Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Hinterkopf.
„Und dann könnten Sie ihr gleich von Ihrem Besuchsverbot erzählen.“
„ Ich bin dir etwas schuldig und dafür, dass du uns Angel lebend wiedergebracht hast, übernehme ich gern die Aufklärung deiner Frau. Doch eins lass dir gesagt sein und ich meine es wirklich ernst: du hast keineswegs versagt, Danilo. Du warst genau der richtige Mann für diesen Einsatz. Niemand hätte mehr für Angel tun können mit den begrenzten Mitteln, die ein Rettungshubschrauber bietet.“
Beinahe sah es so aus, als wollte er Danilo aus lauter Dankbarkeit umarmen. Er beließ es bei einem festen Händedruck.
40. Kapitel
Leise zog Danilo die Tür hinter sich ins Schloss. Er atmete tief durch und massierte mit leichtem Druck seine Schläfen. Jetzt einen Kaffee, schoss es ihm durch den Kopf. Karos pechschwarzer Mädchen-Mörder-Kaffee wäre im Moment genau das Richtige, um ihn aufzumuntern. Seine Frau würde bereits auf ihn warten, so wie sie all die Wochen seit Angels Rettung auf ihn gewartet hatte – und auf seine Neuigkeiten von Angel. Doch von Tag zu Tag graute ihm mehr vor den erwartungsvoll auf ihn gerichteten Augen und Karos stummen Fragen.
Irgendwann hatte sie aufgehört , ihn zu bestürmen und zu einem gemeinsamen Besuch zu überreden. Jetzt las er höchstens noch von Resignation und Vorwürfen auf ihrem Gesicht.
Aber w as erwartete sie denn? Es ging nicht nach ihm und seinen Wünschen! Viel zu langsam und kaum merklich erholte sich Angels Körper von all dem Gift, mit dem seine Entführer an ihm experimentiert hatten, von den Folgen von Hunger und Folter. Bis ein akutes Nierenversagen sämtliche Hoffnungen zunichtemachte, denn nun stand Angel, dem man eine gesunde Niere entnommen hatte, um sie an einen kranken Schwerreichen zu verkaufen, selbst auf der Warteliste für ein Spenderorgan.
Obwohl er inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt hatte, befand er sich noch immer in einem beängstigenden Zustand von Apathie. Er reagierte auf keinerlei äußere Einflüsse und zeigte sich vollkommen unbeeindruckt von den Besuchen und Gesprächen seiner Arztkollegen. Teilnahmslos lag er in seinem Bett, ließ sich von geduldigen Schwestern waschen, umbetten und die Krankengymnastik über sich ergehen. Er aß zwar ein wenig von den Speisen, die ihm vorgesetzt wurden, aber das Essen schlug kaum an. Ihr Patient verfiel zunehmend unter den entsetzten Augen des ratlosen Klinikpersonals. Er schlief sehr viel, was eigentlich ein gutes Zeichen hätte sein sollen, doch sein Schlaf war nicht erholsam. Er hatte etwas Verstörendes an sich, so als würde Angel geradezu sehnsüchtig nach der Bewusstlosigkeit streben. Hatte er sie einmal erreicht, klammerte er sich mit einer Sturheit daran fest, die Danilo mehr Sorgen bereitete, als er sich eingestehen wollte.
Immer h äufiger zweifelte er am Sinn der Anweisung, Karo den Besuch bei Angel zu verweigern. Was bezweckte der Professor damit? Bislang hatte er sich nicht dazu herabgelassen, auf Fragen nach dem Grund für sein Besuchsverbot zu reagieren. Er war ihm keinerlei Rechenschaft schuldig, hatte der Chefarzt kurz angebunden und mit einem erschreckend endgültigen Ton gesagt, was Karo und ihm als Begründung genügen musste.
Hatte der Professor mit seinen Vermutungen dermaßen falschgelegen, dass es ihm jetzt peinlich war, daran erinnert zu werden? Irgendetwas musste er sich dabei gedacht haben. Aber was? Was war es, das er selber übersehen hatte? Vielleicht sollte er noch einmal mit ihm sprechen. Diese Überlegung erschien ihm vernünftiger, als Karo gegen den Willen des Chefarztes zu Angel zu bringen. Die Personenschützer vor Angels Krankenzimmer erweckten nicht den Eindruck, als ließen sie mit sich handeln. Es waren ausnahmslos schweigsame, finstere Typen mit einem Kreuz, breit wie ein Schrank, zwar unbewaffnet, doch nur wenn man davon absah, dass ihre trainierten Körper nichts anderes als tödliche Waffen darstellten. Obwohl er selber mehrere Kampfsportarten beherrschte, wollte er sich nicht ohne Not mit ihnen anlegen.
Karo s Zustand konnte nicht der Grund für die Anweisung des Professors sein. Sicher, sie war schwanger und nach der Frühgeburt ihrer Babys vor drei Jahren galt sie als Risikoschwangere. Nichtsdestotrotz ging es ihr gut, sie fühlte sich gesundheitlich bestens. Und er hatte sie darauf vorbereitet, dass sie einem völlig veränderten Mann gegenübertreten würde. Sie wusste, dass Angel keine Ähnlichkeit mehr mit dem vor Kraft strotzenden, charismatischen
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