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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sah er so ziemlich aus wie ein Zuckerhändler, der sich in Ruhestand versetzt hat. »Nun lasset uns zur Hauptsache schreiten,« sprach d'Artagnan, »und uns die Haare abschneiden, damit uns der Pöbel nicht verspotte. Weil wir keine Edelleute mehr sind durch das Schwert, so lasset uns Puritaner sein durch die Frisur. Das ist der wichtigste Punkt, wie Ihr wißt, der den Covenanter vom Edelmann unterscheidet.« Bei diesem hochwichtigen Punkte fand d'Artagnan, daß Aramis sehr widerspenstig war; er wollte durchaus sein Haar behalten, welches sehr schön war und worauf er alle Sorgfalt verwendete, so daß ihn Athos, dem alles gleichgültig war, hierzu das Beispiel geben mußte. Porthos überantwortete ohne Widerrede seinen Kopf Mousqueton, der ihm sein dickes starkes Haar mit voller Schere stutzte; d'Artagnan schnitt sich selbst einen Phantasiekopf, bei einer Denkmünze aus der Zeit Franz' I. oder Karls IX. so ziemlich ähnlich war.
    Die vier Freunde hatten sich noch nicht seit zwei Stunden unter die Volksmenge gemischt, als ein großes Geschrei und eine ungestüme Bewegung die Ankunft des Königs verkündeten. Man hatte ihm eine Kutsche entgegengeschickt, und der riesige Porthos, der mit seinem Kopfe die Köpfe aller anderen überragte, meldete von ferne schon, er sehe die königliche Kutsche herankommen; d'Artagnan stellte sich auf die Fußspitzen, indes Athos und Aramis lauschten, da sie die allgemeine Stimmung zu erforschen suchten; sie erkannten Harrison an dem einen und Mordaunt an dem andern Schlage des Wagens. Das Volk aber, dessen Stimmung Athos und Aramis prüften, drückte sich mit großem Unwillen aus. Athos kehrte verzweiflungsvoll zurück. Als er am folgenden Morgen durch sein Fenster sah, welches auf einen sehr bevölkerten Teil der City ging, so hörte er eben die Parlamentsbill ausrufen, welche den Exkönig Karl I. des Verrats und Mißbrauchs der Gewalt beschuldigte und vor den Richterstuhl berief. D'Artagnan befand sich bei ihm, Aramis war in eine Landkarte und Porthos in die letzten Genüsse eines kräftigen Frühstückes vertieft.
    »Das Parlament?« rief Athos; »unmöglich konnte das Parlament eine solche Bill erlassen.« »Hört,« sprach d'Artagnan, »ich verstehe wenig englisch, da aber das Englische nur ein schlecht ausgesprochenes Französisch ist, so hört, was ich verstehe: Parliaments bill , und das will sagen: Parlamentsbill, oder Gott soll mich verdammen, wie man hier spricht.« In diesem Momente trat der Wirt ein. Athos winkte, zu ihm zu kommen. »Hat wirklich das Parlament diese Bill erlassen?« fragte Athos auf englisch. »Ja, Mylord, das reine Parlament.« »Wie, das reine Parlament? gibt es also zwei Parlamente?« »Mein Freund,« fiel d'Artagnan ein, »da ich nicht englisch kann, während wir aber alle spanisch sprechen, so erweiset mit den Gefallen und teilt Euch in dieser Sprache mit, welche die Eurige ist, und die Ihr folglich mit Vergnügen reden müßt, wenn sich Gelegenheit trifft.« »Ah, schön!« rief Aramis. Porthos hatte, wie schon bemerkt, seine ganze Aufmerksamkeit auf eine Rippe gerichtet, und sich damit beschäftigt, sie von ihrer fleischigen Hülle loszumachen. »Sie fragten also?« sprach der Wirt auf spanisch. »Ich habe gefragt,« entgegnete Athos in derselben Sprache, »ob es denn zwei Parlamente gebe, ein reines und ein unreines?« »O, wie seltsam das ist!« rief Porthos, während er langsam den Kopf erhob und seine Freunde erstaunt anblickte, »jetzt verstehe ich also englisch, da ich verstehe, was Ihr redet.« »Nun, weil wir spanisch reden, Freund,« erwiderte Athos mit seiner gewöhnlichen Kaltblütigkeit. »Ha, zum Teufel!« rief Porthos, »das ist mir leid das hätte für mich eine Sprache mehr ausgemacht.« »Sennor,« fing der Wirt wieder an, »wenn ich sage, das reine Parlament, so nenne ich dasjenige, welches der Oberst Bridge gereinigt hat.« »Ach, wirklich!« versetzte d'Artagnan, »Die Leute sind hier ungemein erfinderisch, und bei meiner Zurückkunft nach Frankreich muß ich dieses Mittel dem Herrn von Mazarin und dem Herrn Koadjutor mitteilen. Der eine wird im Namen des Hofes, der andere im Namen des Volkes reinigen, so daß es gar kein Parlament geben wird.« »Wer ist denn der Oberst Bridge?« fragte Aramis, »und wie hat er es angefangen, daß er das Parlament reinigte?« »Der Oberst Bridge,« entgegnete der Spanier, »war einst Kärrner, ein Mann von Kopf, der, während er seinen Karren führte, die Bemerkung gemacht hat, daß es, wenn ein

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