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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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fing sich einen Anpfiff ein, weil er seinen ehemaligen Lehrling noch immer nicht angerufen hatte, und ging nach Hause, um zu schlafen.
     
    Er schlief nur eine Stunde, weil er in den Waschsalon mußte. Er suchte seine Klamotten zusammen und steckte sie in seinen Bettbezug.
     
     
     
     
     
     
     
    15
     
     
     
    Nicht zu fassen.
    Sie war ebenfalls da. Saß vor der Maschine Nummer sieben, ihre Tasche mit nasser Wäsche zwischen den Beinen, und las.
     
    Er setzte sich ihr gegenüber, ohne daß sie ihn bemerkte. Es faszinierte ihn immer wieder. Wie sie und Philibert sich konzentrieren konnten. Das erinnerte ihn an einen Werbespot, einen Typen, der in aller Seelenruhe seinen Boursin aß, während die Welt um ihn herum einstürzte. Ihn erinnerte vieles an Werbespots. Das lag bestimmt daran, daß er als kleiner Junge so viel ferngesehen hatte.
     
    Er spielte ein kleines Spielchen: Stell dir vor, du betrittst an einem 29. Dezember gegen fünf Uhr nachmittags diesen versifften Waschsalon in der Avenue de La Bourdonnais und siehst diese Gestalt zum ersten Mal in deinem Leben, was würdest du sagen?
     
    Er versenkte sich tief in seinen Plastiksitz, steckte die Hände in die Jackentaschen und kniff die Augen zusammen.
     
    Zuerst würdest du denken, ein Typ. Wie beim ersten Mal. Keine Tunte zwar, aber zumindest ein ziemlich femininer Typ. Du würdest also aufhören, nach ihm zu schielen. Obwohl … Du hättest trotz allem deine Zweifel. Aufgrund der Hände, des Halses, der Art, mit dem Daumen über die Unterlippe zu streichen. Ja, du würdest stutzen. War es am Ende vielleicht doch ein Mädchen? Ein Mädchen, das in einem Zelt steckte? Als wollte sie ihren Körper verstecken? Du würdest versuchen, woandershin zu schauen, aber du müßtest sie immer wieder anstarren. Weil sie etwas hatte. Eine besondere Aura. Oder war es vielleicht das Licht?
    Genau. Das war’s.
    Wenn du an einem 29. Dezember diesen versifften Waschsalon in der Avenue de La Bourdonnais betreten und im tristen Licht der Neonlampen diese Gestalt sehen würdest, würdest du dir genau das sagen: Scheiße Mann. Ein Engel …
     
    In dem Moment sah sie auf, erblickte ihn, verharrte einen Moment reglos, als hätte sie ihn nicht erkannt, und fing schließlich an zu lächeln. Oh, fast unmerklich, ein leichtes Aufleuchten, ein kleines Wiedererkennen unter Stammgästen.
    »Sind das deine Flügel?« fragte er und zeigte auf ihre Tasche.
    »Pardon?«
    »Ach nix.«
    Einer der Trockner war durchgelaufen, und sie seufzte beim Blick auf die Wanduhr. Ein Penner ging zur Maschine. Er holte eine Jacke und einen ausgefransten Schlafsack heraus.
    Jetzt wurde es interessant. Seine Theorie auf die Probe gestellt. Keine normale Frau würde nach einem Penner ihre Sachen in den Trockner stecken, und er wußte, wovon er sprach: Er hatte fast fünfzehn Jahre Waschsalon-Erfahrung hinter sich.
    Er erforschte ihr Gesicht.
     

Nicht das geringste Anzeichen dafür, daß sie zurückschreckte oder stockte, nicht der Ansatz einer Grimasse. Sie stand auf, lud in aller Eile ihre Kleider in die Maschine und fragte ihn, ob er ihr Geld wechseln könne.
    Dann kehrte sie an ihren Platz zurück und nahm ihr Buch wieder auf.
    Er war ein wenig enttäuscht.
    Perfekte Menschen waren etwas Gräßliches …
     
    Bevor sie wieder in die Lektüre eintauchte, sprach sie ihn an:
    »Sag mal …«
    »Ja?«
    »Wenn ich Philibert zu Weihnachten eine Waschmaschine schenke, die auch als Trockner funktioniert, meinst du, du könntest sie anschließen, bevor du ausziehst?«
    »…«
    »Was lachst du jetzt? Hab ich was Dummes gesagt?«
    »Nein, nein.« Er winkte ab: »Das verstehst du nicht.«
    »He«, sagte sie und klopfte sich mit Zeige- und Mittelfinger auf den Mund, »rauchst du zu viel im Moment, oder was?«
     
    »Im Grunde bist du ganz normal.«
    »Warum sagst du das? Natürlich bin ich normal.«
    »…«
    »Enttäuscht dich das?«
    »Nein.«
     
    »Was liest du da?«
    »Einen Reisebericht.«
    »Gut?«
    »Super …«
    »Worum geht’s da?«
    »Ach, ich weiß nicht, ob dich das interessiert.«
    »Nee, ich sag’s ganz offen, es interessiert mich überhaupt nicht«, kicherte er, »aber ich mag es, wenn du erzählst. Übrigens, ich hab mir die CD von Marvin gestern noch mal angehört.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Tja, das Problem ist, daß ich nix versteh. Drum will ich zum Arbeiten nach London. Um Englisch zu lernen.«
    »Wann gehst du?«
    »Eigentlich hatte ich einen Platz für nach dem Sommer,

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