Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
Säumnis abreisen; also geht, mein Herr.«
»Noch ein Wort, gnädigster Herr; wenn man dort kämpft, wohin ich reise, soll ich mitkämpfen?«
»Ihr sollet alles das tun, was Euch die Person befiehlt, an die ich Euch schicke,«
»Wohl, gnädigster Herr,« versetzte d'Artagnan und streckte die Hand aus, um einen Beutel in Empfang zu nehmen, »und ich empfehle mich ganz ergebenst.«
Man bekommt Nachrichten über Athos und Aramis
D'Artagnan war geradeswegs nach den Stallungen gegangen. Der Tag brach eben an; er erkannte sein und Porthos' Pferd, die an einer Raufe angebunden waren, doch war die Raufe leer. Da er Mitleid mit diesen armen Tieren hatte, so ging er nach einem Winkel des Stalles, wo er ein bißchen Stroh leuchten sah. Während er dieses mit dem Fuße zusammenschob, stieß er mit dem Stiefel an einen runden Körper, der, sicherlich an einem empfindlichen Teile berührt, einen Schrei ausstieß und sich auf ein Knie, erhob, indem er sich die Augen rieb. Es war Mousqueton, der sich aus Mangel an Stroh das der Pferde zurechtgemacht hatte. »Vorwärts, Mousqueton!« rief d'Artagnan, »vorwärts! auf die Reise! auf die Reise!« Inzwischen kam Porthos nut einer sehr verdrießlichen Miene herbei, und erstaunte höchlich, als er d'Artagnan so ergeben in sein Schicksal und Mousqueton beinahe lustig fand. »Ah,« sprach er, »wir haben also: Ihr Eure Stelle und ich meine Baronie!«
»Wir gehen jetzt und holen uns die Dekrete,« versetzte d'Artagnan,
»und wenn wir zurückkommen, wird sie Herr Mazarin unterschreiben.«
»Wohin gehen wir?« fragte Porthos. »Fürs erste nach Paris,« erwiderte d'Artagnan, »da ich dort einige Angelegenheiten in Ordnung bringen will.«
»Wohlan, nach Paris!« sagte Porthos. Und beide machten sich auf den Weg nach Paris. Als sie bei den Toren ankamen, erstaunten sie, in welch bedrohlicher Lage die Hauptstadt sich befand. Das Volk scharte sich um eine in Stücke gebrochene Kutsche und stieß Verwünschungen aus, indes die Personen, welche entfliehen wollten, nämlich ein Greis und zwei Frauen, Gefangene waren. Als aber d'Artagnan und Porthos Einlaß verlangten, erzeigte man ihnen jede Art von Schmeichelei. Man hielt sie für Abtrünnige der königlichen Partei und wollte sie an sich fesseln. »Was macht der König?« fragte man sie. »Er schläft.«
»Und die Spanierin?«
»Sie träumt.«
»Und der Italiener?«
»Er wacht. Haltet Euch somit fest; wenn sie fortgegangen sind, so taten sie es gewiß aus Gründen. Und da Ihr zuletzt doch die Stärkeren seid,« fuhr d'Artagnan fort, »so vergreift Euch nicht an Weibern und Greisen; lasset die Frauen gehen und haltet Euch an die wirklichen Ursachen.« Das Volk nahm diese Worte freudig auf und ließ die Damen los, welche d'Artagnan mit einem sprechenden Blicke dankten. »Nun vorwärts!« rief d'Artagnan. Sie setzten ihren Weg fort, ritten durch die Barrikaden, sprengten über die Ketten, stets drängend und gedrängt, fragend und befragt. Auf dem Platze vor dem Palais-Royal sah d'Artagnan, wie eben ein Sergeant fünf- bis sechshundert Bürger in den Waffen übte. Das war Planchet, der zu Frommen der Stadtmiliz seine Erinnerungen aus dem Regimente von Piemont nützte. Als er vor d'Artagnan vorbeischritt, erkannte er seinen vormaligen Herrn. »Guten Tag, Herr d'Artagnan!« rief Planchet mit stolzer Miene.
»Guten Tag, Herr Dulaurier!« erwiderte d'Artagnan. Planchet hielt plötzlich an und heftet große, erstaunte Augen auf d'Artagnan; das erste Glied blieb gleichfalls stehen, als es seinen Führer anhalten sah, und so machten es dann alle bis zum letzten. »Das sind doch höchst lächerliche Leute,« sprach d'Artagnan zu Porthos und ritt weiter. Fünf Minuten darauf stiegen sie ab bei dem Gasthause de la Chevrette. Die schöne Magdalena eilte d'Artagnan entgegen. »Liebe Madame Turquaine,« sprach d'Artagnan, »wenn Ihr Geld habt, so vergrabt es schnell; wenn Ihr Kostbarkeiten habt, so versteckt sie geschwind; wenn Ihr Schuldner habt, so drängt sie zur Zahlung, und wenn Ihr Gläubiger habt, so befriedigt sie nicht.«
»Weshalb?« fragte Magdalena.
»Weil Paris nicht mehr und nicht weniger als Babylon, von dem Ihr gewiß schon reden hörtet, in Asche wird verwandelt werden.«
»Und Ihr verlasset mich in einem solchen Augenblicke?«
»In diesem Augenblicke selbst,« entgegnete d´Artagnan.
»Wohin reiset Ihr?«
»O, wenn Ihr mir das zu sagen wüßtet, würdet Ihr mir einen wahrhaften Dienst erweisen.«
»O mein Gott, mein
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