Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
konnte.
„Ich hatte angenommen, du würdest einmal in deinem Leben mit einem richtigen Wagen fahren wollen. Es sollte eine Überraschung für dich werden“, erwiderte Sina Bertram mit Schmollmund.
In dieser Sekunde wurde ihm klar, wie sehr er Karos aufrichtige Natürlichkeit vermisste, ihre bedingungslose Ehrlichkeit und Liebe. Mit dem affektierten Gehabe der Psychologin dagegen wusste er nichts anzufangen. Und – zum Teufel mit all dem glitzernden Tand und Schnickschnack! – Karo hatte ihm viel mehr zu bieten, als Sina einem Mann geben könnte!
„Na, komm schon.“ Die Psychologin drückte dem verblüfften Arzt ihren Koffer in die Hand. „Lass uns endlich gehen.“
Er wunderte sich lediglich einen kurzen Moment, wie viel Gepäck eine Frau für sechs Tage benötigte. Natürlich, woher sollte er das auch wissen? Er konnte ihre Ansprüche selbstverständlich nicht mit denen seiner kleinen Karo vergleichen. Karo – sein unkompliziertes Mädchen, das auch mit einer Zahnbürste und einem seiner Pullover zufrieden war. Die ihn liebte, obwohl er ihr keine millionenschwere Villa und ein Heer von Hauspersonal, Diamanten und schnelle Autos bieten konnte.
Angels Verwunderung steigerte sich noch, als Sina Bertram darauf bestand, das schwere Gepäck selbst im Kofferraum ihres chromblitzenden Jaguars zu verstauen.
„Ich fahre das erste Stück“, rief sie ihm wenig freundlich vom Heck des Fahrzeugs aus zu.
Mit einem erneuten Stirnrunzeln, doch ohne jeden Kommentar öffnete er die Beifahrertür. Aus irgendeinem Grund schien Sina unzufrieden zu sein. Er konnte sich nicht vorstellen, der Grund für ihre Missstimmung zu sein. Oder hatte er etwas Falsches gesagt? Hatte sie erwartet, er würde ihr vor Dankbarkeit zu Füßen fallen?
Nein, er mochte seine Gedanken nicht an Sina verschwenden. Viel lieber träumte er von den letzten Minuten an Karos Krankenbett, von seiner Unterha ltung mit den Babys und dem Jawort seiner Frau.
Sie waren noch keine Stunde auf der Autobahn unterwegs, als die Bertram drängte, auf dem nächsten Parkplatz eine Pause einzulegen. Kaum hatte sie das gesagt, lag ihre Hand Besitz ergreifend auf seinem Knie.
„Sina, bitte“, keuchte Angel , bemüht, sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. „Ich dachte, wir waren uns einig, dass zwischen uns nichts laufen kann. Lass es sein.“
„Angel, du machst mich ganz verrückt. Ich komme nicht mehr von dir los. Und um ehrlich zu sein, ich will es auch gar nicht.“ Ihre Hand rutschte fordernd höher auf seinem festen Oberschenkel und knetete seine Muskeln. „Du fühlst dich so gut an.“
„Verdammt, Sina …“
Angel Stojanow kam nicht weiter mit Sprechen. Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gerissen und eine Atemmaske auf Mund und Nase gepresst. Noch ehe sich der völlig überraschte Arzt wehren konnte, spürte er einen Stich in die Halsvene und verlor das Bewusstsein.
26 . Kapitel
„Oh Scheiße! Scheißescheißescheiße! Die Bullen!“
„S till!“ Doktor Bertram warf einen wütenden Blick in den Rückspiegel, während sie an den Straßenrand fuhr und dabei beobachtete, wie sich der Mann mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. „Halt einfach die Klappe und lass mich das machen.“
Auf Knopfdruck glitt die Seitenscheibe nach unten und der Kopf eines Polizisten kam zum Vorschein.
„Den Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere, bitte.“
Gelassen öffnete Sina Bertram ihre Handtasche aus edlem Krokodilleder und reichte dem Streifenpolizisten mit kokettem Augenaufschlag die gewünschten Dokumente.
„Viel zu tun heute, Officer? Und das bei diesem wunderschönen Wetter. Sie Ärmster sind nicht zu beneiden.“
Die Selbstsicherheit der Ärztin rang dem Mann im Fond des Jaguars widerwillig Bewunderung ab. Dieses Weib konnte anscheinend nichts aus der Ruhe bringen, während er peinlich berührt seine noch immer leicht zitternden Hände betrachtete.
„Was ist mit ihm?“ Der Polizist deutete mit strenger Miene auf Angel, dessen Kopf kraftlos vornüber auf die Brust gesunken war.
„Nun ja, er hat wohl …“, Sina beugte sich etwas näher zu dem jungen Mann und gewährte ihm einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté, „ein bisschen über den Durst getrunken, befürchte ich. Wir kommen von einer Party , Verabschiedung eines Kollegen in den Ruhestand, Sie verstehen“, erklärte sie leutselig und blinzelte den Polizisten um Nachsicht heischend an.
„Dann muss ich Sie bitten , in den Alkomat zu
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