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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Stein auf seinem Wege lag, viel kürzer sei, den Stein wegzunehmen, als zu versuchen, das Rad darüberrollen zu lassen. Da haben ihn aber aus den zweihundertundeinundfünfzig Mitgliedern, die das Parlament ausmachten, hunderteinundneunzig gehindert, indem sie seinen politischen Karren hätten umstürzen können. Er nahm sie so wie ehemals die Steine, und warf sie aus dem Parlamentssaale.« »Das ist hübsch,« rief d'Artagnan, welcher, wie er selbst ein Mann von Geist war, überall den Geist schätzte, wo er ihn antraf. »Und waren alle diese Vertriebenen Stuarts Anhänger?« fragte Athos. »Zweifelsohne, Sennor, und Sie werden begreifen, daß sie den König würden gerettet haben.« »Bei Gott!« sprach Porthos majestätisch, »da sie die Majorität bildeten.«
    »Und glaubt Ihr,« fragte Aramis, »er wird vor einem solchen Gerichtshöfe erscheinen wollen?« »Das wird er wohl müssen,« erwiderte der Spanier: »versuchte er es, sich zu weigern, so würde ihn das Volk dazu nötigen.« »Dank, Meister Perez,« sagte Athos; »nun bin ich hinlänglich unterrichtet.« »Fangt Ihr doch endlich an zu glauben, Athos, daß die Sache verloren ist?« sprach d'Artagnan, »und daß wir mit den Harrisons, Joyces, Bridges und Cromwells nie auf gleicher Höhe stehen werden?« »Der König wird frei werden vor dem Gerichtshof,« sagte Athos, »eben das Stillschweigen seiner Parteigänger zeigt ein Komplott an.« D'Artagnan zuckte die Achseln. »Wenn sie aber ihren König zu verurteilen wagen,« sprach Aramis, »so werden sie ihn zur Verbannung oder zum Kerker verurteilen, das ist alles.« D'Artagnan pfiff ungläubig seine kleine Arie. »Das werden wir schon sehen,« sagte Athos, »denn wie ich voraussetze, werden wir den Sitzungen beiwohnen.« »Da werden Sie nicht lange warten dürfen,« bemerkte der Wirt, »denn sie nehmen morgen schon den Anfang.« »Ah!« rief Athos; »sonach war der Prozeß schon eingeleitet, ehe man noch den König gefangen hatte?« »Man hat ihn ohne Zweifel an dem Tage begonnen, wo er erkauft worden ist.« sagte d'Artagnan. »Ihr wißt wohl,« versetzte Aramis, »es war unser Freund Modaunt, welcher den Handel, wo nicht abgeschlossen, doch wenigstens eingeleitet hat.« »Ihr wißt,« sprach d'Artagnan, »daß ich diesen Herrn Mordaunt umbringe, wo er mir immer in die Hände fallen mag.« »Ei pfui, solch einen Nichtswürdigen!« rief Athos. »O, eben deshalb bringe ich ihn um, weil er ein Nichtswürdiger ist,« entgegnete d'Artagnan. »O, lieber Freund, ich befolge Euren Willen stets derart, daß Ihr auch gegen den meinigen nachsichtig sein könnt; übrigens mag Euch das für diesmal gefallen oder nicht gefallen, ich erkläre Euch, daß dieser Mordaunt nur durch mich sterben werde.«

Der Prozeß
    Am folgenden Tage führte eine zahlreiche Wache Karl I. vor den Gerichtshof, der ihn aburteilen sollte. Die Volksmenge drängte sich in den Straßen und benachbarten Häusern des Palastes; sonach wurden die vier Freunde auch schon bei ihren ersten Schritten von dem unübersteiglichen Hindernis dieser lebendigen Mauer aufgehalten; einige kräftige und streitsüchtige Männer aus dem Volke stießen Aramis so ungestüm zurück, daß Porthos seine furchtbare Faust erhob und sie auf das mehlbestäubte Gesicht eines Bäckers niederfallen ließ, welches, wie eine reife zerquetschte Traube, sogleich die Farbe änderte und sich mit Blut bedeckte. Der Vorfall erregte großes Aufsehen; drei Männer wollten auf Porthos losstürzen, allein Athos schaffte einen davon zur Seite, d'Artagnan den zweiten, und Porthos schleuderte den dritten über seinen Kopf weg. Einige Engländer, welche den Faustkampf liebten, würdigten die schnelle und leichte Art, mit der er diesen Streich ausgeführt hatte, und klatschten ihm Beifall zu. Es fehlte somit nicht wenig, so wären Porthos und seine Freunde, statt totgeschlagen zu werden, wie sie fürchteten, im Triumphe weggetragen worden, doch gelang es unseren vier Freunden, die sich vor allem scheuten, was sie zur Schau stellen konnte, sich diesem Triumphe zu entziehen. Durch diese herkulische Tat gewannen sie aber das, daß sich das Gedränge vor ihnen öffnete und daß sie zu dem Resultate gelangten, welches ihnen kurz zuvor unmöglich geschienen hatte, daß sie nämlich zu dem Palaste vordrangen. Ganz London drängte sich zu den Türen der Tribünen; als es nun den vier Freunden gelungen war, eine derselben zu erreichen, sahen sie die drei ersten Bänke schon besetzt. Das war nur ein halbes

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