Zutritt verboten
Geschoßexplosionen vermischten sich mit den peitschenden Geräuschen der Abschüsse. Wieder gellte ein tierischer Laut auf.
Ein mächtiger Katzenkörper mit wuchtigen Pranken bäumte sich im Todeskampf auf. Dann hetzte eine schlanke Gestalt mit weiten Sprüngen über die Lichtung, deren Boden hier und da von flachen Trichtern durchsetzt war.
Hannibal löste die Türriegel, um Iwan schnell hereinzulassen. Mit vereinten Kräften wuchteten wir an den Schlössern. Der mutierte Wolf hatte keine schlechte Arbeit geleistet.
Ich konnte den schweratmenden Mutanten deutlich sehen. Er schien allerlei durchgestanden zu haben, doch seine starken Zähne glänzten schon wieder hinter den emporgezogenen Lippen.
Iwan Iwanowitsch hatte nicht nur spitze Wolfsohren, sondern er besaß auch ein Wolfsgesicht. Vielleicht hatte er deshalb in dieser Umwelt existieren können.
»Es wurde Zeit, mein Lieber«, sagte ich erleichtert. »Wir hatten dich schon aufgegeben. War dir die Meute auf den Fersen?«
»Sicher«, antwortete er guttural. »Ihr habt sie erwischt, wie? Ich hockte drüben auf dem Hügel und verfolgte den Angriff. Es werden aber noch mehr kommen. Wir können nicht mehr schlafen. Sie haben Spürer in ihren Reihen, die unser Ofenfeuer auf viele Meilen wittern. Sie haben auch Ultrahorcher, so wie ich einer bin. Es wird Zeit, Freunde, daß ihr hier verschwindet. Ich kann für nichts mehr garantieren.«
»Du solltest deine Streifzüge unterlassen. Wir brauchen dich als dritten Mann.«
»Mann ist gut. Ich war nie einer. Horcht, die Katzen pfeifen.«
Seine Ohren wedelten. Er konnte sie praktisch nach jeder Richtung drehen. Langsam wurde mir das alles unheimlich.
»Die Katzen?«
»Früher waren es Wildkatzen. Jetzt sind es Riesen mit mächtigen Zähnen. Sie klettern gut und können nachts sehen. Ich habe eben eine geortet. Sie lauerte im Holz. He – ihr habt zu viele abgeschossen. Das Blut dünstet durch den Wald. Die Negativen haben schon die Witterung aufgenommen. Ich hatte einen Spürer auf den Fersen. Freunde, ich sage euch, ihr seid hier nicht mehr sicher. Ich auch nicht. Sie kommen immer wieder; sie finden auch neue Tricks. Haben sie vorhin mit den Wölfen geredet?«
»Geredet?« keuchte Hannibal.
»Klar, warum nicht. Die können denken. Woher kommt ihr, daß ihr dies nicht wißt? Ihr seid zu normal, um hier leben zu können. Ich werde meine Station verlegen müssen. Das Gebiet ist nicht mehr sicher, und meine Kehle ist nicht gepanzert. Die wenigen Haare schützen mich nicht. Ich werde ’rüber zum alten Fort gehen und einen Betonbunker einrichten. Im Winter ist es immer schlimm. Sie kriegen Hunger, und dem südwärts ziehenden Wild können sie nicht folgen. Draußen, dort wo es keine Strahlung mehr gibt, stehen die Abschußkommandos. Das wissen sie längst. Sie werden sich wohl wieder gegenseitig auffressen.«
Er lachte leise.
Hannibal schürte unterdessen das Feuer. Ich blickte zu dem kleinen Sender hinüber. Es war ein Sup-Ultra-Gerät aus den Spezialwerkstätten der GWA. Wir konnten zu jeder Zeit mit unserem Verbindungsmann sprechen.
»Ist es möglich, daß es unter den Negativen Lebewesen gibt, die sogar lichtschnelle Funkwellen erfassen können?« fragte ich zögernd.
Iwan senkte den lauschend erhobenen Kopf. Er mußte wieder etwas gehört haben, das wir mit unseren normalen Sinnen längst nicht mehr wahrnehmen konnten. Er war ein Horcher, wie er selbst erklärt hatte.
»Funkwellen? Hm – höchstens einer von den positiven. Ihr Gerät ist aber von einer besonderen Art, oder?«
Mit dieser Vermutung hatte er allerdings recht. Die Sup-Ultra-Welle war noch immer ein Geheimnis der GWA.
Hannibal starrte mißmutig auf seinen Gammazähler. Er
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