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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Mazarin!« so vortrefflich, daß selbst die schwierigsten unter seinen Gegnern zufriedengestellt wurden. Er schritt durch die Straße Richelieu und dachte über die Art und Weise nach, wie er jetzt auch die Königin fortbringen wolle; denn sie in einem Wagen mit dem Wappen von Frankreich wegzuführen, daran durfte er gar nicht denken; sieh, da bemerkte er vor dem Hotel der Frau von Guémenée eine Equipage. Plötzlich stieg ihm ein Gedanke auf, und er rief aus: »Ha, beim Himmel, das wäre eine treffliche Kriegslist!« Er näherte sich der Kutsche, betrachtete das Wappen auf dem Schlage und die Livree des Kutschers, der auf dem Bocke saß. Diese Musterung war ihm um so leichter, als der Kutscher fest schlief. »Das ist in der Tat die Kutsche des Koadjutors,« sprach er bei sich; meiner Seele, ich fange an, zu glauben, die Vorsehung ist selber für uns..« Er stieg vorsichtig in die Kutsche, ein, zog dann an der seidenen Schnur, die mit dem kleinen Finger des Kutschers in Verbindung stand, und rief ihm zu: »Nach dem Palais-Royal!« Der Kutscher, plötzlich vom Schlafe aufgeweckt, fuhr nach dem angedeuteten Palaste, ohne zu ahnen, daß der Befehl von einem andern kam als von seinem Herrn. Der Schweizer wollte schon die Gittertore zuschließen; als er jedoch die prachtvolle Equipage sah, zweifelte er nicht daran, der Besuch sei von Wichtigkeit, und ließ den Wagen hinein, der unter der Einfahrt anhielt. Hier bemerkte der Kutscher erst, daß die Lakaien nicht hinten auf dem Wagen standen. In der Meinung, der Koadjutor habe über dieselben verfügt, sprang er von dem Bocke und öffnete den Kutschenschlag, ohne die Zügel aus der Hand zu lassen. Nun sprang d'Artagnan gleichfalls aus der Kutsche, und in dem Momente, wo der Kutscher darüber erschrak, daß er seinen Herrn nicht erkannte und einen Schritt zurückprallte, packte er ihn mit der linken Hand am Kragen und setzte ihm mit der rechten eine Pistole an die Kehle. »Versuch' nur ein Wort zu reden,« rief d'Artagnan, »so bist du des Tode«.« Der Kutscher erkannte an dem Ausdrucke« desjenigen, der ihm zurief, daß er in eine Schlinge geraten sei, und blieb stehen mit offenem Munde und starrenden Augen. Zwei Musketiere schritten im Hofe auf und nieder; d'Artagnan rief sie bei ihren Namen herbei. »Herr von Bellsére,« sprach er zu dem einen, «tut mir den Gefallen, nehmt die Zügel aus den Händen dieses wackeren Mannes, steigt auf den Bock, führt den Wagen an die Türe der geheimen Treppe und wartet dort auf mich; die Sache ist wichtig und geschieht im Dienste des Königs.« Der Musketier, welcher wohl wußte, daß sein Leutnant in bezug auf den Dienst keinen schlechten Witz zu machen gewohnt war, gehorchte ohne Widerrede, wiewohl ihm der Befehl sonderbar vorkam. Er wandte sich nun zu dem zweiten Musketier und sagte: »Herr du Berges, helft mir, diesen Mann an einen sicheren Ort zu bringen.« Der Musketier war der Meinung, sein Leutnant habe irgendeinen verkleideten Prinzen verhaftet, verneigte sich, entblößte sein Schwert und machte ein Zeichen, daß er bereit sei. D'Artagnan, von seinem Gefangenen gefolgt, hinter dem der Musketier schritt, stieg die Treppe hinauf, ging über den Vorplatz und trat in Mazarins Vorgemach. Bernouin wartete schon mit Ungeduld auf Nachrichten von seinem Gebieter. »Nun, Herr d'Artagnan?« fragte er. »Lieber Bernouin, alles geht vortrefflich; doch hört, hier ist ein Mann, den Ihr an einen sicheren Ort bringen müßt.« »Wohin, Herr d'Artagnan?« »Wohin Ihr immer wollt; nur muß der Ort, den Ihr wählt, Balken mit Schlössern und eine abgesperrte Türe haben.« »Das haben wir, mein Herr,« entgegnete Bernouin. Man führte somit den armen Kutscher in ein Kabinett, das vergitterte Fenster hatte und einem Gefängnisse sehr ähnlich war. »Nun, lieber Freund,« sagte d'Artagnan, »fordere ich Euch auf, Hut und Mantel abzulegen.« Wie sich wohl erachten läßt, so leistete der Kutscher keinen Widerstand; überdies war er so verblüfft über das, was ihm begegnete, daß er wankte und wie ein Betrunkener lallte. D'Artagnan gab alles, was jener ablegte, dem Kammerdiener unter den Arm. »Nun, Herr du Berges,« versetzte d'Artagnan, »schließt Euch mit diesem Manne so lange ein, bis Euch Herr Bernouin die Türe wieder öffnet. Dieses Wachehalten wird wohl lange dauern und wenig ergötzlich sein, das weiß ich; allein Ihr begreift wohl,« fügte er ernsthaft bei, »es ist im Dienste des Königs.« »Ich stehe zu Befehl, mein Leutnant.«

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