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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Gesicht in den Händen, um ihr Schluchzen zu ersticken. So hatte Angel sie nach der ersten Nacht in die Arme gezogen und geküsst! Oh Gott, warum ausgerechnet heute? Warum musste sie gerade jetzt daran denken? Die Erinnerung an Angel und diesen Morgen raubte ihr fast den Verstand. Von jenem Augenblick an hatte sie gewusst, dass ihr Herz ihm gehören würde. Wahrscheinlich war es ihr bereits in der Minute bewusst gewesen, als sie nach dem Unfall aufgewacht und das erste Mal seine Stimme gehört hatte, als er seine Hand auf ihre fieberheiße Stirn gelegt und sie mit seinen Berührungen und Worten beruhigt hatte.
    Sie liebte Danilo, das hatte sie seit ihrer ersten Begegnung getan, weil er berechenbar, zuverlässig und geradlinig war. Obendrein gab er ihr die Sicherheit der so lange entbehrten Geborgenheit. Doch die Liebe zu ihm war lediglich eine gemäßigte Version, die mehr mit Trost und Dankbarkeit, Vertrauen und Freundschaft zu tun hatte als mit der intensiven Leidenschaft, die Angel einst in ihr geweckt hatte.
    Wen also betrog sie?
     
    Als Danilo wenig später mit Lucas und Nicolas die Treppen von den Kinderzimmern herunter kam, hatte er die Jungs bereits gewaschen und angezogen. Sie plapperten munter drauflos und er antwortete ihnen mit einer Ernsthaftigkeit und Akzeptanz, wie sie es von ihm gewohnt waren. Liebe und Stolz verklärte Karos Züge, als sie ihren drei Männern das Gesicht entgegen hob.
    Warum sollte ein den Buben völlig Fremder dieses Verhältnis zu Danilo zerstören dürfen? Sie waren seit der Stunde ihrer Geburt eine Familie!
    Und Angel? Hatte Angel nicht ebenfalls ein Recht auf seine Kinder? 
    Von wegen – seine Kinder! Er hatte sie mit Doktor Bertram betrogen und alleingelassen. Er hatte weder ihren Schmerz um den Verlust der beiden anderen Geschwister geteilt, noch sich um die Neugeborenen gekümmert, als Karo dazu nicht in der Lage gewesen war.
    Waren es wirklich seine Kinder ? Danilo hatte uneigennützig die Babys versorgt, er hatte ihnen die Fürsorge zuteilwerden lassen, die sie, Karo, den Kindern in jenen ersten Wochen nicht hatte geben können. Er war es, der schlaflose Nächte an den Betten der beiden zugebracht hatte, ihre Windeln wechselte und mit ihnen die ersten Schritte durch ihr Leben gegangen war.
    Schl ießlich hatte er die Mutter seiner kleinen Lieblinge um ihre Hand gebeten. An jenem Tag hatte sie auf den schmalen, silbernen Ring an ihrem Finger gesehen und ohne Zögern „Ja“ gesagt.
    Als die Jungen nun zu ihrer Mutter flitzten, um sich den Guten-Morgen-Kuss abzuholen, beobachtete Danilo seine Frau. Mit einer Mischung aus Trauer und Besorgnis schaute er ihr in die verweinten Augen und schlagartig wurde ihm klar, dass nichts mehr so sein würde wie bisher. Kam Angel zurück, würde sich alles ändern.
    Während die Buben sich munter über ihr Frühstück hermachten und ihre Müs lischälchen leer löffelten, spürte Karo den fragenden Blick ihres Mannes mit körperlicher Schwere auf sich lasten. Keiner sagte ein Wort, gleichwohl fühlten beide, was in dem anderen vorging.
    Quälend langsam verrann die Zeit. Es wurde Mittag, ohne dass sich jemand von Frithjofs Männern gemeldet hatte. Scheinbar unbekümmert saß Danilo mit den Kindern in einer Ecke des großen Spielzimmers und las ihnen ihre Lieblingsgeschichte aus einem von Karo illustrierten Kinderbuch vor. Sie selber dagegen hielt es nicht lange auf ihrem Platz. Nach den ersten Minuten war sie wieder aufgestanden und zum Fenster gegangen, bis ihr Frithjofs Warnung einfiel, sich von dort fernzuhalten. Als sie damit begann, unruhig durch das Zimmer zu wandern, traf sie Danilos kurzer, tadelnder Blick. Er wusste, ihre Nervosität würde sich auf die Kinder übertragen, und das wollte er um jeden Preis verhindern.
    M it entschuldigendem Achselzucken schloss sie leise die Tür hinter sich, um ihren Rundgang zwischen Wohnzimmer und Küche fortzusetzen. Völlig konfus wischte sie hier ein Staubkörnchen von den Portraits ihrer Familie, rückte dort eine Vase zurecht, um sie im nächsten Moment an ihren alten Platz zurückzuschieben. Obwohl sie sich der Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst war, hatte sie das Gefühl, sich von der bevorstehenden, wahrscheinlich folgenschwersten Entscheidung ihres Lebens ablenken zu können.
    Es war so widersinnig! Mit Doktor Bertrams Anruf wurden von einer Sekunde auf die andere die gemeinsamen Jahre mit Danilo in Frage gestellt. Aber das hatte er nicht verdient! Sie hatte nicht mehr damit gerechnet,

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