Zurückgeküsst (German Edition)
Columbia sowie die NYU großartige Studiengänge für Umweltrecht anboten, wollte ich dort nicht studieren. Nicht wenn Nick in Manhattan wohnte, oh nein! Das wäre zu offensichtlich gewesen, hätte zu viel bedeutet. Ich wollte mein Leben keinesfalls nach einemMann ausrichten, so wie meine Mutter es getan hatte – ich hatte ja erlebt, wohin das führte!
Nick betrachtete die Broschüren und Formulare … Duke, Stanford, Tufts. Lange sah er mich schweigend an. Ich plapperte irgendetwas über meine Zimmergenossin und ihre Unfähigkeit, Geschirrspüler ordentlich einzuräumen. Wir gingen auf dem Campus ins Kino. Ich tat so, als merkte ich nicht, dass Nick verletzt war.
In jener Nacht fuhr er plötzlich aus dem Schlaf hoch. „Alles in Ordnung?“, murmelte ich benommen.
Er sah mich an, und das Licht einer Straßenlaterne glitzerte in seinen Augen.
„Nick?“
„Liebst du mich, Harper?“
Ich erschrak. Vielleicht lag es an der Dunkelheit oder an der Uhrzeit oder am leicht verlorenen Blick seiner schönen Augen, aber ich konnte nicht lügen. Ich nahm seine Hand, streichelte seine Finger und die zarte Haut an der Innenseite seiner Handgelenke. „Ja“, flüsterte ich.
Er nickte kaum merklich. Sagte nichts weiter. Das musste er auch nicht. Ich wusste es ja. Wir legten uns wieder hin, er schlang die Arme um mich, und ich war den Tränen nahe, so als würde mir das Herz brechen, wenn er nur irgendetwas sagte. Doch das tat er nicht, und am nächsten Tag war alles wieder normal. Wir sprachen weder von der Uni noch von Liebe.
Am Valentinstag meines letzten Jahres an der Uni fuhr ich dann zum ersten Mal nach New York City, und wir spazierten tatsächlich zu Fuß über die Brooklyn Bridge. Es war kalt und nass, fast frostig, und vielleicht nicht so schön, wie Nick es sich vorgestellt hatte, da ich schrecklich fror, aber er bestand darauf, dass wir mitten auf der Brücke stehen blieben, vorgeblich um nach Mafiaopfern im East River Ausschau zu halten.
„Da ist eins“, sagte Nick. „Salvatore ‚Sechs Finger‘ Pietro – er hätte Carmela Soprano nicht bei der Taufe bumsen sollen.“
„Oh, ich glaube, ich sehe auch eins“, bemerkte ich, zeigte mit dem Finger aufs Wasser und hoffte, wir könnten schnell wiederzu Nick gehen, tollen Sex haben und dann eine große Quesadilla bei Benny’s bestellen. „Da unten. Vito ‚die Torte‘ Deluca schwimmt bei den Fischen, oder was auch immer sich da unten im East River herumtreibt. Können wir jetzt gehen?“
Nick antwortete nicht. Ich drehte mich zu ihm um, aber er war nicht da, wo ich ihn erwartete. Nein, er hatte ein Knie auf dem Boden und sah mich so glücklich und verliebt von unten herauf an, dass mir fast das Herz stehen blieb. Er trug fingerlose Handschuhe an jenem Tag, wie so ein Waisenkind bei Dickens, sein Haar wehte im Wind, und er hielt mir einen Diamantring entgegen.
„Heirate mich, Harper. Du bist, weiß Gott, nicht meine Traumfrau, aber ich werde mich mit dir begnügen.“
Doch seine Augen … verrieten seine wahren Gefühle.
Hätte ich einen Weg gewusst, Nein zu sagen, ohne ihm das Herz zu brechen, hätte ich es getan. Hätte er mich nicht so sehr geliebt, hätte ich ihm einen Schubs gegeben und herzlich gelacht. Hätte ich in diesem Falle aber Nein gesagt, wäre es das Ende gewesen, das wusste ich. Also zuckte ich mit den Schultern und sagte: „Okay. Aber ich will ein bauschiges Kleid und elf Brautjungfern.“
Ich wusste, dass wir zu jung waren, dass ich noch nicht bereit für die Ehe war. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich lieber noch gewartet. Am liebsten noch ein paar Jahre. Doch als wir endlich verlobt waren, drängte Nick mit aller Macht darauf, schnell zu heiraten, und ich gab nach.
Elf Monate nach seinem Antrag feierten wir Hochzeit. Und schon sechs Monate später lief die Scheidung.
5. KAPITEL
N ick! Du meine Güte, was siehst du gut aus! Komm auf der Stelle her, und nimm mich in den Arm!“
Wenige Sekunden nachdem Dennis und ich unseren Wagen an der Lodge abgestellt hatten, war auch Nick auf dem Parkplatz angekommen. Ich war noch dabei, mich aus dem Wagen zu schälen, als meine Stiefmutter mit gewohnt bauschigen blonden Haaren und bunter Synthetikkleidung die Eingangstreppe herunterstürmte. Zu Nick, wohlgemerkt, nicht zu mir.
„BeverLee! Frisch und hübsch wie immer“, begrüßte Nick meine Stiefmutter und umarmte sie.
„Hör dich nur an, du unverbesserlicher Charmeur! Mannomann! Du siehst umwerfend gut aus!“ Sie drückte
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