Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
wirklich sehr durchdacht“, bemerkte Catherine trocken.
„Habe ich nach deiner Meinung gefragt?“
„Nein, dennoch empfand ich die Notwendigkeit, sie zu äußern.“
Karo wandte sich von ihrer Freundin ab, während die Schamröte ihr Gesicht dunkel färbte und sie sah, wie Angel und Danilo einen flüchtigen Blick wechselten. „Das wollte ich nicht.“
Danilo winkte gleichmütig ab. „Ist schon in Ordnung.“ Der schmerzliche Zug um seinen Mund indes strafte seine Worte Lügen.
Geistesgegenwärtig versuchte Catherine , die peinliche Situation zu entschärfen. „Und damit hat endlich meine Stunde geschlagen.“ Sie warf Karo einen vernichtenden Blick zu. Knigge würde entsetzt in seinem Grab rotieren, hätte er diese billige Entschuldigung mit anhören müssen. Halt jetzt bloß die Klappe! formte sie mit ihren Lippen.
Und den Männern zugewandt erklärte sie: „ Unserer überaus erfolgreichen, nichtsdestotrotz bescheidenen Malerin war es schon immer ungeheuer peinlich, darauf zu antworten. Meist gibt sie bei dieser Frage irgendwelchen Müll zum Besten, sodass man weniger schlau ist als zuvor. Das habt ihr ja eben selbst erlebt. Darin ist sie unbestritten Meister! Deswegen sollt ihr nun die einzig wahre Geschichte zu ihrer Namensgebung hören. Das erste Bild dieser begnadeten Künstlerin, welches ihr Mentor vor einigen Jahren für eine Ausstellung auswählte, trug den Titel ‚Karo’. Da sie, der geborene Perfektionist, im letzten Moment völlig entnervt den Kopf verlor, ließ sie in einer waghalsigen Nacht-und-Nebel-Aktion ihren Namen als Künstler von der Tafel entfernen. Sie hatte in der Galerie einen guten Freund an der Hand, den sie …“, ein andächtiges Schweigen folgte und Cat zwinkerte Karo mit entschuldigendem Schulterzucken zu, „ich habe bis zum heutigen Tag nicht herausgefunden wie – aber auf jeden Fall mit Erfolg bestechen konnte. So wurde auf der Vernissage Karo als die Malerin mit Zukunft gehandelt. Die Leute bemerkten nicht, dass auf dem Bild – es war, zugegeben, äußerst abstrakt – wirklich ein schnödes Karo zu sehen war.“
Während sich Cat noch einige Zeit mit wachsender Begeisterung über die Qualität der Bilder ihrer Freundin ausließ, war Karo nicht entgangen, dass Angel offensichtlich weniger Catherines Ausführungen folgte, als vielmehr mit ernstem Gesicht seinen eigenen Gedanken nachhing. Als er schließlich Karos forschendem Blick begegnete, schenkte er ihr ein reumütiges Lächeln und hob die dichten Augenbrauen, wie um sich zu entschuldigen, in die Höhe.
Weit nach Mitternacht verabschiedete sich überraschenderweise Catherine als Erste. „Ich werde schon mal vorgehen, bin echt zu müde für eine längere Ziehung. Morgen ist auch ein Tag – hoffe ich zumindest. Gute Nacht, Leute!“
Lediglich Karo schien zu bemerken, wie unecht das übertriebene Gähnen ihrer Freundin klang.
„Ich bringe dich nach oben“, beeilte sich Danilo zu sagen und hatte damit Cats auffordernden Blick zu ihrer vollen Zufriedenheit richtig gedeutet.
Karo schaute den beiden hinterher. Eigenartigerweise gab es ihr einen schmerzlichen Stich ins Herz, als sie beobachtete, mit welcher Selbstverständlichkeit Danilo seinen Arm um Cats schmale Schulter legte, wie ihre Freundin den Mann dafür dankbar anhimmelte und ihre Hand Besitz ergreifend um seine Taille fasste.
„ Warte. Bleib noch einen Moment, Karo.“ Angel erwischte sie mit einer blitzschnellen Bewegung am Handgelenk und hielt sie zurück, als sie sich nach Cats und Danilos Aufbruch ebenfalls erheben wollte. „Ja, genau hier. Bei mir.“
Sie wollte protestieren, sich gegen seinen selbstherrlichen Befehl wehren. Nachdem sie allerdings seinen glutvollen Blick auf sich gerichtet sah, hielt sie es für klüger abzuwarten. Seine Aufforderung hatte ganz so geklungen, als würde gleich eine Bombe platzen. Ihr wurde bewusst, wie gefährlich er war, weil er diesen eisernen, unerbittlichen Willen besaß. Wenn er erst einmal einen Entschluss gefasst hatte, war es vermutlich nicht ratsam, sich ihm in den Weg zu stellen.
„Oder möchtest du, dass ich dich Susann nenne?“
Sie riss die Augen auf. Denn nun konnte sie förmlich die Lunte riechen, die unaufhaltsam kürzer wurde.
„Nein!“ Sie versuchte , sich unauffällig außer Reichweite zu schieben. „Ich meine, du kannst mich von mir aus nennen, wie du willst. Es ist mir völlig egal. Was soll diese Frage?“
Angel zog sie sanft zu sich und bedeutete ihr mit einer knappen
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