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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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blickte konzentriert auf die Jalousien, die Heizung, den Riss im Wandverputz. Zärtlich drehte er mein Gesicht wieder in seine Richtung.
    „Wir können aufhören“, sagte er. „Das ist in Ordnung.“ Er lächelte, und ich konnte sehen, dass er es ernst meinte. In diesem Moment verliebte ich mich wieder ein bisschen mehr in ihn.
    „Ich möchte aber“, flüsterte ich und spürte ein Brennen in den Augen.
    „Bist du sicher?“
    Ich nickte.
    „Ganz sicher?“, fragte er noch einmal und streichelte mich.
    Erneut nickte ich.
    Da küsste er mich ganz zärtlich und sanft und lächelte. „Sicher genug, um mich zu heiraten?“
    „Nick“, sagte ich, unfähig, mein Lachen noch länger zu unterdrücken, „könntest du jetzt wohl still sein und mich einfach nehmen?“
    Und das tat er, und zwar so behutsam und gefühlvoll, dass es sich anfühlte, als wären wir füreinander bestimmt. Plötzlich begriff ich, warum all diese liebestrunkenen Sonette geschrieben worden waren, all diese kitschigen Karten gedruckt, all diese Filme gedreht. Es war alles … wahr. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit fühlte ich mich geborgen und spürte, dass sich jemand um mich kümmerte. Nick tat mir gut und sorgte dafür,dass ich mich wohlfühlte. Er liebte mich. All die Klischees … sie stimmten.
    Als es vorbei war, als wir verschwitzt, keuchend und eng umschlungen dalagen, als die Erregung langsam abebbte und mein Puls sich beruhigte, setzte wieder die Panik ein – die kalte Angst, verlassen zu werden, bloßgestellt, verurteilt oder was auch immer … Ich war erst zwanzig und nicht der Typ, der Gefühle ergründen konnte oder wollte, so wie ich meine Hand niemals in einen Sack mit Glasscherben gesteckt hätte. Ich wusste nur, dass ich eine Scheißangst hatte.
    Ich räusperte mich. „Tja, ich sollte … ich habe … ich muss gehen“, stammelte ich. „Das war schweinegeil, wie wir bei uns zu Hause sagen. Und, äh … wir sehen uns. Danke, Nick. Tschüss.“ Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf, schnappte mir Kleid und Unterwäsche und zog sie über, während ich floh. Ich schaffte es bis ins Wohnzimmer und hatte die Tür schon halb geöffnet, als Nick plötzlich hinter mir stand und sie wieder zuschob.
    „Oh nein. Nein, du gehst nicht“, sagte er und stellte sich zwischen mich und die Tür. „Komm schon, Harper.“
    „Ich bin sicher, du wirst mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten, Nick“, sagte ich leichthin, die Augen auf die Tür gerichtet.
    Lange sah er mich an, bevor er zur Seite trat. „Was ist los?“
    „Ich gehe einfach zurück in mein Wohnheim, okay? Ich muss, äh … eine Geschichtsarbeit fertigschreiben.“
    „Geh nicht.“
    „Ich muss aber. Das ist doch jetzt nicht schlimm, oder?“ Ich zwang mich zu lächeln und versuchte, die Nackenbänder meines Kleides zu verknoten, aber meine Hände zitterten zu sehr. Ich konnte ihn immer noch nicht ansehen, hatte das Gefühl, etwas Großes und Schwarzes würde in meiner Brust wüten, etwas, das mir wehtun wollte. Verdammt, ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu weinen.
    „Harper.“
    „Nick.“
    „Sieh mich an.“
    Was sollte ich sagen? Nein? Ich gehorchte und sah ihm kurz ins Gesicht.
    „Harper, ich liebe dich.“ Mit seinen dunklen Augen sah er mich ernst an, und ich erschauerte.
    „Nick, um Himmels willen“, brachte ich leise hervor. „Du kennst mich doch kaum.“
    „Also gut, ich nehme es zurück. Du bist eine unerträgliche Zicke, aber … Oh, Mann, was du da mit deiner Zunge gemacht hast …“
    Ich lachte überrascht auf, und Nick hob eine Braue. „Kann ich dich wiedersehen? Kann ich dich wieder … nehmen, Harper?“ Er grinste, und was auch immer eine Sekunde zuvor in seinen Augen gestanden hatte, wich diesem spitzbübischen Funkeln.
    Ich erwiderte sein Lächeln und fühlte mich fast erschöpft vor Erleichterung. „Ich habe schrecklich viel zu tun, aber man kann ja nie wissen.“
    „Bleibst du noch ein bisschen? Auch wenn ich dich kaum ertragen kann?“
    Ich zögerte. Du solltest jetzt wirklich gehen, ermahnte mich meine innere Stimme. „Sicher“, hörte ich mich stattdessen antworten.
    Ich wusste, dass ich mir das wünschen sollte, was normale Menschen sich wünschten. Dass ich mich glücklich und froh und sicher fühlen sollte, geliebt zu werden. Und durch Nick fühlte ich mich auch so … irgendwie. Aber dieses dunkle, beklemmende Gefühl in meiner Brust wurde ich dennoch nicht los. Ich fragte mich ständig, wann wohl

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