach Fisch und schmeckt salzig, stellte er fest und rechnete seinen möglichen Aufenthaltsort aus. Es waren vierhundertdreißig Kilometer auf der Autobahn bis an die See.
    Mit aufkeimender Hoffnung registrierte Angel, dass die Wirkung des Muskelrelaxans nachgelassen hatte. Gewohnheitsmäßig zog er den Kopf ein, als er aus dem Auto gezerrt wurde. Misstrauisch prüfte Johnny den Sitz der Augenbinde, dann holte er mit der Hand wie zum Schlag aus, um kurz vor Angels Gesicht zu stoppen.
    Er hatte es unzählige Male während seiner Ausbildung mit verbundenen Augen trainiert. Instinktiv wollte er auch jetzt abwehrend den Arm vor den Kopf heben, wurde indes schmerzhaft in seiner blitzschnellen Bewegung von den Handschellen gehindert. Er verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen den Amerikaner. Voll Wucht traf dessen Faust auf Angels Solarplexus. Er sackte zusammen und rang keuchend nach Luft.
    „ Sieht so aus, als würden wir in der nächsten Zeit viel Spaß miteinander haben. Denn ich werde es dir austreiben, dich zu wehren“, drohte der bullige Schläger. „Ich werde es genießen, dich Stück für Stück auseinanderzunehmen. Jeden Tag ein bisschen mehr, bis nichts mehr von dir übrigbleibt.“
    Seine Faust donnerte auf Angels Genick und ließ den Arzt auf die Knie sinken. Bevor er vornüberfallen konnte, wurde er unter den Armen gepackt und über eine breite Treppe zum Portal einer Villa geschleift, wo der Majordomus mit teilnahmslosem Gesichtsausdruck die beiden Flügel der hohen Tür öffnete. Hinter ihm erschien eine imposante Gestalt, bei deren Anblick im ersten Moment jeder Besucher unwillkürlich den Atem anhielt. Ungeachtet seines fortgeschrittenen Alters hielt er sich betont aufrecht. Sein dichtes Haar glänzte silberfarben und wellte sich bis auf die breiten Schultern. Der Maßanzug betonte seine große, schlanke Figur. Ein Paar stechend blauer, stahlharter Augen richtete sich erwartungsvoll auf die Ankömmlinge.
    Eine Stimme, kälter noch als Eis, ließ Angels Blut in den Adern erstarren.
    „Herzlich willkommen zu Hause, Doktor Angel Stojanow Stojkow! Wie lange habe ich auf diesen Tag

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