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Zusammenarbeit - was unsere Gesellschaft zusammenhält

Zusammenarbeit - was unsere Gesellschaft zusammenhält

Titel: Zusammenarbeit - was unsere Gesellschaft zusammenhält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sennett Richard
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Arbeit ihr Familienleben, ihre Hobbys, die Entspannung mit Freunden oder das gesellschaftliche Leben zu opfern. Die Liebe zum Luxus vermochte nicht zu erklären, warum jeder Tag als eine ganz persönliche Probe verstanden wurde. Weber hätte genau dieselben Fragen ein Jahrhundert später im Blick auf viele Manager an der Wall Street stellen können.
    Um das selbstverleugnende, obsessive Verhältnis zur Arbeit zu erklären, ging Weber auf dessen Wurzeln in der Reformation zurück, vor allem auf den strengen Puritanismus calvinistischer Prägung. Johannes Calvin war besessen von der theologischen Frage, wer zu den Auserwählten gehörte und wer nach dem Tode Erlösung fand statt der ewigen Verdammnis in der Hölle. Diese Frage wanderte nach Webers Ansicht mit der Zeit aus der Theologie in die weltliche Arbeit ein. Auch der Workaholic versucht, sich würdig zu erweisen. Es bedarf jedoch eines weiteren Elements: der asketischen Einsamkeit. »Die christliche Askese«, schrieb Weber in einer berühmten Passage,

    anfangs aus der Welt der Einsamkeit flüchtend, hatte bereits aus dem Kloster heraus, indem sie der Welt entsagte, die Welt kirchlich beherrscht. Aber dabei hatte sie im ganzen dem weltlichen Alltagsleben seinen natürlich unbefangenen Charakter gelassen. Jetzt trat sie auf den Markt des Lebens, schlug die Türe des Klosters hinter sich zu und unternahm es, gerade das weltliche Alltags leben mit ihrer Methodik zu durchtränken, es zu einem rationalen Leben in der Welt und doch nicht von dieser Welt oder für diese Welt umzugestalten. 20

    Damit erscheint nun das Thema des Rückzugs von den Freuden der Geselligkeit nicht mehr als Flucht aus der Sündhaftigkeit der Welt, sondern als Intensivierung von Ängsten in Bezug auf den eigenen Wert. Die Menschen treiben sich selbst zu Höchstleistungen, weil sie mit sich selbst konkurrieren. So wie man ist, ist man nicht gut genug. Ständig versucht man, sich selbst durch Erfolge zu beweisen, aber keine Leistung wird jemals als sicherer Beweis für ausreichendes Bemühen empfunden. Man wendet den neidvollen Vergleich gegen sich selbst. Doch es ist einem unmöglich, das einzig Vernünftige zu tun und sich zu entspannen. Der Hunger bleibt. Man hofft, irgendwann irgendwie zufrieden zu sein, aber das geschieht nicht. Diese obsessive Qualität verfolgt Weber bis zu ihren Quellen in der Reformation zurück, auf die nie zu beantwortende Frage: Wird mir die Erlösung zuteilwerden?
    Ein Jahrhundert Forschung hat ergeben, dass Webers historische Tatsachen oft recht chaotisch sind. In einer Studie über die holländische Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts mit dem Titel The Embarrassment of the Riches hat Simon Schama zum Beispiel gezeigt, dass die hart arbeitenden Bürger sich eher wie Genussmenschen und nicht wie Asketen verhielten. Sie schätzten die alltäglichen Dinge, die sie kaufen konnten. Albert Hirschman fand heraus, dass die frühen Kapitalisten ihre Arbeit nicht als inneren Kampf, sondern als beruhigende und friedvolle Tätigkeit empfanden. Und der Historiker R. H. Tawney bezweifelt, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Religion und Kapitalismus gibt. 21 Weber irrte sich, als er den »getriebenen« Menschen unserer Zeit in die Vergangenheit projizierte.
    Gerettet und, wie ich meine, auch trivialisiert wurde Weber von Forschern, die das Konsumverhalten untersuchten und sich dabei auf das Konzept der innerweltlichen Askese stützten. Die Forschung verweist auf die unbestrittene Tatsache, dass jungen Konsumenten eingeimpft wird, mehr über die Dinge nachzudenken, die sie nicht haben, als das zu genießen, was sie haben. Auch bei den Konsumfreuden von Erwachsenen steht die Antizipation im Vordergrund. Es geht um das, was ein Produkt verspricht. Lieferung und Benutzung sind ein kurzlebiges Vergnügen. Der Erwachsene wird des Objekts überdrüssig und sucht schon bald wieder nach etwas Neuem, das er noch nicht besitzt und das wahre Erfüllung verspricht. Verborgen bleiben solchen Forschungen allerdings die Gründe für die Askese, die auf dem Wettbewerb mit sich selbst beruht.
    Nach allem, was wir heute über Obsession als Emotion wissen, kann sie drei Elemente umfassen. Das erste ist der Wiederholungszwang, der Drang, etwas immer wieder zu tun, obwohl das zu nichts führt. Anders als das Üben des Musikers, bei dem das Verhalten der Hand sich durch die Wiederholung verändert, ist der Wiederholungszwang statisch. Webers »Getriebener« schließt einen Handel nach

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