Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
Vom Netzwerk:
gekackt.
     
     
     
     
     
     
     
    12
     
     
     
    Camille breitete die Arme aus und flog über den Champ-de-Mars. Sie streifte den Eiffelturm, kitzelte die Sterne und landete vor dem Hintereingang des Restaurants.
    Paulette saß im Büro des Chefs.
    Schäumte über vor Freude.
     
    »Ich hatte Sie vergessen.«
    »Aber nein, du Dummchen, du hast gearbeitet. Bist du fertig?«
    »Ja.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich habe Hunger!«
     
    »Lestafier!«
    »Ja, Chef.«
    »Machen Sie mir ein schönes Steak, und englisch, fürs Büro.«
     
    Franck drehte sich um. Ein Steak? Sie hatte doch gar keine Zähne mehr.
    Als ihm klar wurde, daß es für Camille war, wuchs seine Verwunderung.
    Sie kommunizierten per Zeichensprache:
    »Für dich?«
    »Jaaaa«, antwortete sie und schüttelte den Kopf.
    »Ein schönes Steak?«
    »Jaaaa.«
    »Ist bei dir eine Schraube locker?«
    »Jaaaa.«
    »He! Du bist total niedlich, wenn du glücklich bist, weißt du das?«
    Das jedoch verstand sie nicht, und so nickte sie aufs Geratewohl.
     
    »Oh, oh«, meinte der Chef, als er ihr den Teller hinstellte, »ich will ja nichts sagen, aber manche haben echt Glück.«
     
    Das Fleisch hatte die Form eines Herzens.
     
    »Ah, was er alles kann, dieser Lestafier«, seufzte er, »was der alles kann.«
    »Und was er gut aussieht«, fügte seine Großmutter hinzu, die ihn seit zwei Stunden mit den Augen verschlang.
    »Jooaa … So weit würde ich nicht gehen. Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Einen kleinen Côtes-du-Rhône, dann stoß ich mit Ihnen an. Und Sie, Werteste? Ist Ihr Dessert noch nicht gekommen?«
    Einmal geblafft, schon rückte Paulette ihrem Nachtisch zu Leibe.
     
    »Sagen Sie«, fügte er hinzu und schnalzte mit der Zunge, »er hat sich ganz schön gemacht, Ihr Enkel. Ich erkenne ihn kaum wieder.«
    An Camille gewandt:
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Nichts.«
    »Großartig! Weiter so! Das bekommt ihm sehr gut! Nein, ernsthaft. Er ist gut, der Kleine. Er ist gut.«
    Paulette weinte.
    »Was denn? Was hab ich denn gesagt? Trinken Sie, zum Donnerwetter! Trinken Sie! Maxime …«
    »Ja, Chef?«
    »Bringen Sie mir bitte einen Sektkelch.«
     
    »Besser jetzt?«
    Paulette schneuzte sich und entschuldigte sich dabei:
    »Wenn Sie wüßten, was es für ein Leidensweg war. Von der ersten Schule ist er geflogen, dann von der zweiten, bei der Gesellenprüfung, von seinen Praktikumsstellen, in der Lehre, von …«
    »Aber das zählt doch alles gar nicht!« dröhnte er. »Sehen Sie ihn sich an! Wie er alles beherrscht! Sie wollen ihn mir alle abwerben! Irgendwann wird er ein, zwei Plaketten einheimsen, Ihr Lämmchen!«
    »Pardon?« fragte Paulette beunruhigt.
    »Sterne.«
    »Ach so. Nicht drei?« fragte sie ein wenig enttäuscht.
    »Nein. Dafür ist sein Charakter zu mies. Und außerdem ist er zu … sentimental …«
    Augenzwinkern in Richtung Camille.
    »Schmeckt das Fleisch überhaupt?«
    »Sehr lecker.«
    »Natürlich. Gut, ich muß los. Wenn Sie was brauchen, klopfen Sie an die Scheibe.«
     
    Als er in die Wohnung zurückkehrte, schaute Franck zuerst bei Philibert herein, der unter seiner Nachttischlampe saß und an einem Stift kaute:
    »Stör ich?«
    »Keineswegs!«
    »Wir sehen uns überhaupt nicht mehr.«
    »Nicht mehr häufig, das ist zutreffend. Arbeitest du eigentlich immer noch sonntags?«
    »Ja.«
    »Na, dann komm doch montags bei uns vorbei, wenn du dich langweilst.«
    »Was liest du da?«
    »Ich schreibe.«
    »An wen?«
    »Ich schreibe einen Text für mein Theater. Bedauerlicherweise sind wir alle verpflichtet, Ende des Jahres auf der Bühne zu stehen.«
    »Lädst du uns dazu ein?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es wage.«
    »He, sag mal, läuft alles gut?«
    »Pardon?«
    »Zwischen Camille und meiner Alten?«
    »Ein Herz und eine Seele.«
    »Meinst du nicht, es ist ihr zuviel?«
    »Soll ich dir sagen, was ich denke?«
    »Ja?« fragte Franck beunruhigt.
    »Nein, es ist ihr nicht zuviel, aber das wird kommen. Weißt du noch. Du hattest ihr versprochen, sie zwei Tage die Woche zu entlasten. Du hattest versprochen, einen Gang zurückzuschalten.«
    »Jaa, ich weiß, aber ich …«
    »Halt«, unterbrach er ihn. »Erspar mir deine Ausreden. Die interessieren mich nicht. Weißt du, du mußt mal erwachsen werden, mein Junge. Das ist dasselbe wie hier.« Er zeigte auf sein Heft voller durchgestrichener Absätze, »ob man will oder nicht, da müssen wir eines Tages alle durch.«
     
    Nachdenklich stand Franck auf.
    »Sie würde es

Weitere Kostenlose Bücher