Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
daran! Angels Telefon lag angeblich bei dieser Bertram im Auto. Sie will es ihm beim Frühstück geben. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihr auch nicht das Geringste ausgemacht hätte, ihn zu wecken. Hab ich dir schon gesagt, dass ich dieses Weib nicht ausstehen kann? Ich hasse sie! Was findet ihr Kerle nur an ihr? Sie ist sehr schön, nicht wahr?“ Lauernd legte sie den Kopf schief und wartete auf seine Reaktion.
Sie musste unbedingt wissen , ob er den Mut hatte, sie erneut zu belügen. Ihr stand ganz der Sinn danach, sich mit ihm zu streiten. Hier und jetzt! Sie wollte ihr ganzes Gift versprühen und jemandem den Kopf abreißen, bis es ihr wieder besser ging.
Allerdings sah es so aus, als wollte er ihr diesen Gefallen nicht tun. Er schwieg hartnäckig und schaute sie lediglich mit eigenartig starrer Miene an.
„ Nun spuck‘s schon aus, was hat sie an sich, dass ihr Kerle wie die Fliegen auf die Scheiße auf dieses Biest fliegt?“
D as Gesicht des Arztes verfinsterte sich noch mehr, während er im Wandschrank nach einer Schale für die Birnen kramte und damit einem direkten Blickkontakt zu Karo unauffällig ausweichen konnte. „Keine Ahnung“, murmelte er kurz angebunden.
„ Vielen Dank für diese erschöpfende Antwort. Bisher hielt ich große Stücke auf deine Meinung.“
„Hör zu .“ Danilo beugte sich dicht über sie und fasste sie sanft an den Schultern. „Die Bertram ist noch nicht lange in der Klinik. Soviel ich weiß, war Angel einer ihrer ersten Patienten. Ich kenne sie … kaum. Gar nicht, wenn man’s genau nimmt. Einmal saß ich in der Kantine neben ihr am Tisch und wahrscheinlich haben wir uns ‚Guten Appetit’ gewünscht. Das war’s. Ich glaube nicht, dass ich ihr mehr an Aufmerksamkeit geschenkt habe. Sie ist schön. Mehr allerdings auch nicht.“
„Mehr nicht? Einem Mann scheint das zu genügen.“
Voll Zorn rupfte Karo an ihrem Brötchen herum, bis es nur noch aus einem Haufen Brösel bestand. Danilos Hand legte sich über ihre und machte ihrer Nervosität damit ein Ende.
„Hast du schon gefrühstückt? Was stand denn Gutes auf dem Speiseplan?“
„ Brötchen und … Käse. Joghurt.“
„ Alles aufgegessen? Ein ganzes Brötchen?“
„Vielleicht kein ganzes.“ Denn sonst sähe ihr Teller nicht wie ein Schlachtfeld aus.
„Mehr, als du von dem hier verspeist hast?“
Angestrengt beäugte sie das demolierte Gebäck auf ihrem Teller, als ob sie jeden Krümel gewissenhaft in Betracht ziehen würde.
„Es war mehr.“ Nicht viel mehr, aber immerhin etwas. Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sich nicht von ihr täuschen ließ, doch für den Moment gab er sich zufrieden.
„Und wie viel Joghurt? Wie viele Löffel voll?“
„ Danilo, ich habe sie doch nicht gezählt !“
„Mehr als drei?“
Langsam arbeitete sie sich durch ihr Gedächtnis. Es waren einige. Sie könnte versuchen, der Wahrheit auszuweichen, doch Danilo direkt anzulügen, brachte sie nicht fertig. Er würde sie nur noch mehr mit seinen Fragen löchern und keine Ruhe geben. Leise seufzend gab sie zu: „Es werden wohl … na ja, so zwei oder drei gewesen sein.“
„Karo, so geht das nicht. Ich weiß, dass du stinksauer bist, weil du die letzte Prüfung nicht ablegen konntest und auch deine Diplomarbeit warten muss. Ich weiß, dass du dich hier lang weilst, wenn du allerdings noch mehr an Gewicht verlierst, wirst du nicht bloß den Babys, sondern vor allem dir selber schaden. Bitte, Karo, tu mir das nicht an. Du musst essen.“
Sie betrachtete das Brötchen mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck und ließ ihren Blick weiter zu den Birnen wandern. Er sah, wie sie sich schüttelte , und sein Herz zog sich angstvoll zusammen.
„Ich versuche es ja, wirklich, aber die meisten Sachen schmecken mir einfach nicht. Wenn mein Magen knurrt, habe ich oft keinen Appetit und dann … höre ich halt auf zu essen.“
„Dann iss, wenn du Appetit auf etwas hast. Ruf mich an, schicke eine SMS oder was auch immer – ich besorge dir sofort alles, was du haben möchtest.“
Ich möchte, dass Cat noch am Leben ist. Und ich möchte, dass Angel jetzt durch diese Tür spaziert und sich neben mich legt. Ich möchte mein Leben zurück!
27 . Kapitel
Gefährlich schwankend kam Johnny auf die Beine und stolperte orientierungslos durch das kahle Zimmer im Kellergeschoss, das er während des Aufenthalts in der Strandvilla des Marquess bewohnte. Beide Hände an die Schläfen gepresst, lehnte er an einer Säule, als
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