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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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noch Zöllner sehe.«
    »Nun, so klagt,« erwiderte Porthos, »aber es geht alles vortrefflich.«
    »Es geht alles nur zu gut, Porthos, und am Ende wie Gott will.«
    Als das Brett zurückgezogen war, setzte sich der Patron an das Steuer und winkte einem seiner Matrosen, der mit einer Rudergabel zu manövrieren anfing, um aus dem Labyrinthe zu kommen, in dessen Mitte die Barke lag. Der andere Matrose stand bereits am Backbord mit dem Ruder in den Händen. Als man die Ruder in Anwendung bringen konnte, gesellte sich sein Kamerad zu ihm, und die Barke glitt rascher von hinnen. »Endlich werden wir flott!« rief Porthos.
    »Leider reisen wir allein ab,« versetzte der Graf de la Fère.
    »Ja, doch reisen wir alle vier und ohne Wunde; das ist ein Trost.«
    »Wir sind noch nicht angekommen,« versetzte d'Artagnan; »man habe acht vor den Begegnungen.«
    »O, mein Lieber,« sprach Porthos, «Ihr seid wie die Raben, da Ihr immer Unglück kreischet. Was kann uns denn begegnen in dieser finstern Nacht, wo man nicht zwanzig Schritte weit sieht?«
    »Ja, doch morgen früh?« entgegnete d'Artagnan.
    »Morgen früh sind wir in Boulogne.«
    »Ich wünsche das von ganzem Herzen und bekenne meine Schwäche,« sprach der Gascogner. »Hört, Athos, Ihr werdet lachen, allein solange wir auf Schußweite vom Damme oder von den davorliegenden Schiffen entfernt waren, war ich auf ein entsetzliches Gewehrfeuer gefaßt, das uns alle zerschmettern sollte.«
    »Das war unmöglich,« erwiderte Porthos mit seinem derben, gesunden Verstande, »da man zugleich auch den Patron und die Matrosen totgeschossen hätte.«
    »Bah, das wäre etwas Hübsches für Herrn Mordaunt; glaubt Ihr denn, er würde sich darum kümmern?«
    »Mich freut es am Ende recht sehr,« sagte Porthos, »wenn d'Artagnan eingesteht, daß er Furcht hatte.«
    »Ich gestehe es nicht bloß ein, sondern rühme mich dessen. Ich bin kein Rhinozeros, wie Ihr. – Oh, was ist denn das?«
    »Der ›Blitz‹,« entgegnete der Patron.
    »Sind wir also angelangt?« fragte Athos auf englisch.
    »Wir kommen eben an,« erwiderte der Kapitän. Man befand sich in der Tat nach drei Ruderschlägen Bord an Bord mit dem kleinen Schiffe. Der Matrose harrte, die Leiter war in Bereitschaft, er hatte die Barke erkannt. Athos stieg zuerst hinauf mit seiner ganzen seemännischen Gewandtheit; Aramis mit der Gewohnheit, die er sich seit langem eigen gemacht, mittels Strickleiter und anderer mehr oder weniger sinnreicher Mittel verbotene Räume zu überschreiten; d'Artagnan wie ein Gemsjäger; Porthos mit jener Kraftanwendung, die bei ihm alles ersetzte. Die Diener folgten. Der Kapitän führte seine Passagiere nach der für sie eingerichteten Kajüte, welche sie, da sie nur ein einziges Zimmer war, gemeinschaftlich bewohnen mußten, dann versuchte er es, sich unter dem Vorwande zu entfernen, daß er einige Aufträge zu erteilen habe.
    »Einen Augenblick,« sprach d'Artagnan, »wieviel Mann habt Ihr an Bord, Patron?«
    »Ich verstehe nicht,« sagte dieser auf englisch. »Athos, frage ihn das in seiner Sprache.«
    Athos stellte die von d'Artagnan gewünschte Frage. »Drei,« erwiderte Groslow; »ohne mich zu rechnen, wohlverstanden.« D'Artagnan verstand, da der Patron bei seiner Antwort drei Finger erhoben hatte.
    »O,« versetzte d'Artagnan, »ich werde schon wieder ruhiger. Gleichviel, ich will, während Ihr Euch einrichtet, einen Gang durch das Schiff tun.«
    »Und ich,« entgegnete Porthos, »ich will mich mit dem Abendessen befassen.«
    »Dieses Projekt ist schön und großartig, Porthos, führet es aus. Ihr, Athos, leihet mir Grimaud, der in Gesellschaft seines Freundes Parry ein bißchen englisch gelernt hat; er soll mir als Dolmetsch dienen.«
    »Geh, Grimaud,« sagte Athos. Eine Laterne brannte auf dem Verdecke. D'Artagnan hob sie mit der einen Hand auf, nahm mit der anderen eine Pistole und sprach zu dem Patron: »Come!« Das war nebst Goddam alles, was er von der englischen Sprache wußte. D'Artagnan kam zu der Luke und stieg hinab in das Zwischendeck. –
    »O,« rief d'Artagnan, während er mit seiner Laterne über die Lukentreppe hinabging und weit vor sich hin leuchtete, »was gibt es da für Fässer? man könnte das für die Höhle Ali-Babas halten!«
    »Was sagt Ihr da?« fragte der Kapitän auf englisch, D'Artagnan verstand ihn am Ton der Stimme, und entgegnete, indem er die Laterne auf ein Gebinde hinstellte:
    »Ich möchte wissen, was in diesen Fässern ist.« Der Patron war schon im

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