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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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fünfzig Pistolen, die er tags vorher gewonnen, wieder verloren hatte, und dazu auch noch dreißig eigene, war sehr übler Laune, und stieß mit dem Knie an d'Artagnan, als wollte er fragen, ob es noch nicht Zeit wäre, ein anderes Spiel anzufangen; auch Athos und Aramis blickten ihn von Zeit zu Zeit mit forschenden Augen an, allein d'Artagnan verhielt sich leidenschaftslos. Es schlug zehn Uhr: man hörte die Runde vorüberziehen. »Wie viele solche Runden macht Ihr?« fragte d'Artagnan, während er neue Pistolen aus seiner Tasche hervorholte. »Fünf,« antwortete Groslow, «alle zwei Stunden eine.« »Gut,« entgegnete d'Artagnan, »das ist vorsichtig.« Jetzt warf er auch Athos und Aramis einen Blick zu. Man hörte die Tritte der Runde sich entfernen. D'Artagnan gab auf Porthos Kniestöße zum erstenmal Antwort durch einen gleichen Stoß. Angezogen von dem Reize des Spieles und durch den Anblick des Goldes, der bei allen Menschen so mächtig wirkt, hatten sich inzwischen die Soldaten, die den Befehl hatten, im Zimmer des Königs zu bleiben, nach und nach der Tür genähert, sich auf die Zehen gestellt, um über d'Artagnans und Porthos' Schultern wegzusehen, auch die von der Türe näherten sich, und unterstützten solcherart die geheimen Wünsche der vier Freunde, die sie lieber alle bei der Hand sahen, als genötigt zu werden, sie in allen vier Winkeln des Zimmers aufsuchen. Die zwei Schildwachen an der Türe hatten ihre Schwerter noch immer entblößt, nur stützten sie dieselben auf die Spitze und sahen den Spielern zu. Athos schien stets ruhiger zu werden, je näher der Moment rückte; seine weißen aristokratischen Hände spielten mit Louisdors, und bogen sie mit ebensoviel Leichtigkeit hin und her, als ob das Gold Zinn wäre; Aramis war weniger Herr über sich selbst, und griff beständig in seinen Busen. Porthos war unmutig, daß er stets verlor, und stieß ungestüm mit dem Knie. D'Artagnan wandte sich um, blickte maschinenartig hinter sich und bemerkte, wie Parry zwischen zwei Soldaten und Karl stand, der, auf seinen Ellbogen gestützt, mit gefalteten Händen ein inbrünstiges Gebet an Gott zu richten schien. D'Artagnan erkannte, der Moment sei gekommen, jeder befinde sich auf seinem Posten, und erwarte nur noch das verabredete Signal, nämlich das Wort: Endlich. Er warf Athos und Aramis einen vorbereitenden Blick zu, und beide rückten leise ihren Stuhl zurück, um die Hand frei bewegen zu können. Er versetzte Porthos mit dem Knie einen zweiten Stoß, und dieser stand auf, als wollte er seine Beine ausstrecken, nur versicherte er sich während dieser Bewegung, daß sein Schwert leicht aus der Scheide gehe.
    »Potz Element,« rief d'Artagnan, »abermals zwanzig Pistolen verloren! In Wahrheit, Kapitän Groslow; Euer Glück ist zu groß, es kann nicht so anhalten.« Damit holte er zwanzig andere Pistolen aus der Tasche. »Einen letzten Versuch, Kapitän, diese zwanzig Pistolen auf einen Wurf, auf einen einzigen, auf den letzten.« »Es gilt, zwanzig Pistolen!« rief Groslow. Und wie es üblich war, schlug er zwei Karten um, für d'Artagnan einen König und für sich ein As. »Ein König,« rief d'Artagnan; »die Vorbedeutung ist gut. Meister Groslow,« fuhr er fort, »habt acht auf den König.« In d'Artagnans Stimme lag, ungeachtet seiner Selbstbeherrschung, ein so seltsamer Ton, daß sein Mitspieler darob erbebte. Groslow schlug die Karten weiter um; kam zuerst ein As, so hatte er gewonnen, kam ein König, so hatte er verloren. Er schlug einen König um. »Endlich!« rief d'Artagnan. Bei diesem Worte erhoben sich Athos und Aramis. Porthos trat nur einen Schritt zurück. Dolche und Schwerter standen im Begriffe zu blitzen – da ging plötzlich die Türe auf und Harvison trat mit einem Manne ein, der in einen Mantel gehüllt war. Hinten diesem Manne sah man die Gewehre von fünf bis sechs Soldaten funkeln; Groslow war beschämt, daß man ihn unter Wein, Karten und Würfeln überraschte, und stand hastig auf. Doch Harvison achtete nicht auf ihn, er trat, von seinem Begleiter gefolgt, in das Zimmer des Königs und sprach: »Karl Stuart, eben erhalte ich Befehl, Euch nach London zu führen, ohne bei Tag oder bei Nacht anzuhalten. Macht Euch also auf der Stelle zum Aufbruche bereit »Von wem geht dieser Befehl aus?« »Von dem General Oliver Cromwell.« »Ja,« sprach Harvison, »und hier ist Herr Mordaunt, der ihn eben selbst überbringt und beauftragt ist, ihn vollziehen zu lassen.« »Mordaunt,« murmelten

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