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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sollten sich die Mühe sparen und damit aufhören, weil er nicht zurückkommen wollte, als jemand eine Beatmungsmaske auf das Gesicht des Jungen presste und er spürte, wie der Schmerz in seiner Brust erwachte. Gleich darauf wurde sein schmächtiger Körper von heftigen Stromstößen geschüttelt. Wieder und wieder. Sie zogen ihn mit gierigen Klauen zurück in ein Leben, das er nicht haben wollte.
    Verzweifelt rang Angel nach Luft, aber der Krampf hatte bereits die Atemmuskulatur erfasst. Er fühlte seinen Körper nicht mehr. Hilflos trieb er davon. Mit einer letzten Kraftanstrengung hob er die zitternden Hände an den Hals, um die Klammer, die sich immer enger um seine Kehle schloss, zu lockern. Seine weit aufgerissenen Augen schri en um Hilfe. Er starrte Karo angstvoll an, doch er konnte sie nicht mehr erkennen.
    Sie war längst aus dem Bett gesprungen und hatte die Telefonnummer ihres Zimmers gewählt.
    „Geh ran! Nun mach schon! Cat? Ist Danilo bei dir? Er muss kommen! Angel stirbt!“

1 6. Kapitel
     
    Wie so oft war der Anfall nach zwei Minuten vorüber. Lediglich ein leichter bläulicher Schimmer lag noch auf Angels Gesicht. Er war in Schweiß gebadet und hatte die Augen geschlossen. Mit einem erleichterten Kopfnicken registrierte Danilo, dass sich der Brustkorb seines Freundes bereits wieder regelmäßig hob und senkte. Routiniert kontrollierte er Puls und Atmung und verließ das Schlafzimmer.
    „Er wird jetzt etwa zwei Stunden schlafen und sich dann nicht mehr erinnern, was vorgefallen ist. Du brauchst keine Angst haben, Karo, es geht ihm gut.“
    Sie gab keinen Ton von sich, sondern schaute Danilo mit aufgerissenen Augen an. Reglos. Ohne die Miene zu verziehen. Eine geschlagene Minute lang. Bis er sich schließlich unbehaglich wand, weil sie mit keinem Wimpernzucken preisgab, was sie dachte. Er versuchte ein Lächeln in der Hoffnung, dass Karo darauf reagierte.
    Nichts. Er seufzte leise. Sie wollte es also genau wissen.
    „Eine cerebrale Störung, die in Stresssituationen auftritt“, begann er vorsichtig, Angels Zustand zu erklären. „Er hat diese Krämpfe, seit er … etliche Jahre schon. Sie sind nicht lebensbedrohlich. Wirklich nicht, Karo. Wir … wir haben gelernt, damit umzugehen … damit zu leben. Es besteht kein Grund zur Sorge, selbst wenn es den Anschein haben sollte.“
    Karo hatte das Gefühl, jeden Moment zu platzen. Hörte sie richtig? Hatte dieser perverse Spaßvogel eben behauptet, es ginge Angel gut? Mit einem Gesichtsausdruck, als würde er lediglich über das Wetter reden! Sie solle sich keine Sorgen machen? Wie konnte er nur derart Zorn erregend ruhig bleiben?
    Angel wäre fast erstickt!
    Danilo räusperte sich und fügte an: „Seit dem Unfall kommt es allerdings wieder öfter zu solchen Ausfällen. Das hatten wir nicht …“
    „ Da-ni-lo!“ All ihre panische Angst schrie sie mit diesem Wort aus sich hinaus. „Halt endlich die Klappe!“
    Die Beine gaben unter ihr nach und sie sank auf die Knie. Sie konnte nicht verhindern, dass sie am ganzen Körper zu schlottern begann. Tränen traten in ihre Augen.
    „Nicht! Nein, warte!“ Sie hob abwehrend die Hände, als sie Danilo auf sich zukommen sah, und schüttelte wie wild den Kopf. „Warte, ich … ich verstehe das nicht. Wie konnte das passieren? Ich meine, wieso Stresssituation?“
    Leise , mit einer Stimme nicht mehr als ein Wispern, sagte sie: „Ich hatte nicht den Eindruck, als hätte ihm der Sex mit mir Stress bereitet.“
    „ Karo, das solltest du auch nicht glauben. Selbstverständlich liegt es nicht an dir, dass euer Zusammensein diese Reaktion bei ihm ausgelöst hat.“
    „Vielleicht … Angel hat behauptet, er hätte sich … Hör zu, du solltest das jetzt genauso wenig überbewerten, wie ich es tue, weil es einfach jeglicher Grundlage entbehrt, aber …“ Unsicher blickte sie zu Danilo und zuckte mit der Schulter. „Angel bildet sich ein, in mich verliebt zu sein . Möglich, dass er ein wenig sauer war, weil ich ihm darauf nicht die Antwort gegeben habe, die er erwartet hat. Und dann … danach habe ich ihn lediglich gefragt, woher er die vielen Narben hat. Das kann doch alles kein Grund für so etwas sein, oder?“
    „Wie gesagt, es passiert nicht bloß bei … dabei.“
    „Das wäre auch nicht unbedingt witzig, jedes Mal damit rechnen zu müssen“, funkelte sie ihn böse an. „Zumindest wäre das eine Erklärung für die lange Durststrecke, die gerade hinter ihm liegt. Aber wenn es nicht am Sex liegt

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