Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Tisch verteilte. Seine katzenhaft geschmeidigen Bewegungen ließen die ungeheure Kraft ahnen, die ihm innewohnte. Ein so betont maskuliner Mann durfte nicht etwas so Romantisches tun, wie Kerzen entzünden. Konnte man es unter diesen Voraussetzungen einer Frau verübeln, wenn sie bei diesem Anblick umfiel? Niemand sollte derart gut aussehen! Also wirklich, so viel Schönheit an einen Einzigen verschwendet!
Da wurde Karo m it Schrecken bewusst, dass sie Ähnliches auch von Danilo gedacht hatte. Sogar die Art, wie er ging, erinnerte sie an seinen Freund, mit dieser unverhüllten Arroganz, als würde er glauben, dass die ganze Welt allein ihm gehörte, seine Hüften, die sich mit lässiger Anmut bewegten, und seine muskulösen Schenkel …
Sie schob diese unpassenden Gedanken schnell von sich. Sie sollte nicht auf solche Dinge achten.
Aus der Minibar holte Angel zwei Gläser und Mineralwasser und platzierte alles auf dem kleinen Tisch. „Einen Gute-Nacht-Trunk?“
„ Nö, bin wirklich hundemüde.“
Sofort sprang er wieder auf und machte Anstalten, in den Schlafraum nach nebenan zu gehen. „Es dauert bloß einen Moment, bis ich das Bettzeug geholt habe. Eine frische Zahnbürste liegt im Bad.“
„Ihr seid auf alles vorbereitet, wie?“
„Du glaubst … also, wenn wir verreisen … Deswegen sind wir nicht hier. Nicht deswegen, wenn du meinst, was ich glaube.“
„Selbst wenn es so wäre, ist das euer Problem. Es geht mich nicht das Geringste an.“
Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Es ging sie sehr wohl etwas an. Denn Cat und Danilo verbrachten die Nacht zusammen. Und sie saß hier, allein mit einem Märchenprinzen, den sie nicht haben wollte. Vielleicht wollte, aber ganz sicher nicht haben konnte und schon gar nicht haben sollte. Seinen Andeutungen zufolge hatte er bereits konkrete Zukunftspläne geschmiedet. Pläne für sie beide! Ging sie heute Nacht auf sein Angebot ein, käme das – brrr! – einem Jawort gleich, denn im Gegensatz zu ihr würde sich Angel nicht mit halben Sachen zufrieden geben.
Kurz gesagt, s ie saß über beide Ohren in einem riesigen Schlamassel! Die ängstliche Jungfrau würde er ihr kaum abnehmen.
„Nun verbreite nicht gleich so ’ne Hektik! Kannst dich ruhig wieder setzen. Du hast vermutlich Recht, ich glaube selbst nicht, dass ich jetzt schlafen könnte. Es war ein bisschen viel Aufregung heute. Also, her damit.“
„Möchtest du lieber etwas anderes trinken? Soll ich uns aus der Lobby eine Flasche Wein holen? An der Bar habe ich …“
„Nein! Nein, lass. Ich glaube, wir haben heute genug gebechert. Wasser zum Nachspülen ist schon in Ordnung, danke.“
Angel füllte eines der Gläser, reichte es ihr über den Tisch und setzte sich Karo gegenüber in einen Sessel.
„Was ist aus deiner Ausstellung geworden?“, versuchte er, den vor einigen Minuten gerissenen Gesprächsfaden wieder zu knüpfen.
Entrüstung machte sich auf Karos Gesicht breit. Hatte er denn gar nichts begriffen? Wie konnte er bloß etwas dermaßen Dämliches fragen?
„Ein Reinfall natürlich!“, knurrte sie missgestim mt. „Nichts ist daraus geworden. Ich hatte Pech, eine Schaffenskrise, ausgelöst durch das Trauma eines Unfalls.“ Sie winkte ab und verzog geringschätzig den Mund. „So nannte es zumindest mein Mentor. Und es hörte sich an, als würde er von einer simplen Erkältung sprechen, die bald wieder auskuriert sein würde. Bis er mich wie eine heiße Kartoffel fallen ließ, weil ihm der Heilungsprozess dann doch zu lange dauerte und lediglich unnötige Kosten verursachte.“
„Das tut mir sehr leid, Karo.“ Angels Bedauern war aufrichtig. Er wusste genau, wie groß sein eigener Anteil an diesem Unfall und den darauf folgenden Ereignissen war. Ein Leben wäre nicht genug, um seine Schuld bei dieser Frau abtragen zu können.
„ Natürlich. Allen hat es leidgetan. Aber ich gebe dir nicht die Schuld“, wehrte sie halbherzig ab. „Die Malerei war ohnehin nicht mehr als ein Pausenfüller. Es war höchste Zeit, mich endlich wieder mit dem nötigen Ernst meinem Studium zu widmen. Ich studiere Biologische Kybernetik. Hast du das gewusst?“
Ja, das wusste er und noch sehr viel mehr, ohne diese Informationen aus offiziellen Quellen zu haben. Also schwieg er, um keine Fragen zu provozieren, die er nicht beantworten durfte.
„Natürlich nicht, warum sollte dich das wohl interessieren?“, murmelte sie, als hätte sie lediglich zu sich selbst gesprochen. „Kannst mir
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