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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Athos, »seht, das ist so klar wie der Tag. Wiewohl d'Artagnan verfolgt war, so wird er hier doch fünf Minuten angehalten haben; das beweist übrigens, daß man ihm nicht sehr nahe folgte, und vielleicht gelang es ihm, zu entrinnen.«
    Aramis schüttelte den Kopf und sagte: »Wäre er entronnen, so hätten wir ihn wiedergesehen oder wenigstens von ihm sprechen gehört.«
    »Ihr habt recht, Aramis; setzen wir unsern Weg fort.«
    Es wäre unmöglich, die Unruhe und Ungeduld der beiden Freunde zu schildern, Athos' liebevolles und freundschaftliches Herz war beunruhigt und Aramis' reizbarer und leicht schwindelnder Kopf war voll Ungeduld. Sie sprengten somit zwei bis drei Stunden weit so rasend wie die zwei Reiter an der Mauer. Auf einmal sahen sie in einem engen, von zwei Hügeln eingeschlossenen Hohlweg die Straße durch einen ungeheuren Felsblock halb versperrt. Sein ursprünglicher Platz war an einer Seite des Abhangs angedeutet, und die Art Nische, welche er infolge des Ausbrechens zurückließ, zeigte an, daß er nicht von selbst herabrollen konnte, während wieder seine Schwere bewies, daß es, um ihn in Bewegung zu setzen, des Armes eines Enceladus oder Briareus bedurft hätte. Aramis hielt an. »O,« rief er, während er den Stein betrachtete, »an dieser Arbeit war Ajax Telamonius oder Porthos. Laßt uns doch absteigen, Herr Graf, und dieses Felsenstück untersuchen.« Beide stiegen ab; der Stein wurde augenfällig zu dem Ende herabgewälzt, um Reitern den Durchgang zu verrammeln. Er war somit anfangs quer über den Weg gelegt worden, denn stießen die Reiter auf dieses Hindernis, stiegen sie ab und wälzten es bei Seite. Die zwei Freunde untersuchten jenen Stein nach allen seinen beleuchteten Seiten, er bot nichts Auffallendes dar. Sie riefen nun Blaisois und Grimaud herbei. Zu Vier gelang es ihnen, den Fels umzuwenden. Auf der Seite, welche den Boden berührt hatte, stand geschrieben: »Acht Chevauxlegers setzen uns nach. Gelangen wir bis Compiegne, so kehren wir im »gekrönten Pfau« ein, da der Wirt zu unsern Freunden gehört.«
    »Das lautet bestimmt,« sprach Athos, »und wir werden in dem einen wie in dem andern Falle erfahren, woran wir uns zu halten haben. Laßt uns somit zum »gekrönten Pfau« aufbrechen.«
    »Ja,« entgegnete Aramis; »bevor wir aber abreiten, laßt unsere Pferde ein bißchen ausruhen, da sie wirklich fast erschöpft sind.« Aramis sprach wahr. Man kehrte in der nächsten Schenke ein und gab jedem Pferde ein doppeltes Maß von Hafer in Wein getränkt, gönnte ihnen drei Stunden Rast und brach dann wieder auf. Selbst die Männer waren erschöpft, doch hielt sie die Hoffnung aufrecht. Sechs Stunden darauf kamen Athos und Aramis nach Compiegne und fragten nach dem »gekrönten Pfau«. Man zeigte ihnen ein Schild, das den Gott Pan mit einer Krone auf dem Haupte darstellte. Die zwei Freunde stiegen ab, ohne bei dem Schilde zu verweilen, das Aramis zu einer andern Zeit derb getadelt hätte. Sie fanden in dem Gastwirte einen wackeren Mann, kahlköpfig und dickleibig wie ein chinesischer Magot, und fragten, ob er nicht vor kürzerer oder längerer Zeit zwei Kavaliere beherbergt, welche von Chevauxlegers verfolgt worden wären. Der Wirt holte, ohne zu antworten, aus einer Kiste eine Degenklinge hervor und sagte: »Kennen Sie das?« Athos warf nur einen Blick auf die Klinge und sprach: »Das ist d'Artagnan's Schwert.«
    »Des großen oder des kleinen?« fragte der Wirt. »Des kleinen,« erwiderte Athos.
    »Ich sehe, Sie sind Freunde dieser Herren.«
    »Nun, was ist ihnen denn begegnet?«
    »Sie kamen mit ganz erschöpften Pferden in meinem Hofraum an, und ehe sie noch Zeit hatten, das Tor abzusperren, sprengten acht Chevauxlegers, die sie verfolgten, hinter ihnen heran.«
    »Acht!« rief Aramis; »es wundert mich sehr, daß sich zwei so Tapfere, wie d'Artagnan und Porthos, von acht Mann gefangen nehmen ließen.«
    »Allerdings, mein Herr, und die acht Mann würden nichts ausgerichtet haben, hätten sie nicht an zwanzig Mann des königlichen italienischen Regiments, welches in dieser Stadt in Besatzung lag, herbeigerufen, wonach Ihre zwei Freunde buchstäblich durch die Zahl überwältigt wurden.«
    »Gefangen genommen!« rief Athos, »und weiß man warum?«
    »Nein, gnädiger Herr, man führte sie allsogleich hinweg, so daß sie nicht Zeit hatten, mir etwas zu sagen, nur fand ich, als sie schon fort waren, dieses Stück Schwert auf dem Schlachtfelde, wo ich zwei Tote und fünf bis sechs

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