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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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bewaffnet,« versetzte Mazarin. »Wohl, gnädigster Herr, es wird geschehen.« D'Artagnan verneigte sich, ging fort, und eilte, um seinem Freunde die schmeichelhaften Verheißungen Mazarins zu wiederholen, die Porthos in unbeschreibliches Entzücken versetzten.

Die Flucht
    Ungeachtet sich in der Stadt Zeichen von Aufregung bemerkbar machten, so bot doch das Palais-Royal, als sich d'Artagnan um fünf Uhr dahin begab, ein sehr fröhliches Schauspiel dar. Das war nicht zu verwundern, da die Königin Broussel und Blancmesnil dem Volke zurückgegeben hatte. Die Königin hatte sonach in der Tat nichts mehr zu fürchten, weil das Voll nichts mehr zu fordern hatte. Sein Tumult war ein Überrest von Aufregung, der man Zeit gönnen mußte, um sich zu legen, gleich wie nach einem Sturme oft mehrere Tage nötig sind, um die hohen Meeresfluten wieder zu glätten. Es gab im Palais-Royal eine große Festlichkeit, wozu die Siege von Lens zum Vorwand genommen wurden. Die Prinzen und Prinzessinnen waren geladen, und ihre Staatskarossen erfüllten schon seit Mittag die Hofräume. Nach dem Festmahl sollte Spiel bei der Königin sein. Die Königin Anna war an diesem Tage voll Anmut, Huld und Witz, man hatte sie noch nie so frohmütig gesehen. Lachlust strahlte aus ihren Augen, machte die Lippen beben. Als man vom Tische aufstand, schlüpfte Mazarin hinweg. D'Artagnan stand bereits auf seinem Posten, und wartete auf ihn im Vorgemach. Der Kardinal kam mit lachender Miene dahin, faßte ihn bei der Hand und führte ihn in sein Kabinett, wo er sich niederließ und zu ihm sprach: »Lieber Herr d'Artagnan, ich will Euch den sprechendsten Beweis meines Zutrauens geben, den nur ein Minister einem Offizier geben kann.« D'Artagnan verneigte sich und sagte: »Ich hoffe, Ew. Eminenz wird ihn mir ohne Rückhalt und mit der Überzeugung geben, daß ich seiner würdig bin.«
    »Ihr seid der Würdigste von allen, an die ich mich wende, lieber Freund.« »Jawohl, gnädigster Herr,« versetzte d'Artagnan, »ich bekenne, daß ich schon seit langem auf eine solche Gelegenheit wartete. Sagen Sie mir somit schnell, was Sie mir mitzuteilen haben.« »Lieber Herr d'Artagnan,« erwiderte Mazarin, »Ihr werdet diesen Abend das Wohl des Staates in Euren Händen haben.« Er hielt inne. »Gnädigster Herr, erklären Sie sich, ich erwarte ...« »Die Königin hat beschlossen, mit dem König eine kleine Reife nach Saint-Germain zu machen.« »Ah, ah!« rief d'Artagnan, »die Königin will nämlich Paris verlassen.« »Ihr seht, es ist Frauenlaune.« »Ja, das sehe ich,« erwiderte d'Artagnan. »Deshalb berief sie Euch diesen Morgen und sagte, daß Ihr um fünf Uhr wiederkommen sollet.« »Seid Ihr etwa mit dieser kleinen Reise nicht einverstanden, lieber d'Artagnan?« fragte Mazarin bekümmert. »Ich, gnädiger Herr?« antwortete d'Artagnan, »und warum?« »Weil Ihr die Achseln zuckt.« »Das pflege ich so in Gedanken zu tun, gnädigster Herr.« »Ihr seid also mit dieser Reise einverstanden?« »Ich billige ebensoviel, als ich mißbillige, gnädigster Herr; ich erwarte Ihre Befehle.« »Wohl, Ihr seid es nun, auf den ich mein Augenmerk richtete, daß er den König und die Königin nach Saint-Germain bringe.« »Doppelt schlauer Fuchs,« dachte d'Artagnan. »Ihr seht sonach,« versetzte Mazarin, als er d'Artagnans Gleichgültigkeit sah, »daß das Wohl des Staates in Euren Händen liegt.« »Ja, gnädigster Herr, ich fühle die ganze Verantwortlichkeit eines solchen Befehles.« »Doch nehmt Ihr ihn an?« »Ich nehme ihn an.« »Ihr haltet die Sache für möglich?« »Alles ist möglich.« »Wird man Euch wohl unterwegs angreifen?« »Wahrscheinlich.« »Was wollt Ihr aber in diesem Falle tun?« »Ich will durch die, welche mich angreifen, hindurchschreiten.« »Wenn Ihr aber nicht hindurchkommt?« »Dann desto schlimmer für sie, da ich über sie wegschreiten werde.« »Und werdet Ihr die Königin und den König wohlerhalten nach Saint-Germain bringen?« »Ja.« »Bei Eurem Leben?« »Bei meinem Leben.« »Ihr seid ein Held, mein Lieber,« rief Mazarin und blickte voll Verwunderung auf den Musketier. D'Artagnan lächelte. »Und ich? –« fragte Mazarin nach kurzem Stillschweigen und d'Artagnan fest anblickend. »Wie doch, Sie, gnädigster Herr?«, »Ja, ich, wenn ich abreisen will?« »Das wird viel schwieriger sein.« »Wieso?« »Man kann Ew. Eminenz erkennen.« »Auch unter dieser Verkleidung?« fragte Mazarin. Er hob einen Mantel auf, der einen Lehnstuhl

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