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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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der Gartentüre des Palais-Royal.«
    »Fahren wir denn in seinem Wagen?«
    »Ja, gnädigster Herr.«
    »Ohne andere Bedeckung außer Euch beiden?«
    »Ist das nicht hinreichend? Einer von uns beiden genügte schon.«
    »In der Tat, lieber Herr d'Artagnan,« sprach Mazarin, »Eure Kaltblütigkeit erfüllt mich mit Schauder.«
    »Ich dachte im Gegenteil, daß ich Ihnen Vertrauen einflößen müßte.«
    »Nehme ich etwa Bernouin nicht mit?«
    »Wir haben für ihn nicht Platz. Er wird Ew. Eminenz nachkommen.«
    »So sei es denn, da ich schon durchaus tun muß, was Ihr wollt.«
    »Gnädigster Herr, es wäre noch Zeit zurückzutreten, Ew. Eminenz ist vollkommen frei.« sagte d'Artagnan.
    »Nein,« rief Mazarin, »nein, laßt uns von hinnen.« Beide stiegen nun über die geheime Treppe hinab, wobei Mazarin seinen zitternden Arm in d'Artagnans Arm stützte. Sie gingen durch die Höfe des Palais-Royal, wo noch einige Kutschen verspäteter Gäste standen, traten in den Garten und erreichten die kleine Ausgangstüre. Mazarin versuchte, sie mit einem Schlüssel zu öffnen, den er aus der Tasche zog, doch zitterte seine Hand dergestalt, daß er das Schlüsselloch nicht treffen konnte. »Geben Sie,« sprach d'Artagnan. Mazarin reichte ihm den Schlüssel, d'Artagnan öffnete und steckte den Schlüssel in seine Tasche, da er durch diese Türe zurückzukehren gedachte. Der Kutschentritt war schon niedergelassen, der Schlag offen, Mousqueton stand am Schlage und Porthos saß im Wagen. »Steigen Sie ein, gnädigster Herr,« sagte d'Artagnan. Mazarin ließ sich nicht zweimal auffordern und sprang in die Kutsche. D'Artagnan stieg hinter ihm ein; Mousqueton machte den Schlag wieder zu und schwang sich unter heftigem Stöhnen hinten auf den Wagen; er hatte unter dem Vorwande, daß ihn die Wunde noch schmerze, einige Schwierigkeiten gemacht, mitzufahren; allein d'Artagnan sprach zu ihm: »Bleib, wenn du willst, lieber Mouston, ich sage dir aber im voraus, Paris wird diese Nacht in Flammen aufgehen.« Mousqueton verlangte sonach nichts weiter mehr, sondern erklärte sich bereit, seinem Herrn und Herrn d'Artagnan bis ans Ende der Welt folgen zu wollen. Der Wagen rollte in einem mäßigen Trab von hinnen und verriet nicht im geringsten, daß darin Leute sitzen, welche Eile haben. Der Kardinal wischte sich mit dem Sacktuche den Schweiß von der Stirne und blickte rings herum. Zur Linken sah ihm Porthos und zur Rechten d'Artagnan, während jeder einen Schlag bewachte und ihm als Wall diente. Auf einem Vordersitze gegenüber lagen zwei Paar Pistolen, das eine Paar für Porthos, das andere für d'Artagnan: überdies trugen die zwei Freunde jeder sein Schwert an der Seite.
    Der Kutscher hieb gewaltig auf die Pferde ein, und die edlen Tiere flogen von hinnen. Man hörte Geschrei wie das von Menschen, welche niedergerannt werden. Dann empfand man einen zweimaligen Stoß; zwei Räder waren über einen weichen und runden Körper gerollt. Es trat auf einen Augenblick Stillschweigen ein. Der Wagen fuhr durch das Tor. »Nach dem Cours-la-Reine«, lief d'Artagnan dem Kutscher zu. Darauf wandte er sich zu Mazarin und sagte: »Nun, gnädigster Herr, können Sie Gott für Ihre Befreiung danken; nun sind Sie gerettet, nun sind Sie frei.« Mazarin antwortete, unter Seufzen, er konnte an ein solches Wunder nicht glauben. Fünf Minuten darauf hielt der Wagen an; er war in Cours-la-Reine angekommen. »Ist Ew. Gnaden zufrieden mit der Bedeckung?« fragte der Musketier. »Ich bin entzückt, mein Herr,« entgegnete Mazarin, und wagte es, seinen Kopf durch den Kutschenschlag hinauszustecken; »nun tut dasselbe auch für die Königin.« »Ich habe es beschworen.« D'Artagnan ergriff ohne weitere Erklärung die Pistolen, welche auf dem Vorsitze lagen, steckte sie in seinen Gürtel, wickelte sich in seinen Mantel, und da er nicht durch dasselbe Tor zurückkehren wollte, durch das er gekommen war, so nahm er den Weg nach dem Tore Richelieu.

Die Karosse des Koadjutors
    Anstatt daß d'Artagnan durch das Tor Saint-Honoré zurückkehrte, ging er, da er Zeit hatte, um die Stadt, und kehrte durch das Tor Richelieu zurück. Man hielt mit ihm Musterung, und als man an seinem Federhute und seinem Bortenmantel erkannte, daß er Musketieroffizier sei, so schloß man ihn ein, in der Absicht, ihn zu zwingen, daß er rufe: »Nieder mit Mazarin!« Er ward wohl ob dieser ersten Demonstration etwas beunruhigt, da er jedoch erfuhr, worum es sich handle, so rief er sein »Nieder mit

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