Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

gebracht.“
    „ Das darfst du aber wissen. Kannst du dir vorstellen, wie peinlich mir mein Auftritt in dieser Kneipe war? Seitdem habe ich keinen Fuß mehr dahinein gesetzt. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Tut mir leid, wenn ich …“
    Vergiss es, hör einfach auf, unterbrach sich Karo, nichts tut dir doch wirklich leid und es interessiert erst recht niemanden. Ganz kurz erwog sie, ein Schweigegelübde abzulegen, verwarf diesen Gedanken allerdings schnell wieder. Stattdessen küsste sie ohne Zögern Danilo auf die glatt rasierte Wange und atmete tief seinen Duft ein. Für einen Moment schloss sie die Augen und gab sich ganz dieser Empfindung hin.
    „Das sollte jetzt keine Bezahlung sein“, raunte sie ihm ins Ohr. „Ich bin bloß froh, dich wiederzusehen.“
    „Wie sieht es dann aus, wenn du tatsächlich deine Schulden begleichst?“
    Sie verdrehte viel sagend die Augen und bemerkte dabei nicht, wie sich Angels Augen zu schmalen Schlitzen verengten und er die Hände zu Fäusten ballte. Um seinen Mund zuckte ein Muskel, der seine Anspannung verriet.
    „Ich wusste nicht, dass ihr euch kennt“, meinte er mehr zu sich als zu Karo und Danilo, die ihn vermutlich sowieso nicht verstehen konn ten, da sie wie Kletten aneinander hingen. Noch immer stand er genau dort, wo er sie verlassen hatte – ein Vorwurf, der auf dem Steinboden Wurzeln schlug – und beobachtete argwöhnisch Karo, die unablässig auf Danilo einredete und ihm wahrscheinlich nicht einmal die Gelegenheit für ein „Hallo“ gegeben hatte. Er hatte den anzüglichen Kommentar seines Freundes nicht gehört. Und auch die Freude in dessen Stimme war ihm entgangen. Ihm genügte, dass Karo den Namen kannte, den er selbst Danilo vor vielen Jahren gegeben hatte. Und dass sie Danilo die Küsse schenkte, die allein ihm gehören sollten! Das konnte nur bedeuten, die beiden kannten sich wirklich gut.
    Weshalb tut diese Gewissheit weh? Schließlich ist es allein Danilos Sache, wem er was anvertraut. Trotzdem! Warum hat er mir nicht erzählt, dass er eine Frau kennengelernt hat? Und dann ausgerechnet Karo!
    Sie waren hierhergekommen, weil er mit Karo reden wollte. Er und nicht Danilo! War der Kleine aus diesem Grund überraschend schnell bereit gewesen, ihn zu begleiten? Weil er es auf Karo abgesehen hatte? Das konnte nicht sein! Danilo wusste, was er für Karo empfand. Er musste ihn fragen, seit wann …
    „ Wo ist eigentlich … Hab ich fast vergessen. Cat ist schon ganz wild darauf, euch kennenzulernen. Allerdings hat sich damals im Krankenhaus keine Gelegenheit mehr geboten und sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich sie noch länger um dieses Vergnügen bringe.“
    M it einem Mal fühlte sich Karo wie aufgezogen. Die Müdigkeit, die sich während der Fahrt mit aller Kraft ihrer bemächtigt hatte, war plötzlich vergessen.
    Catherine dagegen war über ihren Kampf um den ersten Platz bei der Anmeldung völlig entgangen, dass sich ihre Freundin in der Zwischenzeit mit völlig anderen Dingen als mit Gepäckausladen beschäftigte. Umso erstaunter schaute sie auf, als Karo mit strahlendem Lächeln auf sie zugeflogen kam. Im nächsten Moment klappte ihre Kinnlade nach unten. Sie hatte unter den Menschenmassen, die das Foyer des Hotels belagerten, zwei außergewöhnlich große Männer entdeckt. Groß? Riesig im Vergleich zu ihr! Umwerfend, prachtvoll, die crème de la crème !
    Karo feixte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihrer Freundin bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammenlief. Vermutlich war sie gerade damit beschäftigt, ihre Zunge aufzurollen, damit sie ihr nicht wie bei einer Dogge aus dem Mund hing. Sie konnte es ihr nicht einmal verübeln. Cats Augen hatten inzwischen die Größe von Untertassen erreicht und Karo kannte ihre Freundin gut genug, um zu wissen, dass sie einer Ohnmacht ziemlich nahe war, hatte sie doch die selten dämliche Angewohnheit, vor lauter Staunen einfach mit dem Atmen aufzuhören. In der Tat hatte Cat eben erst festgestellt, dass die Männer hinter Karo her und geradewegs auf sie zu kamen.
    Sie kamen zu ihr! Zu ihr allein! Oooh, pfeif auf den Sechser im Lotto! Hier bin ich! Hierher!
    Karo widerstand lediglich mit Mühe der Versuchung, Cat vorm Gesicht in die Hände zu klatschen, um sie in die Wirklichkeit zurückzuholen. Sie blieb vor ihrer Freundin stehen und drückte ihr hilfreich die Kinnlade wieder hoch, damit sie zu guter Letzt nicht auch noch zu sabbern anfing und sich der leicht schwachsinnige Ausdruck