Zutritt verboten
wir Sie vor einem derart offenen Unternehmen gewarnt. Denken Sie doch nicht, daß Sie mit einem einzigen Raumschiff den Mars anfliegen können. Ihre TITAN ist schon mitten im Raum geortet und höchstwahrscheinlich mit Superwaffen vernichtet worden. Es dürfte uns sehr schwer fallen, den Planeten auf diesem Wege zu erreichen. Dafür haben wir einfach nicht die nötigen Kenntnisse. Wollen Sie etwa eine weit überlegene Macht mit Raumschiffen angreifen, die noch nicht einmal den Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreichen? Die Deneber beherrschten schon die überlichtschnelle Raumfahrt, als unsere Vorfahren noch nach Wurzeln gruben. Ich sage Ihnen als Experte des russischen Geheimdienstes, daß niemand von uns gegen den Willen dieser Teufel den Mars erreichen wird. Es ist ungefähr so, als wollten Sie mit einer stumpfen Lanze gegen eine kanonenbewehrte Panzerstellung anrennen.«
Der Russe schwieg. Ich dachte an die grauenhaften Waffen, die wir in den alten Mondstädten gefunden hatten. Nur einen winzigen Bruchteil davon hatten wir bis jetzt beherrschen gelernt.
»Noch haben wir Zeit«, sagte Karenin in die Stille hinein. »Noch sind die Fremden nicht zahlreich genug. Es dauert lange, bis sie ihren konservierten Nachwuchs aufgezogen haben. Auch die unbegreifliche Biologie eines Sternenvolkes kann nicht zaubern. Wäre der Prozeßablauf schon weiter fortgeschritten, brauchten sie nicht diese Umwege zu beschreiten. Sie hätten es dann nicht nötig, Nachahmungen wirklicher Menschen in unsere wichtigsten Industriezentren und Regierungsstellen einzuschmuggeln. Dann würden sie einfach angreifen, verstehen Sie!«
Ja, wir verstanden sehr gut. Hannibals Folie hatte eine graue Färbung angenommen. Er mochte wohl daran denken, daß wir ursprünglich ebenfalls auf der TITAN gewesen waren. Er als Erster Waffenoffizier, ich als Kommandant. Nun war das Riesenschiff also vernichtet worden.
Der Alte blieb dicht vor uns stehen. Wir konnten nur seinen gebeugten Rücken sehen.
»Sie sollten wissen, daß es auf der Erde denebische Menschen-Nachahmungen gibt, die wir kaum noch identifizieren können. Die bekannten Halbroboter-Konstruktionen mit stählernen Knochengerüsten sind verschwunden. Auf der Basis einer phantastischen Biologie muß es gelungen sein, menschliches Gewebe in jeder Form einwandfrei zu züchten und damit sogenannte Rohkörper herzustellen, die im letzten Stadium der Entwicklung mit fremden Gehirnen ausgestattet werden. Fragen Sie uns nicht, wie das gemacht wird. Wir haben in letzter Zeit selbst gelernt, wichtige Organe und Glieder in der Retorte zu züchten. Schließlich schreiben wir das Jahr 2004; das Wissen über den geheimnisvollen Grundstoff Protoplasma ist erheblich erweitert und vertieft worden. Unsere einzige Waffe zur Erkennung ist der Ultraschall-Test geblieben. Denebische Gehirne sind dafür hochempfindlich. Schwingungen über achtzehn- bis zwanzigtausend Hertz stürzen die fremden Zellverbindungen in eine Art Chaos. Die Unbekannten ahnen noch nicht, daß wir dies herausgefunden haben. Sie werden aus den Mikro-Werkstätten der GWA Spezialsender erhalten, die Sie aber nur im äußersten Notfall anwenden dürfen.«
Ich dachte an eine faszinierende Frau, die wir vor einigen Monaten überwältigen konnten. Gundry Ponjares besaß den Körper eines Menschen, aber das Gehirn eines absolut Fremden. Was war aus ihr geworden? Ich wußte nur, daß sie unseren Wissenschaftlern anvertraut worden war. Wie ich den Alten kannte, wollte er durch Analysen neue Erkenntnisse gewinnen.
»Es wird Zeit. Sind Sie fertig?«
Der Russe
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