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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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erwiderte der Musketier, der wohl einsah, daß es sich um etwas Ernstes handle. »Hört,« sprach d'Artagnan, »sollte dieser Mann zu entfliehen oder zu schreien versuchen, so stoßt ihm das Schwert durch den Leib.« Der Musketier nickte mit dem Kopfe, um anzudeuten, er würde dem Befehle pünktlich nachkommen. D'Artagnan ging nun fort und nahm Bernouin mit sich.
    Es schlug Mitternacht. »Führt mich in das Betzimmer der Königin,« sprach er, »meldet ihr, daß ich hier sei und legt dieses Paket mit einem gut geladenen Gewehr auf den Kutschbock des Wagens, der unten an der geheimen Treppe wartet.« Bernouin führte d'Artagnan in das Betzimmer, und hier nahm dieser ganz gedankenvoll Platz. Im Palais-Royal war alles wie sonst. Wie schon erwähnt, hatten sich um zehn Uhr alle Gäste entfernt; jene, welche mit dem Hofe entfliehen sollten, hatten das Losungswort, und jeder von ihnen ward aufgefordert, daß er sich zwischen Mitternacht und ein Uhr im Cours-la-Reine einfinde. Um zehn Uhr begab sich die Königin Anna zum König; man hatte soeben den Bruder des Königs (Monsieur) zu Bette gebracht, und der junge Ludwig, der zuletzt aufgeblieben war, unterhielt sich damit, daß er bleierne Soldaten in Schlachtordnung aufstellte, was ihm ein großes Vergnügen machte. Zwei Ehrenknaben spielten mit ihm. »Laporte,« sprach die Königin, »es dürfte Zeit sein, Seine Majestät zur Ruhe zu bringen.« Der König wollte noch aufbleiben, da er, wie er sagte, noch nicht Lust hatte, zu schlafen; allein die Königin bestand darauf. »Mußt du denn nicht morgen früh um sechs Uhr in das Bad nach Constans gehen? Ich glaube, daß du es selber gewünscht hast.«
    »Sie haben recht, Madame.« entgegnete der König, »und wenn Sie so gütig sind, mich zu umarmen, will ich mich in mein Zimmer zurückziehen, Laporte, gebt Herrn Chevalier de Coislin den Leuchter.« Die Königin drückte ihre Lippen auf die weiße und glatte Stirn, die das erlauchte Kind mit einem Ernste darbot, welcher schon der Hofetikette glich. »Schlafe bald ein, Ludwig,« sprach die Königin, »denn man wird dich frühzeitig aufwecken.«
    »Ich will mein möglichstes tun, Ihnen zu gehorchen, Madame,« versetzte der junge Ludwig, »doch habe ich ganz und gar keine Lust, zu schlafen.«
    »Laporte,« sprach die Königin leise, «holt Seiner Majestät ein Buch, das recht langweilig ist, aber zieht Euch nicht aus.« Ludwig verlies nun das Zimmer, begleitet von dem Chevalier de Coislin, der den Leuchter trug. Den andern Ehrenknaben brachte man nach seiner Wohnung zurück. Die Königin erteilte nunmehr ihre Befehle, sie sprach von einem Schmause, welchen ihr für übermorgen der Marquis von Villequier angeboten habe, nannte die Personen, denen sie die Ehre gönnte, daran teilzunehmen, kündigte für den folgenden Morgen noch einen Besuch in Val-de-Grace an, wo sie ihre Andacht verrichten wollte, und gab ihrem ersten Kammerdiener Beringhen Befehl, sie dahin zu begleiten. Als das Nachtmahl der Damen beendet war, gab die Königin vor, das sie sehr ermüdet sei, und ging in ihr Schlafgemach. Frau von Motteville, welche an diesem Abend persönlich den Dienst hatte, folgte ihr. Die Königin begab sich zu Bette, sprach noch ein Weilchen huldreich mit ihr und entließ sie dann: In diesem Momente war es, wo d'Artagnan in der Kutsche des Koadjutors in das Palais-Royal fuhr. Einen Augenblick darauf fuhren die Ehrendamen in ihren Kutschen fort, und das Gittertor ward hinter ihnen geschlossen. Es schlug Mitternacht. Fünf Minuten darauf pochte Vernouin an das Schlafgemach der Königin, wohin er durch den geheimen Gang gegangen war. Die Königin Anna öffnete selber. Sie war schon angekleidet, sie hatte nämlich ihre Strümpfe wieder angezogen und sich in einen langen Mantel gehüllt. »Seid Ihr es, Bernouin,« fragte sie; »ist Herr d'Artagnan hier?«
    »Ja, Madame, in Ihrem Betzimmer; er wartet, daß Ihre Majestät bereit sei.
    »Ich bin's. Sagt nun Laporte, daß er den König wecke und ankleide; von dort geht dann zu dem Marschall von Villeroy und meldet ihm meine Abreise.« Vernouin verneigte und entfernte sich. Die Königin ging in ihr Betzimmer, das von einer Lampe aus venezianischem Glase erleuchtet wurde. Sie sah d'Artagnan, der ihrer harrte. »Ihr seid es,« sprach sie zu ihm.
    »Ja, Madame.« «Seid Ihr bereit?«
    »Ich bin es.«
    »Und der Herr
    Kardinal?«
    »Er hat Paris ohne einen Unfall verlassen, und erwartet Ihre Majestät am Cours-la-Reine«
    »In welchem Wagen reisen

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