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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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zu schwitzen. Mit einem Mal kicherte er und Danilo fragte sich bestürzt, ob in den heimlich geäußerten Vermutungen der Schwestern ein Funke Wahrheit steckte.
    Angels Mundwinkel zuckten und verzogen sich schmerzlich, bis er schließlich zornig bellte: „Verschwinde! Ich merke, wie du mich die ganze Zeit anstarrst. Was willst du? Noch nie einen Krüppel gesehen? Geh weg! Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich … ich brauche dich nicht. Niemanden!“
    Angels Stimme klang plötzlich böse, seine Atmung geriet zunehmend außer Kontrolle, wurde immer unregelmäßiger und schneller. Er keuchte auf, als die mörderischen Kopfschmerzen einsetzten und ihm den Schädel zu sprengen drohten. Er biss die Zähne aufeinander, bewegte den Kopf, versuchte alles Mögliche, um die unerträglichen Qualen zu lindern.
    Einer der Monitore über seinem Bett fing hektisch zu blinken an . Gleich darauf kam eine Schwester ins Zimmer gestürzt. Mit ernster Miene blickte sie zwischen den beiden Männern hin und her, mehr als überrascht, Danilo zu sehen. Fragend hob sie die Schultern, doch er schüttelte lediglich den Kopf, deutete auf sich und hielt einen Zeigefinger in die Höhe.
    „ Guck mich nicht so an, bloß weil ich blind bin!“, stieß Angel schluchzend hervor und Tränen rannen über sein hochrotes Gesicht.
    „Doktor Stojanow, beruhigen Sie sich. Ihr Blutdruck ist viel zu hoch. Ich möchte Doktor Iwanow bloß ungern des Zimmers verweisen, andererseits lassen Sie mir keine Wahl, wenn sein Besuch Sie zu sehr aufregt.“
    „ Nein, nicht“, wisperte er und senkte beschämt den Kopf. „Ich will nicht, dass er geht.“
    Dankbar nickte Danilo der Schwester zu, die ihm zwar erleichtert zulächelte, aber keine Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.
    „Es war ein langer Tag, Angel. Du solltest jetzt ein wenig schlafen, dich ausruhen. Morgen sehen wir uns wieder, versprochen.“
    „Werde ich das? Werde ich wieder sehen? Das letzte, was ich gesehen habe, ist die Autobahn, auf der wir unterwegs waren. Sina wollte, dass ich in einem richtigen Wagen fahre. Und ich stieg in ihren Jaguar! Als … als ich zu mir kam, hatten sie mir die Augen verbunden. Danach haben sie mir die Binde nur abgenommen, wenn ein Scheinwerfer auf mich gerichtet war und sie mir Tropfen in die Augen geträufelt haben, bis sie sich irgendwann auch diese Mühe sparen konnten. Eine Degeneration des Sehnervs, nicht wahr? Ich bin blind. Dabei wollte ich bloß noch einmal Karo sehen. Und meine Babys.“
    „Du wirst Karo wiedersehen, Angel. Und du wirst deine Kinder sehen.“ Danilo erstickte fast an dem Kloß in seinem Hals, als er an seine Frau dachte, die auch Angels Frau war. Er räusperte sich. „Ich lasse dir Professor Katner holen. Er wird deine Augen untersuchen und dir helfen. Katner, musst du wissen, ist ein großartiger Spezialist. Der Professor hat ihn erst vor einem halben Jahr zu uns geholt. Bis dahin arbeitete er in einer Spezialklinik in Boston. Er ist eine absolute Kapazität auf seinem Gebiet.“
    Angel nickte, als glaubte er seinem Freund, dass ihm jemand würde helfen können, und tatsächlich hatte es den Anschein, als würde er sich beruhigen.
    „ Ich habe durchgehalten, obwohl es so wehtat, die nächste Minute, die nächste Stunde, den nächsten Tag. Wochen und Monate, weil ich sie wiedersehen wollte. Jetzt wünschte ich, ich hätte diese Hölle nicht überlebt. Warum habt ihr mich nicht in Ruhe sterben lassen? Ich hatte es beinahe schon geschafft. Wer … Wem habe ich das zu verdanken?“
    Ein eisiger Schauer lief Danilo über den Rücken. Angel hatte zwar ruhig gesprochen, seine Miene dagegen spiegelte rasenden Zorn und Verzweiflung wider. Seine Glieder schlotterten und Danilo fragte sich, wann er das letzte Mal ohne Gewalt oder ohne die Absicht, ihm Schmerzen zuzufügen, angefasst worden war. Behutsam nahm er Angels Hand in seine, achtete auf das kleinste Anzeichen von Angst oder Abscheu und erschrak dabei selber angesichts der Kälte seiner Haut.
    „Ich habe Frithjof Peters um Hilfe gebeten.“
    „Frithjof. Natürlich. Wer sonst?“ Ein schwaches Zucken um Angels Mundwinkel verriet, dass ihm dazu etwas eingefallen war. „Hat er also das Phantom aktiviert.“
    „Wen?“
    „Ossi. Mich wundert, dass er noch nicht hier war. Er muss doch mit mir reden wollen. Er will sicher wissen, was ich … wer …“
    „Frithjof ist jeden Tag hierhergekommen, um sich nach deinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Er hat an deinem Bett gesessen und

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