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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Lächeln zu, das beinahe zärtlich war.
    »So ein Mist … Eine Wiederkehrerin. Das kostet mich zehn Euro«, knurrte sie.
    »Pardon?«
    »Eine Wette mit den Mädels. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Sie zurückkommen.«
    »Warum nicht?«
    »Weiß nicht, ich hatte so ein Gefühl. Aber gut, kein Problem, ich werd schon blechen! He ihr, wir haben noch einiges vor uns, los geht’s. Bei dem Mistwetter machen sie uns alles dreckig. Man fragt sich, ob diese Leute nie gelernt haben, wozu ein Fußabstreifer gut ist. Seht euch das an, habt ihr die Eingangshalle gesehen?«
    Mamadou schlurfte über den Boden:
    »Na, du hast ja wohl die Woche geschlafen wie ein Baby, hab ich recht?«
    »Woher weißt du das?«
    »Deine Haare. Die sind zu schnell gewachsen.«
    »Alles in Ordnung bei dir? Du bist nicht so ganz in Form, oder?«
    »Schon in Ordnung.«
    »Hast du Sorgen?«
    »Ach Sorgen. Ich habe Kinder, die krrank sind, einen Mann, der seinen Lohn verspielt, eine Schwägerin, die mir auf den Geist geht, einen Nachbar, der in den Fahrstuhl gekackt hat, und ein Telefon, das abgeklemmt wurde, aber ansonsten ist alles in Ordnung.«
    »Warum hat er das gemacht?«
    »Wer?«
    »Der Nachbar?«
    »Keine Ahnung, aber ich hab ihm gedrroht, das nächste Mal wird er seine Scheiße frressen! Das kannst du mir glauben. Du lachst?«
    »Was haben deine Kinder?«
    »Einer hustet, der andere hat Brrechdurchfall. Gut jetzt. Reden wir nicht mehr davon, da krrieg ich zuviel Kummer, und wenn ich Kummer hab, bin ich zu nix mehr zu gebrauchen.«
    »Und dein Bruder? Kann er sie nicht mit seinen Amuletten kurieren?«
    »Und die Pferde? Du glaubst doch wohl nicht, daß er die Sieger rausfindet? Komm, hör mir auf mit diesem Nichtsnutz.«
     
    Das Ferkel vom fünften Stock war anscheinend ins Mark getroffen, denn sein Büro war einigermaßen aufgeräumt. Camille zeichnete einen Engel von hinten mit zwei Flügeln, die aus dem Anzug herausragten, und einen schönen Heiligenschein.
     
    Auch in der Wohnung fand jeder allmählich seinen Rhythmus. Die anfängliche Beklemmung, jener unsichere Reigen und die Gesten der Verlegenheit verwandelten sich allmählich in eine diskrete, routinierte Choreographie.
    Camille stand am späten Vormittag auf, sorgte aber immer dafür, daß sie gegen drei in ihrem Zimmer war, wenn Franck zurückkam. Dieser verließ gegen halb sieben die Wohnung und begegnete auf der Treppe mitunter Philibert. Mit ihm trank sie Tee oder nahm ein leichtes Abendessen zu sich, bevor sie ihrerseits zur Arbeit ging und nicht vor ein Uhr nachts nach Hause kam.
     
    Franck schlief um diese Uhrzeit nie, er hörte Musik oder sah fern. Unter seiner Tür drang der Geruch von Gras durch. Sie fragte sich, wie er diesen Wahnsinnsrhythmus durchhielt, und fand bald die Antwort: Er hielt ihn nicht durch.
    Zwangsläufig krachte es irgendwann. Beim Öffnen des Kühlschranks ließ er einen Schrei los, weil die Lebensmittel nicht richtig verstaut oder falsch eingewickelt waren, und legte sie auf den Tisch, wobei er die Teekanne umwarf und die beiden mit allen möglichen Schimpfwörtern belegte:
    »Scheiße! Wie oft muß ich euch das noch sagen? Die Butter gehört in eine Butterdose, weil sie sonst alle Gerüche annimmt! Der Käse auch! Die Frischhaltefolie ist doch nicht zum Angucken da, verdammt noch mal! Und was ist das? Ein Salatkopf? Warum laßt ihr den in der Plastikfolie? Die Plastikfolie macht alles kaputt! Das habe ich dir schon mal gesagt, Philibert! Wo sind denn die ganzen Dosen, die ich euch neulich mitgebracht hab? Okay, und das hier? Die Zitrone? Was macht die im Eierfach? Eine angeschnittene Zitrone gehört eingepackt oder verkehrt rum auf einen Teller, capito ?«
     
    Anschließend verzog er sich mit seinem Bier, und unsere beiden Verbrecher warteten das Bersten der Tür ab, bevor sie ihre Unterhaltung wieder aufnahmen:
    »Und hat sie wirklich gesagt: Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Hefekuchen essen … «
    »Natürlich nicht, also bitte. Niemals hätte sie einen solchen Unsinn von sich gegeben. Sie war eine sehr kluge Frau, wissen Sie?«
     
    Natürlich hätten sie seufzend ihre Tassen abstellen und ihm entgegenhalten können, daß er sich für jemanden, der hier nie aß und das Gerät nur zum Zwischenparken seiner Sixpacks nutzte, ziemlich aufführte. Aber das war es nicht wert.
    Er war nun mal ein Meckerfritze, sollte er meckern.
    Sollte er meckern.
    Und außerdem wartete er nur darauf. Auf die kleinste Gelegenheit, um ihnen an die

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