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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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gesonnen, so zu tun.« »Um wieviel Uhr?« »Um zehn Uhr.« »Und wann will die Königin abreisen?« »Um Mitternacht.« »Sonach ist es möglich, ich bringe Sie aus Paris, lasse Sie vor der Barriere, und kehre zurück, um die Königin abzuholen.« »Recht schön, allein wie bringt Ihr mich aus Paris?« »O, in dem müssen Sie mich gewähren lassen.« »Ich gebe Euch alle Vollmacht, und nehmt eine Bedeckung, so stark Ihr sie haben wollet.« D'Artagnan schüttelte den Kopf. »Ich denke aber,« sagte Mazarin, »daß dies das sicherste Mittel wäre.« »Ja, gnädigster Herr, für Sie, allein nicht für die Königin.« Mazarin biß sich in die Lippen und sagte: »Was sollen wir also tun?« »Sie müssen mich gewähren lassen, gnädigster Herr.« ,Hm,« murmelte Mazarin. «Und Sie müssen mir die gänzliche Leitung dieses Unternehmens überlassen.« »Jedoch ...« »Oder dafür einen anderen suchen,« versetzte d'Artagnan und wandte ihm den Rücken zu. »Ha,« murmelte Mazarin. »ich glaube gar, er geht fort samt dem Diamant.« Er rief ihn zurück und sagte mit schmeichelnder Stimme: »Herr d'Artagnan, lieber Herr d'Artagnan!« »Gnädigster Herr?« »Bürgt Ihr mir für alles?« »Ich bürge für nichts, sondern will nur mein möglichstes tun.« »Euer möglichstes?« «Ja.« »Wohlan, so geht, ich will mich auf Euch verlassen.« »Das ist ein großes Glück,« dachte d'Artagnan bei sich. «Ihr werdet also um halb zehn Uhr hier sein?« Werde ich auch Ew. Eminenz bereit finden?« »Allerdings, ganz bereit.« »Somit ist die Sache abgemacht. Wollen mich nun Ew. Eminenz die Königin sehen lassen?« »Wozu?« »Ich wünsche die Befehle Ihrer Majestät aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen.« »Sie beauftragte mich, sie Euch zu geben.« »Sie könnte aber irgendeinen Umstand vergessen haben.« »Besteht Ihr darauf, sie zu sehen?« »Gnädigster Herr, das ist unerläßlich.« Mazarin zögerte ein Weilchen; d'Artagnan blieb in seinem Willen unerschütterlich. »So wollen wir denn gehen,« sprach Mazarin, ich will Euch führen; doch sprecht kein Wort von unserer Unterredung.« »Was wir unter uns gesprochen haben, gnädigster Herr, das betrifft nur uns,« entgegnete d'Artagnan. »Ihr schwöret mir, zu schweigen?« »Gnädigster Herr, ich schwöre nie; ich sage Ja oder ich sage Nein und halte mein Wort, da ich Edelmann bin.« »Wohlan, ich sehe, daß ich mich Euch ohne Vorbehalt anvertrauen muß.« »Glauben Sie mir, gnädigster Herr, das wird am besten sein.« »Kommt!« rief Mazarin.
    Mazarin ließ d'Artagnan in das Betzimmer der Königin treten; fünf Minuten darauf kam die Königin in großem Staate. In diesem Putze schien sie kaum 35 Jahre alt und war noch immer schön. »Ha,« sprach sie huldreich lächelnd, »Ihr seid es, Herr d'Artagnan? Ich danke Euch, daß Ihr darauf bestanden habt, mich zu sehen.« »Ich bitte deshalb Ihre Majestät um Vergebung, allein, ich wollte Ihre Befehle aus Ihrem eigenen Munde empfangen.« »Wißt Ihr, um was es sich handelt?« »Ja, Madame.« »Übernehmt Ihr das Geschäft, welches ich Euch anvertraue?« »Mit Dank.« »Wohl, so seid um Mitternacht hier.« «Ich werde mich einfinden.« »Herr d'Artagnan,« fuhr die Königin fort, »ich kenne Eure Uneigennützigkeit zu sehr, als daß ich in diesem Momente von meiner Erkenntlichkeit sprechen wollte; allein ich schwöre Euch, daß ich diesen zweiten Dienst nicht wie jenen ersten vergessen werde.« »Ihrer Majestät steht es frei, sich zu erinnern oder zu vergessen, ich verstehe also diese Worte nicht.« D'Artagnan verneigte sich. »Geht, mein Herr,« sprach die Königin mit ihrem huldreichsten Lächeln, »geht und kommt um Mitternacht wieder.« Sie entließ ihn mit einem Winke der Hand und d'Artagnan entfernte sich, warf aber im Fortgehen die Augen auf den Türvorhang, durch den die Königin eingetreten war und bemerkte unter der Tapete die Spitze eines Samtschuhes. »Wohl,« dachte er, »Mazarin lauschte, ob ich ihn nicht verriet.« D'Artagnan war aber darum nicht weniger pünktlich bei dem Stelldichein; er trat um halb zehn Uhr in das Vorgemach. Bernouin, der seiner schon harrte, führte ihn ein. Er traf den Kardinal im Kavalieranzuge, der ihm sehr gut stand, da er ihn mit Würde trug, nur sah er blaß aus und bebte.
    »Ganz allein?« fragte Mazarin.
    »Ja, gnädigster Herr.«
    »Wo ist der gute Herr du Ballon?« »Werden wir uns seiner Gesellschaft nicht erfreuen?«
    »Doch, gnädigster Herr, er wartet in seiner Staatskarosse.«
    »Wo?«
    »An

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