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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nicht eher ab­sor­bie­ren­de Me­di­ka­men­te inji­zie­ren, bis wir we­nigs­tens zwan­zig Rönt­gen­ein­hei­ten auf­ge­nom­men hat­ten. Nun – die Wo­che war noch nicht um, und bis jetzt hat­ten wir noch kei­ne zwan­zig Rönt­gen.
    Wei­ter öst­lich wa­ren strah­lungs­si­che­re Spe­zi­al­aus­rüs­tun­gen un­er­läß­lich. Wir hat­ten je­doch nicht die Ab­sicht, wei­ter als bis­her an den Strah­lungs­gür­tel her­an­zu­ge­hen.
    Han­ni­bal über­prüf­te sei­ne Waf­fe mit dem Gam­ma­zäh­ler. Das hel­le »Ping« der ein­zel­nen Durch­gän­ge er­zeug­te in mir ein dump­fes Ge­fühl der Angst. Hier war al­les ra­dio­ak­tiv. Es wa­ren kei­ne ge­fähr­li­chen Wer­te, aber sehr lan­ge durf­te sich hier ein nor­ma­ler Mensch nicht auf­hal­ten, wenn er nicht schwe­re Schä­den da­von­tra­gen soll­te.
    Den Klei­nen konn­te ich nun deut­lich er­ken­nen. Er war ei­ne gu­te Wär­me­quel­le. Mei­ne Au­gen schie­nen tat­säch­lich sehr emp­find­lich ge­wor­den zu sein. Den hei­ßen Ofen sah ich so klar, als stün­de er im hel­len Licht.
    Das war vor­teil­haft, denn drau­ßen moch­te es al­ler­hand zu se­hen ge­ben.
    »Friert der Sumpf noch?« frag­te ich lei­se.
    »Dar­auf kannst du dich ver­las­sen. Wir ha­ben weit un­ter Null Grad, und der Wind ist ei­sig. Hier soll es ja stren­ge Win­ter ge­ben. Wo bleibt Wolf­sohr?«
    Er hat­te das aus­ge­spro­chen, wor­an ich nicht zu den­ken wag­te. Als drau­ßen wie­der ein schril­ler Schrei auf­klang, mein­te er be­tont ru­hig:
    »Mach dir nichts vor. Großer! Viel­leicht ist Iwan heu­te ge­stellt wor­den. Er kann zwar ren­nen wie ein Hirsch, aber un­ter den Ne­ga­ti­ven dürf­te es auch Bur­schen mit Seh­nen aus Edel­stahl ge­ben. Sie sind nicht al­le plump und un­be­weg­lich. Je­de Hor­de hat ih­re spe­zi­el­len Schnel­läu­fer, die so­ge­nann­ten Trei­ber. An­de­re lau­ern mit mes­ser­schar­fen Kral­len; wie­der an­de­re spü­ren und wit­tern. Da­ge­gen sind die schlimms­ten Raub­tie­re der Nor­mal­welt harm­lo­se Schoß­hun­de. Wenn die uns zwi­schen die Pran­ken krie­gen …«
    Als er schwieg, schob ich die Schieß­schar­te im ei­che­nen Fens­ter­la­den et­was wei­ter auf.
    Drau­ßen husch­te et­was vor­über, was ich nicht klar er­ken­nen konn­te. Es war schnell und be­weg­lich. Wei­ter vor, dort wo die Bäu­me be­gan­nen, er­starr­te es zu ei­nem Stand­bild.
    Mein Zi­scheln ver­an­lag­te den Klei­nen, durch den Raum zu ei­len. Er lief fast laut­los, nur die wei­chen Kunst­stoff­soh­len sei­ner Pelz­schu­he quietsch­ten über den rau­hen Boh­len­be­lag.
    »Wo?« flüs­ter­te er. Die Mün­dung sei­ner Ma­schi­nen­waf­fe glitt durch die zwei­te Schar­te. Wir hat­ten rings­um schma­le Fens­ter, nur auf der Rück­sei­te nicht. Dort grenz­te die al­te Jagd­hüt­te an einen stei­ni­gen Fels­hang.
    Fast gleich­zei­tig er­kann­ten wir die Um­ris­se ei­nes lang­ge­streck­ten Kör­pers. Er strahl­te in­fra­rot, al­so war er le­bend und warm.
    Zwei hell­glü­hen­de Punk­te ver­eng­ten sich, um kurz da­nach wie­der rund zu wer­den. Deut­lich be­merk­ten wir mit un­se­ren über­emp­find­li­chen Au­gen den war­men Atem. Er stand leuch­tend in der Dun­kel­heit, die durch auf­zie­hen­de Wol­ken­bän­ke noch ver­tieft wur­de.
    »Ein Wolf, den­ke ich.«
    »Der Nach­kom­me ei­nes Wolfes, meinst du.«
    »Na gut, dann eben ein mu­tier­ter Wolf«, sag­te Han­ni­bal un­ge­hal­ten. »Ein schlau­er Bur­sche. Er scheint zu wis­sen, daß sei­ne Au­gen leuch­ten. Au­gen­blick­lich kneift er sie fast voll­kom­men zu.«
    Er ging zum an­de­ren Vor­der­fens­ter hin­über. Zwi­schen uns lag nun die ver­rie­gel­te Tür. Wir hat­ten ein aus­ge­zeich­ne­tes Schuß­feld.
    In der In­fra-Op­tik mei­ner Waf­fe er­schi­en das Tier klar und deut­lich. Es war ein Rie­senexem­plar mit ei­nem über­mä­ßig lang­ge­streck­ten Schä­del und ge­krümm­ten Reiß­zäh­nen. So hat­ten Wöl­fe nie­mals aus­ge­se­hen, bis sich die Ex­plo­si­on er­eig­ne­te.
    »Nicht schie­ßen«, warn­te ich. »Ab­war­ten, wie er sich ver­hält. Iwan ist noch drau­ßen.«
    Der Klei­ne sag­te nichts. Statt des­sen ging er zu den bei­den Sei­ten­wän­den

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