Zutritt verboten
eindrucksvoll.
Der unbekannte Mann musterte uns ausgesprochen interessiert. Ich erwiderte seine Blicke und zog die Stirn in Falten. Was er wohl über uns und von uns dachte!
Ich sah markant aus, aber das war auch alles. Hannibal wirkte wie ein blutjunger Bursche mit wissenden Augen. Das Biogesicht paßte hervorragend zu seiner kindlichen Figur. Unsere Könner berücksichtigten jedes Detail.
Die Blicke des Fremden kreuzten sich mit den meinen. Er besaß eine schlanke, hohe Gestalt und so makellose Ohren, daß in mir der Verdacht aufkeimte, sie müßten vor der Operation ziemlich vom Kopf abgestanden haben. Ob der Mann eitel war?
Nein, das konnte nicht stimmen, sonst hätte er seine gelblichen Pferdezähne längst durch Bioeinsätze ersetzen lassen.
Er lächelte mich an. Es war, als vollzögen sich bei ihm sämtliche Bewegungsabläufe in Zeitlupe. Irgendwie wirkte er komisch, etwas melancholisch in seiner ganzen Art.
Als Hannibal grinste, wußte ich, daß es der Unbekannte faustdick hinter den Ohren hatte. Dieser Mann brauchte keine komplizierte Maske. Er täuschte und verblüffte allein durch seine Erscheinung.
Deshalb ließ ich mir auch keine Verwunderung anmerken, als er vom Alten endlich vorgestellt wurde.
»Meine Herren, ich darf Ihnen Oberst Karenin vom russischen Geheimdienst vorstellen. Oberst, das sind die Agenten Major HC-9 und Leutnant MA-23. Es ist Ihnen bekannt, daß ich die wahre Identität meiner Männer nicht lüften kann. Ich möchte Sie auch dringend ersuchen, im Zuge der kommenden Ereignisse auf Nachforschungen zu verzichten, da ich sonst gezwungen wäre, die Agenten sofort aus dem Dienst zu ziehen.«
Das klang etwas hart, war aber klar verständlich. Der Oberst lächelte mit der abgeklärten Ruhe eines Weisen. Der Mann erschien mir immer gefährlicher. Glücklicherweise bestand zwischen seinen Leuten und uns keine Gegnerschaft mehr. Auf Grund der Bedrohung durch eine außerirdische Macht waren die Gegensätze ausgeräumt worden. Die Gefahr hatte uns zum gemeinsamen Handeln und Vorgehen gezwungen.
»Ich weiß, ich weiß«, beteuerte Oberst Karenin mit tiefer Stimme. »Wir legen keinen Wert darauf. Freut mich, Major. Nennen Sie mich ruhig Sergej Iwanowitsch. Waren Sie etwa der Mann, der den Asiaten vor etwa einem Jahr das Himalaja-Atomwerk in die Luft jagte?«
Hannibal schnaufte unterdrückt, während ich meine Fassung zu wahren versuchte. Woher wußte das der russische Geheimdienstler?
Er lachte leise. Seine knochige Hand fuhr schemenhaft durch die Luft.
»Lassen wir das. Es ist vorbei. Ich möchte auch hoffen, daß wir ähnliche Dinge nicht mehr auf gegenseitiger Basis zu tun brauchen. Der Abwehrkampf gegen ihre GWA war – zugegeben – sehr schwierig. Wir haben nur einmal einen aktiven Agenten fassen können, allerdings befand sich dieser Mann in einer so ausweglosen Lage, daß es keine Rettungsmöglichkeit für ihn gab.«
»Ja?«
»Allerdings. Wenn Ihre Leute bereit waren, ihr Leben zu opfern, um nicht in den wissenschaftlichen Verhörräumen zu landen, so liegt die begründete Vermutung nahe, daß sie es auch fernerhin tun werden. In dem Falle dürfte es noch weitaus wichtiger sein. Doch wir wollen nicht abschweifen, nicht wahr?«
Er lehnte sich seufzend zurück und starrte trübsinnig vor sich hin. Ich empfand Sympathien für ihn. Er gefiel mir.
Wie sich die Zeiten doch geändert hatten! Nun saßen wir mit einem Russen im streng bewachten Hauptquartier der GWA zusammen. Noch vor einem Jahr wäre es für Karenin völlig unmöglich gewesen, diese Betontürme zu betreten. Jetzt war er hier – anscheinend sogar gern gesehen! Wenn das kein Erfolg für die gesamte
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