Zutritt verboten
Pelzkragen«, zischte ich über die Schulter zurück. Auch ich war nach diesen fünf Nächten ziemlich am Ende meiner Beherrschung.
»Das Licht stört meine Optik. Wie oft willst du noch nachsehen, wo wir uns befinden?«
Der Kleine lachte rauh auf. Es raschelte, und das Kartenblatt flog in eine Ecke. Ich hörte seine tappenden Schritte. Dann dichtete er die Ritzen an der Klappe ab.
Die zuckenden Lichtpfeile verschwanden. Nur unten, wo wir dem Verbrennungsvorgang notgedrungen Luft zuführen mußten, glomm es noch in heller Glut.
Ich schraubte den Absorbertrichter auf meiner Infra-Optik weiter nach vorn. Die störenden Einflüsse des Ofens und meiner eigenen Körperwärme verschwanden.
Aus den Augenwinkeln gewahrte ich Hannibals schattenhafte Gestalt. Sie strömte Wärme aus, deshalb konnte ich sie nach und nach ausmachen.
Welches Zaubermittel hatte man uns eingespritzt? Ich konnte mich nicht erinnern, früher jemals auf infrarote Strahlungen reagiert zu haben. Die Wirkung sollte etwa drei Monate anhalten, hatte man uns gesagt. Dann mußte die Injektion erneuert werden.
Der Kleine hielt den Maschinenkarabiner in der rechten Armbeuge. Wir hatten große Trommeln mit zweihundert Schuß aufgesetzt und obendrein hochbrisante Explosivgeschosse geladen.
»Alles ruhig hier hinten«, flüsterte der Kleine. »Der Sumpf friert aber schon zu. Ich kann das Eis erkennen. Wenn sie wollen, können sie uns jetzt auch von dieser Seite angreifen.«
»Dann paß auf, und halte die Ersatztrommeln klar«, wehrte ich kurz ab.
Etwas zu kurz! Meine Reaktion verriet ihm meine Unruhe.
»Für einen positiven Mutanten bist du reichlich nervös«, stellte er fest. »Wir haben uns so zu benehmen, als wären wir in diesen höllischen Urwäldern aufgewachsen. Es muß für uns alles vertraut sein, okay?«
Ich dachte an sein haariges Biogesicht. Er sah aus wie ein kleiner Affe, nur hatte er überraschend intelligente Augen. Nach dem Plan sollte er mein Bruder sein!
Ich grinste lustlos vor mich hin, als ich mich an die vielen Anweisungen und Spezialbefehle erinnerte. Wir hatten uns gründlich geirrt, als wir dachten, wir kämen diesmal ohne nervenzermürbende Besprechungen davon.
Es war schlimmer gewesen als jemals zuvor. Außerdem hatten sich noch die Russen eingeschaltet. Allein die Unterweisung über das Mutantentum in der Atomhölle vom großen Fluß hatte einige Tage in Anspruch genommen.
Wir mußten genau wissen, wo die tödliche Zone begann. Nur zwanzig Kilometer weiter nordöstlich strahlte der Boden noch heftig. Suchflugzeuge hatten besonders in den höherliegenden Gebieten Strahlungen bis zu vierhundert Röntgen festgestellt, aber diese Gegenden gehörten auch noch zu den Randzonen.
Wir hatten in den fünf Tagen unserer Abwesenheit weitaus mehr als die erlaubte Menge an Gamma aufgenommen. Der Sicherheitsfaktor der Atomlabors lag immer noch bei 0,3 Röntgen pro Woche. Wir nahmen täglich etwa eine Einheit auf.
Es war festgestellt worden, daß durch den Genuß von Tierfleisch und wildwachsenden Früchten Beta- und Alphastrahler in das Körperinnere gelangten. Deshalb hatten wir uns gehütet, von Iwans Jagdbeute auch nur ein Gramm zu essen. Mit dem Beta-Detektor hatte ich in einem Zentimeter Entfernung von einem gefangenen Fisch noch zweitausend Durchgänge anstatt der üblichen zwanzig gezählt.
Demnach mußten die hier hausenden Mutanten durchweg strahlende Beta-Atome einnehmen. Wie sie das auf die Dauer vertragen konnten, war mir völlig rätselhaft.
Wir hatten uns in erster Linie vor der harten und durchdringenden Gammaradioaktivität zu schützen. Laut Befehl durften wir uns
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