Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
sehen, wie billig wir in Hinsicht der Bedingnisse sind.« »Sagt also, worin Eure Bedingnisse bestehen.« »Ruhen Sie fürs erste aus, gnädigster Herr, dann wollen wir darüber nachdenken.« »Ich brauche mich nicht auszuruhen, meine Herren, ich brauche nur zu wissen, ob ich in den Händen von Freunden oder Feinden bin.« »Unter Freunden, gnädigster Herr, unter Freunden.« »Nun denn, so sagt mir auf der Stelle, was Ihr wollet, auf daß ich sehe, ob wir einen Vergleich schließen können. Redet, Herr Graf de la Fère.« »Gnädiger Herr,« entgegnete Athos, »für mich habe ich nichts zu fordern, aber viel für Frankreich. Sonach begebe ich mit meiner Stimme, und überlasse dem Herrn Chevalier d'Herblay das Wort.« Athos verneigte sich, trat einen Schritt zurück und blieb als bloßer Zuseher bei der Unterhandlung am Kamin stehen.
»Redet also, Herr Chevalier d'Herblay,« sprach der Kardinal. »Was verlangt Ihr? Keine Umwege, keine Zweideutigkeit. Fasset Euch klar, kurz und bestimmt.« »Ja, gnädiger Herr, ich will offenes Spiel spielen.« »Eröffnet also Euer Spiel.« »Ich trage das Programm der Bedingnisse in meiner Tasche, welche Ihnen vorgestern die Deputation, zu der ich gehörte, in Saint-Germain auferlegt hat. Halten wir fürs erste die alten Rechte in Ehren; die Forderungen in diesem Programm werden zugestanden werden.« »Wir waren über diese hier fast einverstanden,« sagte Mazarin, »gehen wir also zu den Privat-Bedingnissen über.« »Sie glauben somit, es werde deren geben?« fragte Aramis. »Ich denke, daß Ihr nicht alle so uneigennützig sein werdet, wie der Herr Graf de la Fère,« sagte Mazarin, während er sich zu Athos wandte und sich vor ihm verbeugte. »Was verlangt Ihr also, mein Herr, außer den allgemeinen Bedingnissen, auf welche wir zurückkommen werden?« »Ich verlange, gnädigster Herr, daß man der Frau von Longoueville die Normandie nebst gänzlicher Lossprechung und 500 000 Livres gebe. Ich verlange, daß Se. Majestät der König geruhe, der Pate des Sohnes zu sein, von dem sie genesen ist, und dann, daß der gnädige Herr nach Verrichtung der Taufe abgehe, um unserem heiligen Vater, dem Papste, seine Huldigung darzubringen.« »Das will sagen: ich soll mein Amt als Minister niederlegen, Frankreich verlassen und mich verbannen?« Mazarin machte ein verdrießliches Gesicht, das sich nicht beschreiben läßt. «Und was verlangt Ihr» mein Herr?« fragte er d'Artagnan. «Ich, gnädigster Herr,» antwortete der Gascogner, »ich bin durchaus derselben Ansicht wie der Herr Chevalier d'Herblay, nur weiche ich in bezug auf den letzten Artikel ganz von ihm ab. Weit entfernt, daß ich wünschte, der gnädige Herr sollte Frankreich verlassen, will ich vielmehr, daß Sie in Paris bleiben und zwar als erster Minister, da Ew. Eminenz ein starker Politiker ist. Ich will sogar, so viel ich vermag, trachten, daß Sie über die ganze Fronde obsiegen, jedoch unter der Bedingung, daß Sie sich ein bißchen an die getreuen Diener des Königs erinnern, und daß Sie die erste Kompanie der Musketiere jemanden übergeben, den ich bezeichnen werde ... Und Ihr, du Vallon?« »Ja, sprecht auch Ihr Euch aus,« sagte Mazarin. »Ich,« erwiderte Porthos, »ich wünschte, daß der Herr Kardinal, um mein Haus zu ehren, welches ihm ein Asyl gewährt, zum Andenken an dieses Ereignis geruhen wolle, meine Herrschaft zur Baronie zu erheben mit der Zusage des Ordens für einen meiner Freunde bei der ersten Ernennung, welche Seine Majestät vornehmen wird.« »Ihr wißt wohl, mein Herr, daß man die Ahnenprobe ablegen müsse, um den Orden zu bekommen.« »Dieser Freund wird sie auch ablegen. Wäre es überdies erforderlich, so würde ihm der gnädigste Herr sagen, wie sich diese Förmlichkeit umgehen läßt.« Mazarin biß sich in die Lippen, der Streich war geradezu, und er gab ziemlich trocken zur Antwort: »Wie mich dünkt, meine Herren, so will sich das alles nicht wohl zusammenfügen, denn während ich die einen zufriedenstelle, muß ich notwendig die anderen unzufrieden machen. Wenn ich in Paris bleibe, kann ich nicht nach Rom reisen; wenn ich Papst werde, kann ich nicht Minister bleiben, und wenn ich nicht Minister bin, so kann ich Herrn d'Artagnan nicht zum Kapitän und Herrn du Vallon nicht zum Baron machen.« »Das ist richtig.« entgegnete Aramis, »und da ich die Minorität bilde, so nehme ich meinen Vorschlag in der Beziehung zurück, was die Reise nach Rom und die Entlassung des gnädigen Herrn
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