Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
Vom Netzwerk:
»steigt hinauf, und macht schnell.« Athos wurde von Porthos unterstützt, der ihn wie eine Feder aufhob, und erreichte die Höhe der Mauer. »Jetzt springt, Athos.« Athos sprang und verschwand auf der andern Seite der Mauer. »Seid Ihr auf dem Boden?« fragte d'Artagnan. »Ja.« »Unversehrt?« »Ganz wohlbehalten« »Porthos, habt Acht aus den Herrn Kardinal, indes ich hinaufsteigen werde – nein, ich brauche Eure Hilfe nicht, ich werde ganz allein hinaufklettern. Habt nur Acht auf den Kardinal.« »Ich achte auf ihn, erwiderte Porthos; »nun?« »Ihr habt doch Recht, es ist schwerer, als ich dachte; leiht mir Euren Rücken, lasset aber den Herrn Kardinal nicht los.« »Ich lasse ihn nicht los.« Porthos bot d'Artagnan seinen Rücken, und dieser saß mittels dieser Stütze im Nu auf der Höhe der Mauer. Mazarin tat, als ob er lachte. »Seid Ihr oben?« fragte Porthos. »Ja, mein Freund, und nun – –« »Nun – was?« »Nun reicht mir den Herrn Kardinal, und wenn er den geringsten Schrei ausstößt, so erwürget ihn.« Mazarin wollte schreien, allein Porthos umklammerte ihn mit seinen zwei Händen, und hob ihn hinauf bis zu d'Artagnan, der ihn am Kragen anfaßte und neben sich setzte. Dann sprach er in einem bedrohlichen Tone: »Mein Herr, springen Sie sogleich zu Herrn de la Fère hinab, oder ich töte Sie, auf Edelmannswort.« »Mein Herr, mein Herr.« stammelte Mazarin, »Ihr brecht Euer Wort.« »Ich?« »Wo habe ich etwas versprochen, gnädiger Herr?« Mazarin brach in ein Stöhnen aus und sagte: »Ihr seid frei durch mich, Eure Freiheit war mein Lösegeld,« »Allerdings, allein das Lösegeld jenes unermeßlichen in der Orangerie verborgenen Schatzes, zu dem man hinabgelangt. wenn man eine geheime Feder in der Mauer drückt, durch die sich ein Kasten dreht, der im drehen eine Treppe zeigt – sollen wir davon nicht auch ein bißchen reden –? sagen Sie an, gnädigster Herr!« »Gott.« rief Mazarin fast erstickt und die Hände faltend. »Gott, ich bin ein verlorener Mann!« Ohne daß sich aber d'Artagnan an sein Wehklagen kehrte, faßte er ihn unter dem Arme, und ließ ihn sanft hinabgleiten in Athos Arme, der unten an der Mauer gewartet hatte, hierauf wandte sich d'Artagnan zu Porthos und sagte: »Ergreift meine Hand, ich halte mich an der Mauer fest.« Porthos gab sich einen Schwung, daß die Mauer zitterte und gelangte gleichfalls auf die Höhe. »Ich hatte Euch nicht recht begriffen,« sprach er, »allein jetzt begreife ich, das ist sehr unterhaltend.« »Findet Ihr das?« fragte d'Artagnan. »Desto besser. Doch damit es bis ans Ende unterhaltend bleibe, laßt uns keine Zeit verlieren.« Er sprang von der Mauer hinab. Porthos tat desgleichen. »Meine Herren,« sagte d'Artagnan, »begleitet den Herrn Kardinal, ich will das Terrain untersuchen.« Der Gascogner zog sein Schwert und schritt voran. »Nach welcher Richtung müssen wir gehen, gnädiger Herr,« sprach er, »um zur Heerstraße zu gelangen? Überlegen Sie wohl, ehe Sie antworten, denn wenn sich Ew. Eminenz irrte, so könnte das nicht bloß für uns, sondern auch noch für Sie ernste Unannehmlichkeiten haben.« »Geht längs der Mauer fort, mein Herr,« entgegnete Mazarin, »da lauft Ihr nicht Gefahr, Euch zu verirren.« Die drei Freunde verdoppelten ihre Schritte; allein schon nach einer kurzen Strecke mußten sie ihren Gang mäßigen, da ihnen der Kardinal bei all' seinem guten Willen doch nicht zu folgen vermochte.
    Auf einmal stieß d'Artagnan an etwas warmes, das sich bewegte. »Ha, ein Pferd,« rief er; »meine Herren, ich habe ein Pferd gefunden!« »Ich gleichfalls,« versetzte Athos. »Und auch ich,« sprach Porthos, welcher, getreu seiner Ordre, den Kardinal noch immer am Arme hielt. »Ha, das nenne ich einen Glücksfall!« sagte d'Artagnan, »gerade in dem Augenblicke, wo sich Ew. Eminenz beklagte, zu Fuße gehen zu müssen ...« Allein in dem Momente, wo er dies sprach, senkte sich ein Pistolenlauf nach seiner Brust herab, und er hörte ernst die Worte rufen: »Nichts angerührt!« »Grimaud,« rief er aus, »Grimaud, was tust Du hier? schickt Dich etwa der Himmel hieher?« »Nein, gnädiger Herr.« antwortete der biedere Diener, »sondern Herr Aramis, der mir die Pferde zu hüten befahl.« »Ist also Aramis hier?« »Ja, gnädiger Herr, seit gestern.« »Und was tut Ihr?« »Wir haben Acht.« »Was, Aramis ist hier?« wiederholte Athos. »Sein Posten war dort an der kleinen Pforte des Schlosses.« »Seid Ihr also zahlreich?«

Weitere Kostenlose Bücher